Herz im Zwiespalt (German Edition)
König zu reden. Es war ein offenes Geheimnis, dass George damals so sehr in Wut geraten war, dass es sechs bewaffneter Soldaten bedurft hatte, um ihn ruhig zu stellen. Anscheinend hatte auch James dieses Treffen nicht vergessen.
»Ihr seid nach Argyll Douglas der Clanälteste. Da Argyll es anscheinend vorzieht, irgendwelche verdämmten Bären zu jagen, anstatt mir die Treue zu schwören, liegt das Machtwort nun an Euch«, beschied James wütend.
»In der Tat. Dann rate ich Euch, noch einige Soldaten mehr kommen zu lassen. Mein Sohn heißt eine solche Heirat gewiss ebenso herzlich willkommen wie das Seil des Henkers.«
»Archibald, Ihr wisst, wie sehr eine Eheschließung gute Beziehungen festigt. Nur das Eheband vermag es, dort Frieden zu stiften, wo es sonst nichts als Feindseligkeiten gibt.«
Archibald war drauf und dran, dem König zu raten, seine Heiratspläne für George zu vergessen und stattdessen seinen zweitgeborenen Sohn William dafür in Betracht zu ziehen. Er besann sich jedoch darauf, wie dringend der Clan Erben brauchte, um den Fortbestand des Geschlechts zu sichern. George zählte bereits dreißig Lenze und hatte bis anhin noch keinerlei Anstalten gemacht, seinen diesbezüglichen Pflichten nachzukommen. Es mochte vielleicht egoistisch sein, doch Archibald wünschte sich endlich Enkelkinder.
»Nun, ich werde sehen, was ich tun kann. Schließlich wäre es nicht gerade gerecht, wenn wir das edelste Blut Schottlands für uns behielten, wo doch diese Drummonds einige Tropfen davon gut gebrauchen könnten.«
James nickte zufrieden.
»Eure Majestät, Lord Douglas ist soeben eingetroffen«, verkündete ein livrierter Page von der Tür her.
»Das wurde auch langsam Zeit. Führ ihn sofort herein.«
George trat gemäßigten Schrittes seinem König entgegen. »Ihr habt nach mir geschickt?«
»Bereits vor einer Stunde«, erklärte James genervt.
Mit nur einem Blick hatte George sowohl seinen Vater als auch die Soldaten wahrgenommen, und das Prickeln in seinem Nacken verriet, dass Gefahr im Anzug war. Dennoch wartete er geduldig, bis James sich ihm zuwandte.
»Folgt mir«, befahl dieser und öffnete eine unsichtbare Tür in der Wand. Dahinter lag ein zweites Audienzzimmer, etwas kleiner, doch nicht minder prunkvoll eingerichtet. Auf dem riesigen Mahagonitisch stand eine architektonische Miniaturform von Stirling Castle.
»Kommt näher, Douglas. Ich möchte Euch etwas zeigen.«
George übte sich in Geduld. Er wusste, dass der König sich sehr für Architektur interessierte. Leider teilte er diese Leidenschaft nicht im Geringsten.
»Seht Ihr diesen Anbau?«, wollte James wissen.
George nickte. »Ich habe gehört, dass Ihr im Begriff seid, eine neue Halle bauen zu lassen.«
James nickte bedächtig. »Es wird keine gewöhnliche Halle werden, sondern ein Symbol für ein geeinigtes Schottland. Mein Traum eines vereinigten Volkes wird sich in dieser Halle widerspiegeln.« Er bedeutete George näher zu treten und nahm vorsichtig das Dach der Miniatur ab.
»Seht Ihr diese Stichbalkendecke?«
Als George erneut nickte, diesmal jedoch wesentlich gelangweilter, erklärte James: »Es sind exakt sechsundneunzig Stück – genau so viele, wie es alte Clane in Schottland gibt. Jeder Balken stützt den anderen und gewährt so die Sicherheit, dass das Dach nicht einstürzt. Eine Einheit.«
Er bedachte George mit einem durchdringenden Blick. »Ich dulde es nicht, dass dieses Dach einstürzt, nur weil sich einige Balken bekämpfen.«
»Gehe ich recht in der Annahme, dass mein Clan soeben mit einem Dachbalken verglichen wurde?«, erkundigte sich George freundlich. Er war auf der Hut.
»In der Tat, und er ist mindestens ebenso wurmzerfressen wie jener der Drummonds«, bestätigte James.
Das Bild, das diese Worte hervorrief, war wenig schmeichelhaft.
»Wie dem auch sei ... Ich werde diese beiden Balken aneinander ketten, damit sie wieder eine starke Einheit ergeben.«
»Ihr sprecht von Heirat?«, fuhr George auf und starrte den König ungläubig an. Sogleich strömten die bewaffneten Soldaten ins Zimmer.
»So ist es. Ihr werdet eine der drei Töchter von John Drummond ehelichen.«
James beobachtete sorgfältig Georges Gesicht. Dieser ließ jedoch keinerlei Gefühle erkennen. Kalt und unnahbar starrte er den König an.
James nickte anerkennend. »Wie ich sehe, habt Ihr Euren Zorn heute besser unter Kontrolle.«
»Welche der Töchter?«
Gewöhnlich wurden die Mädchen dem Alter nach verheiratet, doch James tat
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