Herz im Zwiespalt (German Edition)
sich diesmal ausgesprochen schwer damit. Er sträubte sich dagegen, die zarte Margarete diesem finsteren Riesen zur Frau zu geben.
»Ich habe an Lady Annabella gedacht. Sie ist im besten Alter und bei guter Gesundheit. Ich bin mir sicher, sie wird Euch starke Erben schenken.«
George trat mit hinter dem Rücken verschränkten Händen ans geöffnete Fenster und blickte in den nächtlichen Garten hinunter. Zigeunermusik und Gelächter drangen an sein Ohr. Das Fest war wieder in vollem Gange.
Unfassbar, ging es George durch den Kopf. Allein der Gedanke an eine erzwungene Heirat müsste ihn völlig aus der Fassung bringen – doch er tat es nicht. Nicht einmal die Tatsache, dass es sich um eine Drummond handelte, ließ ihn bitteren Groll empfinden. Vielmehr war es, als würde das Schicksal jenen unausweichlichen Lauf nehmen, den es bereits vor Wochen angekündigt hatte. Genauer gesagt, den es in einem bestimmten Wirtshausstall genommen hatte. Georges Blick glitt über die Wiese zu den Buchsbaumhecken und er presste die Lippen zu einem grimmigen Strich zusammen. Sie hatte sich diesem Flemming an den Hals geworfen – sich in seine Arme geschmiegt und ihm bereitwillig ihre Lippen dargeboten. Heißer Zorn stieg in ihm auf, als er sich an den Anblick erinnerte. Zum Teufel, es hatte ihn seine ganze Selbstbeherrschung gekostet, um diesen Kerl nicht augenblicklich zu Brei zu schlagen. Georges Körper versteifte sich erneut. Eifersucht! Das ungewöhnliche Stechen in seiner Brust ärgerte ihn. Niemals hätte er geglaubt, solcher Gefühle überhaupt fähig zu sein. Zumindest nicht wegen einer Frau. Für einen prächtigen Hengst oder ein schönes Schwert konnte er sich über die Maßen begeistern, aber für eine Frau? Er verstand es beim besten Willen nicht und doch konnte er seine Eifersucht nicht leugnen.
James ließ George nicht aus den Augen. Himmel, diese kalte Gelassenheit war beinahe noch beängstigender als einer seiner Wutausbrüche.
»Wie ich hörte, ist Lady Annabellas Mitgift ziemlich beachtlich«, versuchte er dem Clanoberhaupt die Angelegenheit schmackhafter zu machen.
George wandte sich vom Fenster ab und begegnete dem König mit entschlossenem Blick. »Ich will Lizz.«
»Damit wird John nicht einverstanden sein«, mischte sich Archibald Douglas ein. Es war ein offenes Geheimnis, dass John seine jüngste Tochter vergötterte. Es würde ihm das alte Herz brechen, wenn er ausgerechnet sie an seinen ärgsten Feind verlöre.
Georges entschlossener Blick wanderte von seinem Vater zu James. »Lizz oder keine. Ihr habt die Wahl.«
Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
Ehrlich verwirrt schaute James ihm nach. »Ich hätte mit mehr Widerstand gerechnet.«
Archibalds Gesicht zeigte deutliche Sorge. »Ihr kennt meinen Sohn nicht, James. Solange er brüllt und tobt, lässt er zumindest noch mit sich reden. Wenn er jedoch diese kalte Schweigsamkeit an den Tag legt, dann wird es wirklich gefährlich.«
»John Drummond wird sich mit Händen und Füßen gegen diese Heirat wehren«, gab James zu bedenken.
Archibald Douglas nickte. »Was also werdet Ihr tun?«
16
Das energische Klopfen an der Tür entlockte George ein kleines Lächeln. Es war bereits nach Mitternacht. Eigentlich hätte er früher mit ihrem Besuch gerechnet. Ohne jede Eile legte er die Schreibfeder hin, schloss sorgfältig das Tintenfässchen und erhob sich aus den Tiefen seines Sessels.
»Oh, Lord Douglas, es ist etwas ganz Schreckliches geschehen«, verkündete Lizz aufgebracht, als George die Türe öffnete. Ihr Gesicht war aschfahl und in ihren smaragdgrünen Augen spiegelte sich das pure Entsetzen. Ohne auf eine Einladung zu warten, rauschte sie in sein Gemach.
»Ihr müsst sofort mit mir zum König mitkommen, um die Angelegenheit zu klären.«
George schloss die Tür wieder und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen dagegen. »Und was soll ich klären?«
Lizz stand mitten im Raum und knetete nervös die Finger. Sie wirkte wie ein Reh auf der Flucht und ihre Wangen röteten sich vor Verlegenheit.
»Ein Missverständnis. Ein ganz schreckliches Missverständnis«, rief sie und fuchtelte wild mit den Armen. »Mein Vater ist so verärgert über eine Heirat zwischen den Drummonds und den Douglas‘, dass er sich fast bis zur Bewusstlosigkeit betrunken hat.«
»Der Glückliche«, meinte George zynisch.
»Nun gaukelt ihm sein Verstand vor, dass Ihr mich zu Eurer Frau wollt. Was natürlich völlig absurd ist, da wir beide uns nicht
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