Herz im Zwiespalt (German Edition)
abgeneigt wäre«, versuchte Lizzy ihm zu bedenken zu geben. Ihre Finger krallten sich in die Polsterlehne des Sessels vor ihr.
Ein spöttisches Lächeln huschte über seine Lippen. »Sag bloß, ich stehe auch auf ihrer Liste.«
Lizz zuckte innerlich zusammen. Das war ja wieder einmal typisch. Annabella konnte noch nicht einmal ihr eigenes Geheimnis für sich behalten.
George verschränkte die Arme auf dem Rücken und blickte auf Lizz hinunter. Obgleich ihre Wut ihn anfangs amüsiert hatte, begann sie ihn nun zunehmend zu verärgern.
»Falls dein Vater also keine weitere Tochter vorzuweisen hat, werde ich mich wohl mit dir begnügen müssen.«
Diese Gemeinheit verschlug Lizz die Sprache und verdeutlichte ihr auf brutale Weise, wie wenig er von ihr hielt. Oh Gott, er verabscheute sie ebenso tief wie sie ihn. Unter der Wucht dieser Erkenntnis drohten ihr fast die Knie nachzugeben. Sie wollte keine lieblose Ehe – wollte nicht Tag für Tag Ausflüchte erfinden müssen, um ihrem Ehemann aus dem Weg gehen zu können. Ihr Herz wurde schwer wie Blei. Doch genau so würde es sein, wenn sie diesen Mann heiraten musste. Sie las es deutlich in seinen Augen: kalt und unnachgiebig. Am liebsten hätte sie wild um sich geschlagen vor Wut und Hilflosigkeit. Allein ihr Stolz bewahrte sie davor, nicht augenblicklich in Tränen auszubrechen. Wie konnte er es wagen, sie vor eine so schreckliche Zukunft zu stellen? Lizz verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, diesem Scheusal etwas an den Kopf zu werfen, damit er wieder zur Vernunft käme. Er würde sich also mit ihr begnügen ...
Lizz reckte tapfer ihr Kinn vor und hielt seinem eindringlichen Blick stand. Niemals würde sie ihm zeigen, wie sehr er sie gerade verletzt hatte.
»Du scheinst aber eine Kleinigkeit zu übersehen, Douglas.«
»Und die wäre?«
»Ich habe nicht vor, mich mit dir zu begnügen. Heute Abend hat David Flemming um meine Hand angehalten und ich habe seinen Antrag mit Freuden angenommen.«
Seine Züge verhärteten sich. »Das wird euch beiden wenig nutzen. Meine Entscheidung ist gefallen.«
Lizz stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Zur Hölle mit dir, Douglas! Du bist nicht Gott! Du kannst nicht einfach in mein Leben einfallen und mir alles nehmen, was mir lieb und teuer ist!«
Nun war auch George wütend. Verdammt noch mal, er würde bestimmt keinen so üblen Ehemann abgeben. Weshalb konnte sie diese Heirat nicht einfach akzeptieren? Jede andere Frau würde sich auch in ihr Schicksal fügen. Warum musste ausgerechnet diese hier so verdammt stur sein?
»Ich werde vielleicht zu dieser Farce von einer Heirat gezwungen, doch die Wahl der Braut übernehme ich selbst.«
»Eine feine Wahl«, schnaubte Lizz spöttisch. »Dann solltest du keine Frau wählen, die einen anderen Mann liebt, Douglas. Denn ich schwöre dir, ich werde einen Weg finden, um mit David zusammen sein zu können.«
George packte sie grob bei den Oberarmen und zog sie so nah zu sich heran, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. Sein Gesicht war rot vor Zorn, als er warnend zischte: »Daran solltest du nicht einmal denken, Weib. Wenn mir auch nur das kleinste Gerücht zu Ohren kommt, dass du in seiner Nähe gesehen wurdest, werdet ihr beide meine Rache spüren. Niemand legt ungestraft Hand an das, was mir gehört. Hörst du mich?«
»Laut und deutlich.« Lizz befreite sich aus seinem Griff, trat jedoch keinen Millimeter vor dem zornschnaubenden Riesen zurück, sondern hob stolz den Kopf. »Mein Gott, Douglas! Was soll eigentlich dieser ganze Unsinn? Du willst mich doch gar nicht zur Frau!« Mit diesen Worten rauschte sie aus der Tür und knallte sie wütend hinter sich zu.
George stieß geräuschvoll den Atem aus. Er hasste es, wenn sie auf so dramatische Weise aus dem Raum stürmte. Ein zweiter Knall folgte, und er wusste, dass sie nun in ihrem Zimmer angelangt war.
So, so, dieses kleine Biest glaubte also, in diesen Flemming verliebt zu sein. Himmel, sie sollte ihm eigentlich dafür danken, dass er sie vor diesem mittellosen, schmächtigen Feigling bewahrte.
George schüttelte leise den Kopf und rieb sich mit der Hand übers Gesicht. Er fühlte sich plötzlich sehr müde. Sein Blick fiel auf die Wand, hinter der sich Lizzys Räume befanden. Wie von einer fremden Macht angezogen, ging er darauf zu und spreizte die Hände auf dem kalten Stein. Leises Schluchzen drang zu ihm herüber. Nicht Zorn oder Theater waren herauszuhören, sondern tiefe Verzweiflung und Schmerz.
Weitere Kostenlose Bücher