Herz in Fesseln
aufzuhalten.
„Das ist wirklich kein Problem“, versicherte ihr Damons Begleiterin. „Ich habe meinem Mann ohnehin versprochen, vor Mitternacht zurück zu sein.“ Mit einem verschmitzten Lächeln in Damons Richtung fügte sie hinzu: „Und wir wollen ihn doch nicht verärgern, oder?“
„Bestimmt nicht“, pflichtete Damon ihr bei. „Ich will auf keinen Fall riskieren, dass Marc mir die Freundschaft aufkündigt, weil ich dich nicht pünktlich nach Hause gebracht habe.“ Als er Annas verwirrte Miene bemerkte, blitzte es amüsiert in seinen Augen auf. „Darf ich Ihnen Elaine Sotiriou vorstellen, Anna? Ihr Mann und ich sind zusammen zur Schule gegangen, und ich konnte ihn glücklicherweise überreden, mir für heute Abend seine Frau auszuleihen.“
„Das Ballett war ja ein Traum“, schwärmte Elaine und schenkte Anna ein bezauberndes Lächeln. „Es ist wirklich schade, dass Sie schon eine Verabredung mit Ihren Freunden hatten.“
Eine Viertelstunde später fuhr die Limousine vor einer Zeile mehrstöckiger, im georgianischen Stil erbauter Häuser vor. „Kommt doch noch auf einen Kaffee mit herein“, schlug Elaine vor. „Mein Mann würde sich sicher freuen, Sie kennenzulernen, Anna.“
„Ein anderes Mal vielleicht“, antwortete Damon. „Ich bringe Anna jetzt besser nach Hause.“
Am liebsten hätte sie ihn darauf hingewiesen, dass sie für sich selbst sprechen könne, doch dann ließ sie es. Abgese hen davon, dass sie alles andere als salonfähig aussah, hatte Anna nur noch den Wunsch, in ihre vertraute Wohnung zurückzukehren. Der Vorfall mit Jack hatte Erinnerungen an ihren Stiefvater wieder aufleben lassen, die sie selbst nach so langer Zeit noch mit Scham und Angst erfüllten.
Elaine verabschiedete sich, und der Rest der Fahrt verlief in beiderseitigem Schweigen. Angespannt wartete Anna darauf, dass Damon sie auf ihre Ausrede mit dem Babysitten ansprach, doch auch er schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
Schließlich hielt der Chauffeur vor ihrem Haus.
„Danke, dass Sie mich nach Hause gebracht haben …“ Anna zögerte kurz, dann fügte sie hinzu: „Und auch für … alles andere.“
„Kein Problem. Ich begleite Sie noch nach oben.“ Bevor sie protestieren konnte, war Damon schon aus dem Wagen gesprungen und hielt ihr die Tür auf.
„Das ist wirklich nicht nötig.“ Geflissentlich übersah Anna beim Aussteigen seine ausgestreckte Hand, und als Damon leicht ihren Ellbogen umfasste, um sie zum Hauseingang zu führen, zuckte sie merklich zusammen.
Befürchtete sie etwa, dass er sich gleich auf sie stürzen würde wie ihr betrunkener Freund? Schon der bloße Gedanke an einen Vergleich mit diesem Widerling veranlasste Damon, sofort seine Hand zurückzuziehen.
Als sie schließlich vor ihrer Wohnungstür standen, blickte Anna unsicher zu ihm auf. „Hören Sie, Damon, ich …“
„Keine Sorge, ich mache uns nur einen Kaffee, während Sie die Verwüstungen wieder in Ordnung bringen, die ihr Liebhaber in Ihrem Gesicht angerichtet hat. Danach verschwinde ich wieder, okay?“
„Jack ist nicht mein Liebhaber“, korrigierte Anna ihn heftig. „Genau genommen ist er nicht einmal ein Freund.“ Sie biss sich unschlüssig auf die Lippe, dann fügte sie hinzu: „Ich kann mir vorstellen, was Sie jetzt denken, aber ein Dinner mit vielen Leuten erschien mir irgendwie sicherer, als …“
„… den Abend mit mir zu verbringen?“
Als Anna darauf schuldbewusst den Kopf senkte, überkam Damon erneut dieser sonderbare Drang, sie zu beschützen. Anneliese Christiansen galt als weltgewandte Jetsetterin, die mit ihrer kühlen Schönheit schon zahllose Verehrer in ihren Bann gezogen hatte. Die Frau, die jetzt vor ihm stand, wirkte dagegen eher wie ein verängstigtes kleines Mädchen.
„Also gut“, sagte sie leise, als sie die Tür aufschloss. „Einen Kaffee, aber dann müssen Sie gehen.“
Sie sah so wehrlos und verletzlich aus, dass Damon sie am liebsten auf der Stelle in den Arm genommen hätte, doch sein Instinkt riet ihm davon ab. Stattdessen hielt er bewusst einen Schritt Abstand von ihr, als er ihr durch den schmalen Flur in die Küche folgte.
Nachdem Anna den Wasserkessel gefüllt und auf den Herd gestellt hatte, nahm sie zwei Tassen aus dem Schrank, doch ihre Hände zitterten so stark, dass ihr eine davon aus der Hand rutschte und mit lautem Klirren auf dem Boden zerbrach. Erschrocken schrie sie auf und kniete sich hin, um die Scherben aufzuheben.
„Lassen Sie mich das
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