Herz im Zwiespalt (German Edition)
Ein dicker Kloß bildete sich in seiner Magengrube. Sie weinte – seinetwegen. Diese traurige Erkenntnis erfüllte seine mächtige Brust mit einem dumpfen Schmerz.
Du willst mich doch gar nicht zur Frau. Ihre Worte. Auf einmal empfand George eine verzehrende Einsamkeit.
»Du irrst dich, Kätzchen«, flüsterte er leise und lehnte mit geschlossenen Augen die Stirn an die Wand. Ja, das tat sie. Denn ihre Worte entsprachen nur zur Hälfte der Wahrheit. Es stimmte, dass er nicht die zornige Frau wollte, die ihn mit Verachtung strafte, doch er sehnte sich beinahe schmerzlich nach dem liebevollen und zärtlichen Mädchen aus dem Wirtshausstall. Er war es müde, sich ständig hart und unverwundbar zu geben. Und er war es so unendlich müde, sich immer allein gegen die grässlichen Eindrücke zu wehren, auf die er in den verwüsteten Dörfern traf.
George atmete tief durch. In ihren Augen hatte er damals ein stilles Verstehen gelesen. Einen warmen Trost, den er niemals zu finden erhofft hatte. Ja, in ihren Armen hatte er Frieden gefunden. War dieses bisschen Glück denn wirklich so selbstsüchtig von ihm?
George wandte sich von der Wand ab. Aber vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht machte er mit dieser Heirat tatsächlich einen Fehler. Was war, wenn es dieses Mädchen gar nicht mehr gab?
17
»Trinken wir auf das zukünftige Brautpaar. Mögen viele kräftige Erben aus dieser Ehe hervorgehen, um das Band zwischen den Douglas‘ und Drummonds zu festigen«, verkündete der König beim Frühstück feierlich und hob seinen Kelch. »Es ist mir eine Freude, die Hochzeit in nur zwei Tagen hier auf Stirling Castle auszurichten.«
Die ganze Gesellschaft war so verblüfft, dass sie sich nur zögernd erhoben, um ebenfalls auf das glückliche Brautpaar zu trinken. Murmeln und Flüstern erhoben sich an den Tischen und die neugierigen, teils mitleidigen Blicke zerrten schrecklich an Lizzys wunden Nervenenden. Es war entsetzlich. Mit im Schoß verkrampften Fingern und kerzengeradem Rücken saß sie neben George Douglas und fühlte sich hundeelend. Er tat es wirklich! Noch immer weigerte sich ihr Herz, dies zu akzeptieren. Dieser Bastard zerstörte doch tatsächlich ihr Glück mit David und wirkte dabei so entspannt, dass sie ihn am liebsten auf der Stelle erwürgt hätte.
Davids Gesicht spiegelte Wut und Unglauben, als sie ihn verstohlen anschaute. O Gott, er hätte es nicht auf diese Weise erfahren dürfen. Sie hatte es ihm selbst erklären wollen. Ihm sagen wollen, dass sie nur ihn liebte und dass sie bestimmt einen Weg finden würden, um diesem Schrecken ein Ende zu bereiten.
Wie es schien, wollte der König jedoch keine Zeit verlieren. In zwei Tagen! Plötzlich fielen ihr Old Pegs Worte wieder ein. Noch vor Ablauf dieser Woche wirst du einem Ehemann verpflichtet sein. Das durfte doch nicht wahr sein! Was sollte sie nur tun?
Ihr Herz fühlte sich schwer wie Blei an. Sie wagte es nicht, zu ihrem Vater zu blicken. Sie wollte den Kummer in seinem geliebten Gesicht nicht sehen, denn dann wäre es endgültig um ihre Selbstbeherrschung geschehen.
James erhob erneut die Stimme. »Leider habe ich Euch aber auch noch eine schlechte Nachricht mitzuteilen.«
Lizz hätte beinahe aufgelacht. Was konnte wohl schlimmer sein als diese Hochzeit?
»Heute Morgen erhielt ich einen Brief vom englischen König. Wir haben wohl alle vom letzten Racheakt des schwarzen Ritters gehört.«
Lizz horchte augenblicklich auf.
»Wie Ihr Euch denken könnt, schäumt Henry vor Wut.« An James‘ zufriedenem Lächeln erkannte man seine tiefe Genugtuung.
»Jetzt fordert er die sofortige Auslieferung des schwarzen Ritters.«
»Nein«, entfuhr es Lizz entsetzt. Im nächsten Moment hielt sie sich die Hand vor den Mund und schaute den König entgeistert an. Er bedachte sie mit einem seltsamen Blick, auf den ein aufrichtig erfreutes Lächeln folgte.
Auch andere Proteste wurden laut und James erhob erneut die Hand. »Wartet doch! Da niemand die wahre Identität des schwarzen Ritters kennt, wird dies natürlich nicht möglich sein. Um die Friedensverträge nicht zu gefährden, bin ich jedoch gezwungen, ein Kopfgeld auf ihn auszusetzen.«
»Ihr wollt ihn ächten?«, riefen einige empört.
James nickte. »Fünftausend Pfund für denjenigen, der zur Festname verhilft.«
James blickte warnend in die Runde. »Und lebenslangen Kerker für denjenigen, der es wagt, den schwarzen Ritter zu verraten.«
Die Atmosphäre lockerte sich sogleich ein wenig auf. Vereinzelt
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