Herz im Zwiespalt (German Edition)
ausstehen können.«
»Tatsächlich?«
O Gott, wie konnte dieser Kerl nur so ruhig bleiben, wenn doch das Unglück wie ein Damoklesschwert über ihren Köpfen schwebte. »Versteht Ihr denn nicht, er hat Margarete und mich einfach verwechselt. Aber das Schlimmste ist, er hat bereits einen Boten mit dieser Antwort zum König gesandt.«
Sie sah sich hektisch im Zimmer um, schnappte sich seine schwarze Weste und drückte sie ihm an die Brust. »Zieht Euch an, Douglas. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir müssen augenblicklich zu James gehen, bevor ...«
»Ich will deine älteste Schwester nicht heiraten«, erklärte George leichthin und warf die Weste zurück aufs Bett.
Seine Worte brachten Lizz kurzfristig aus der Fassung. »Ihr wollt nicht ...?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
Jetzt war sie erst recht verwirrt. »Aber ich dachte ... ich meine, Ihr habt doch stets ihre gute Erziehung bewundert ...«
George stieß sich geschmeidig von der Tür ab und trat zum Kamin, um sich ein Glas Cognac einzuschenken.
»Deine Schwester wäre mir nur eine Last. In Tantallon Castle herrschen raue Sitten. Ich kann keine Frau an meiner Seite dulden, die wegen jeder Kleinigkeit in Ohnmacht fällt.«
»Oh, das liegt nur daran, dass sie ihr Korsett zu eng schnü ...« Lizz verstummte mitten im Satz und errötete bis zum Haaransatz. Das war nun wirklich kein Thema für fremde Ohren. »Vergesst es.«
Sie räusperte sich leise. »Dann fand die Verwechslung eben mit Annabella statt. Wie dem auch sei, wir müssen sofort zum König.« Sie wollte die Sache ganz schnell bereinigen, denn ein überaus dumpfes Gefühl warnte sie davor, dass hier etwas ganz und gar nicht so lief, wie es sollte.
George schüttelte bedächtig den Kopf. »Es fand überhaupt keine Verwechslung statt. Du wirst meine Frau.«
»Nein«, entfuhr es Lizz augenblicklich. Sie war aufrichtig entsetzt. »Das kann nicht Euer Ernst sein. Wir haben uns vom ersten Augenblick an gehasst!«
Mit nicht geringer Genugtuung beobachtete er, wie sich ihr Gesicht vor Widerwillen verzog. Verrückterweise bescherte ihm dieser Anblick eine teuflische Befriedigung. Die Tatsache, dass sie diesem Flemming all das bot, was sie ihm so verächtlich vorenthielt, machte ihm schwer zu schaffen. Doch das würde sich jetzt ändern, schwor er sich. Von nun an war er der Einzige, der ihre Lippen kosten durfte. Der Einzige, der sich an ihrem weichen Körper erfreuen durfte. Das Wissen, dass es vor ihm andere gegeben hatte, trieb ihm heiße Stachel ins Fleisch. Um seinetwillen konnte er nur hoffen, dass er eines Tages in der Lage sein würde, darüber hinwegzusehen.
Lizz warf einen anklagenden Blick auf das Cognacglas, das er soeben auf dem Kaminsims abstellte. »Seid Ihr vielleicht ebenfalls betrunken?«
Ein kleines spöttisches Lächeln verzog seine Lippen. Dies waren nicht unbedingt die Worte, die man von einer jungen Braut erwartete.
»Ich wünschte, ich wäre es. Aber der Abend ist jung. Ich werde mein Bestes tun, um es noch zu werden.«
Lizz winkte ungeduldig ab, was ihm verdeutlichen sollte, dass es ihr herzlich egal war, was er in dieser Angelegenheit unternahm. Ihre Sorge galt dem anderen Thema.
»Nein, nein und nochmals nein«, schimpfte sie vor sich hin, während sie nachdenklich im Zimmer auf und ab ging. Unbeabsichtigt präsentierte sie ihm dabei ihr aufgeschnürtes Rückenteil. Mary war ihr gerade beim Ausziehen behilflich gewesen, als ihr Vater ins Zimmer geschwankt war, um sie von der bevorstehenden Hochzeit in Kenntnis zu setzen. Er war außer sich gewesen vor Kummer.
Georges Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln. Zuerst hatte er geglaubt, sie wollte ihn mit dieser unzulänglichen Garderobe verführen, doch ihre Bewegungen waren weder sinnlich noch sonderlich aufreizend gemeint. Im Gegenteil, gestand er sich selbst ein, diese Frau schäumte geradezu vor Widerwillen und Wut.
George entspannte sich und genoss den verbotenen Blick auf ein hauchdünnes Unterleibchen.
»Ich verstehe das nicht«, zischte Lizz anklagend. »Weshalb ausgerechnet ich? Und Ihr werft meinem Clan einen Mangel an Intelligenz vor.«
Sie ging zum Kamin, langte nach Georges Glas und nahm einen tiefen Schluck.
Im nächsten Augenblick begann sie wüst zu husten und zu keuchen. »Das ist gar kein Wein«, rief sie anklagend.
»Das habe ich auch nicht behauptet«, erklärte er freundlich.
»Was ist mit Annabella? Sie hat mir selbst gesagt, dass sie einer Heirat mit Euch nicht sonderlich
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