Herz in Fesseln
fand, war sie bereits tot.“
„Das ist ja entsetzlich“, flüsterte Anna.
„Ja … es hat lange gedauert, bis ich akzeptieren konnte, dass ihr junges Leben so plötzlich ausgelöscht worden war.“
Anna wollte ihm gern etwas Tröstliches sagen, aber da alle Worte ihr unzulänglich schienen, streckte sie spontan die Hand aus und legte sie ihm auf den Arm.
Damon blickte überrascht auf und bemerkte die Tränen in ihren Augen. „Sie haben ja ein unerwartet weiches Herz, pedhaki mou“, sagte er leise.
Anna wich zurück, als hätte er sie geschlagen. „Haben Sie etwa gedacht, ich hätte keine Gefühle?“ Sie lachte bitter auf und fügte hinzu: „Ja, natürlich! Ich hatte ganz vergessen, dass ich in Ihren Augen ein verwöhntes, oberflächliches Model bin, das nur auf sein Vergnügen aus ist und ständig ein Gefolge williger Liebhaber im Schlepptau hat. Sind Sie deswegen hier, Damon? Weil Sie glauben, dass ich mich auf eine bedeutungslose Affäre mit Ihnen einlasse?“
Die Entdeckung, dass hinter der Fassade des charmanten Playboys offenbar ein Mann steckte, der zu tiefen Empfindungen fähig war, hatte Anna unerwartet vor einen ganz neuen Konflikt gestellt. Sie bezweifelte nicht, dass Damon seine Frau geliebt hatte. Sie hatte es an dem weichen Ausdruck in seinen Augen gesehen und in seiner Stimme gehört, als er von Eleni gesprochen hatte. In ihr, Anna, sah er dagegen nur eine von vielen gut gebauten Blondinen, die sein vorübergehendes Interesse erweckten.
Es war beschämend und unwürdig, auf die junge Griechin eifersüchtig zu sein, die Damons Herz erobert hatte und deren Leben so tragisch enden musste. Dennoch musste Anna sich eingestehen, dass genau das der Fall war.
„Wenn ich nur auf schnellen Sex aus wäre, hätte ich jederzeit genügend Möglichkeiten dazu“, teilte Damon ihr unverblümt mit.
Das stimmte zwar, doch wenn er ehrlich war, waren all seine kurzen Abenteuer nur Ablenkungsmanöver gewesen.
Anna hatte ganz recht. Die Berichte über ihre zahlreichen kurzlebigen Affären hatten ihn zu der Annahme verleitet, dass sie relativ leicht zu haben war, und anfangs hatte er tatsächlich nur mit ihr ins Bett gehen wollen. Nicht, dass er jetzt nicht mehr mit ihr schlafen wollte. Im Gegenteil, es kribbelte ihn förmlich in den Fingern, den Gürtel ihres voluminösen Bademantels zu lösen, um ihren verführerischen Körper mit seinen Händen und Lippen zu erforschen. Seine Erfahrung sagte ihm, dass ihr Widerstand nur gering sein würde, wenn er es ernsthaft darauf anlegte. Selbst in diesem Moment entdeckte er in ihren unglaublich blauen Augen eine Spur von Begehren.
Doch etwas hielt ihn davon ab, die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken und ihren Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss zu erobern. Damon wusste, dass er sowohl die Erfahrung als auch die Sensibilität besaß, um Anna sexuelle Lust zu verschaffen. Aber ihm war auch klar, dass sie sich danach nur noch weiter hinter die Schutzmauer zurückziehen würde, die sie um sich errichtet hatte.
An diesem Punkt seiner Überlegungen begriff er, dass es ihm nicht genügen würde, nur ihren Körper zu besitzen, und dass er es niemals fertigbringen würde, sie zu verletzen.
„Ich glaube, wir hatten beide einige Vorurteile gegenüber dem anderen“, versuchte er daher einzulenken. „Könnten wir nicht einfach alles vergessen und noch einmal von vorn anfangen?“
Anna warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Und warum sollten wir das tun?“
„Weil mich noch nie eine Frau so bezaubert hat wie Sie“, antwortete er schlicht.
Mit wild klopfendem Herzen fragte Anna sich, was sie darauf erwidern sollte. Damon war ein Meister in der Kunst der Verführung, aber seine Worte hatten nicht wie eine aalglatte Floskel geklungen, um sie um den Finger zu wickeln. Er schien wirklich zu meinen, was er sagte. Sollte sie das Risiko eingehen, ihm zu vertrauen? Oder war er auch nur wie all die anderen Männer, die von ihrem Image fasziniert waren, ohne sich um den Menschen dahinter zu scheren?
„Jemand hat mir einmal geraten, mich damit abzufinden, dass sich Männer nur aus einem Grund für mich interessieren.“ Kaum hatte Anna es ausgesprochen, bereute sie ihre unbedachten Worte auch schon. Warum rührte sie ausge rechnet jetzt an das Trauma, das sie schon so lange quälte?
Du bist eine kleine Sexbombe, Annie. Am besten, du vergisst diesen Quatsch von romantischer Liebe, denn jeder Mann, der dich ansieht, wird sich sowieso nur für deinen Körper
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