Herz in Fesseln
Seinen Vorschlag annehmen und unten auf ihn warten oder hierbleiben und sich bei ihm entschuldigen, sobald er wieder herauskam?
Ein diskretes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken.
„Ich wollte den Tisch abholen“, informierte sie ein Hotelpage, als sie aufmachte. „Mr. Kouvaris hat uns telefonisch mitgeteilt, dass er nicht länger benötigt wird.“
Plötzlich wusste Anna, was zu tun war.
„Tut mir leid, aber unsere Pläne haben sich gerade wieder geändert. Wir wollen jetzt doch das Dinner hier oben einnehmen.“ Sie schenkte dem jungen Mann ein charmantes Lächeln. „Denken Sie, dass das noch möglich ist?“
Der Page wurde rot und hätte fast salutiert. „Für Mr. Kouvaris ist alles möglich“, versicherte er ihr. „Bleibt es denn bei der Bestellung?“
„Ja, bitte.“ Anna hatte keine Ahnung, welche Gerichte Damon ausgewählt hatte, aber es war ihr auch egal. Sie hoffte nur, dass sie das Richtige tat und seinen Ärger nicht womöglich noch mehr herausforderte.
Zehn Minuten später erschien ein Kellner mit einem voll beladenen Rollwagen. Anna beobachtete, wie er mit präzisen Bewegungen eine Weinflasche entkorkte und anschließend mit zusammengekniffenen Augen die Gläser und das Besteck zurechtrückte. Die akribische Genauigkeit, mit der er dabei zu Werke ging, zerrte an ihren ohnehin schon zum Zerreißen gespannten Nerven. Als sie hörte, wie hinter ihr leise eine Tür zuschlug, zuckte sie zusammen und drehte sich unsicher um.
Damons Haar war noch feucht von der Dusche und lockte sich leicht im Nacken. In der maßgeschneiderten schwarzen Hose und dem dazu passenden Hemd sah er unwiderstehlich sexy aus, und selbst auf die Entfernung hin konnte sie die vibrierende erotische Ausstrahlung spüren, die von ihm ausging.
„Ich dachte, es wäre doch sehr nett, hier zu essen“, erklärte sie hastig und errötete unter seinem fragenden Blick.
In dem kurzen Schweigen, das darauf eintrat, schien die Luft vor Spannung förmlich zu knistern.
„Schön“, meinte er endlich und dankte dem Kellner, der sich daraufhin diskret zurückzog.
„Darf ich fragen, was diesen plötzlichen Sinneswandel herbeigeführt hat?“, erkundigte Damon sich, sobald sie allein waren.
„Ist es nicht das Vorrecht einer Frau, ihre Meinung zu ändern?“ Anna versuchte, einen lockeren Tonfall anzuschlagen, doch es gelang ihr nicht wirklich.
Wenn du wüsstest, wie Damon sie schweigend, dann lächelte er. „Natürlich, pedhaki mou. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich sterbe vor Hunger.“
Damon war ein überaus geistreicher, amüsanter Gesprächspartner, der mit seinem Charme vermutlich jeden bezaubern konnte. Obwohl er jedes Recht gehabt hätte, ärgerlich auf Anna zu sein, schien er ihr nichts nachzutragen.
Während des Essens beschränkte er sich bewusst auf unverfängliche Gesprächsthemen, um ihr dabei zu helfen, sich zu entspannen. Sie unterhielten sich über den neuesten Film eines Regisseurs, den sie beide bewunderten, und stellten fest, dass sie eine gemeinsame Vorliebe für moderne Literatur hatten.
Schon seit einer Ewigkeit hatte Anna sich bei einer Verabredung nicht mehr so wohlgefühlt. Das Essen war hervorragend und der Wein wunderbar kühl und erfrischend, doch als Damon ihr Glas nachfüllen wollte, schüttelte sie entschieden den Kopf. Da sie kaum Alkohol trank, hatte sie bereits das eine Glas Chablis in eine beschwingte Stimmung versetzt. Es war kein unangenehmes Gefühl, aber sie wollte die Kontrolle nicht verlieren. Nicht, dass sie befürchtete, Damon könnte es ausnutzen – es war eher ihre eigene Reaktion auf die unverhüllte Bewunderung in seinen Augen, die sie beunruhigte.
Nach dem Dessert stand Anna auf und trat an eins der großen Fenster. Der Hyde Park war in Dunkel getaucht, aber auf den umgebenen Straßen herrschte reger Verkehr. Die blinkenden Lichter und die typischen Großstadtgeräusche waren ihr angenehm vertraut, und unwillkürlich gab sie einen zufriedenen Seufzer von sich.
„Lebst du gern in London?“
Anna drehte sich um und stellte fest, dass Damon dicht hinter ihr stand. Als er ihr leicht die Hand auf den Rücken legte, schienen sich plötzlich all ihre Sinne zu schärfen. Seine Berührung wirkte in keiner Weise bedrohlich, und zu ihrer Überraschung wünschte sie sich plötzlich, dass er sie in den Arm nahm und fest an seine breite Brust zog.
„Ich liebe diese Stadt“, erwiderte sie hastig, um ihre Befangenheit zu kaschieren. „Selbst als ich nach der Schule
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