Herz in Fesseln

England gekommen, um Anna zu verführen und die Zeit mit ihr zu genießen, bis sein Bedürfnis nach ihr gestillt war.
    Außerdem hatte er sie bezüglich eines entscheidenden Details in seinem Leben absichtlich im Unklaren gelassen.
    In den Jahren nach Elenis Tod hatte er es nie für nötig befunden, seine diversen Geliebten über seine Lebensumstände aufzuklären. Er hatte stets darauf geachtet, sein Privatvergnügen sauber von Beruf und Familie zu trennen, und genau so wollte er es auch in Zukunft halten. Warum er Anna von seiner Ehe erzählt hatte, war ihm selbst ein Rätsel. Vielleicht hatte er ihr ja beweisen wollen, dass mehr in ihm steckte als nur ein reicher Playboy, aber falls das der Grund gewesen war, hatte es nicht funktioniert. Er war dem Ziel, ihr Vertrauen zu gewinnen, keinen Schritt nähergekom men, und wenn er einmal ehrlich mit sich war, verdiente er es auch nicht.
    Damon unterdrückte einen Seufzer und lehnte sich in die tiefen Polster zurück. Sofort spürte er, wie Anna sich versteifte. Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und sah, wie sie sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr, ohne zu ahnen, wie provozierend diese Geste auf ihn wirkte. Heftiges Verlangen stieg in ihm auf, und er konnte nur mit Mühe dem Drang widerstehen, diesen weichen, sinnlichen Mund mit seinem zu erobern.
    Vergiss diese Frau, und such dir etwas weniger Kompliziertes, sagte er sich, doch im selben Moment wurde ihm klar, dass es dazu längst zu spät war. Die Erkenntnis war erschreckend, und das war wirklich neu für Damon. Er hatte doch noch nie vor etwas Angst gehabt. Warum spürte er dann diesen schmerzhaften Druck auf der Brust, sobald er an Annas heftige Aussage dachte, dass ein Mann mit Kindern nie für sie infrage käme?
    Auf einmal wurde Damon sich des lastenden Schweigens bewusst, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. Er wollte irgendetwas Unverfängliches sagen, um die Stimmung aufzulockern, doch da ihm beim besten Willen nichts Passendes einfiel, griff er nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein.
    Es liefen gerade die Nachrichten, und Anna war froh, dass sie sich auf den Bildschirm konzentrieren und so von Damons muskulösen Oberschenkeln ablenken konnte, die ihre fast berührten. Als der Sprecher einen Beitrag über den Wohltätigkeitsmarathon ankündigte, beugte sie sich aufgeregt vor.
    Während über die verschiedenen karitativen Projekte berichtet wurde, die durch dieses Ereignis unterstützt wurden, zeigte ein Film die Menge, die am Vortag im Hyde Park zusammengekommen war. Dann kam plötzlich Anna ins Bild, wie sie gerade den Läufer neben sich überholte. Als die Kamera auf ihren wohlgeformten Po zoomte und eine Ewigkeit dort verweilte, stieg ihr heiße Röte in die Wangen. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass ihre Laufshorts so kurz waren …
    „Das ist mal wieder typisch“, bemerkte sie verärgert. „Es haben über tausend Leute an diesem Lauf teilgenommen, aber der Kameramann scheint sich nur für mein Hinterteil zu interessieren.“
    Damon lächelte. „Ich kann den Mann gut verstehen. Immerhin ist er auch nur ein Mann, und du hast zufällig ein besonders entzückendes Hinterteil.“
    Bei seinen Worten drehte Anna sich empört zu ihm um. Sie hatte schon eine scharfe Bemerkung auf der Zunge, doch als sie die Wärme und das humorvolle Funkeln in seinen dunklen Augen sah, wusste sie plötzlich nicht mehr, was sie eigentlich hatte sagen wollen.
    Unvermittelt kehrte die Spannung zwischen ihnen zurück, aber jetzt war sie von einer knisternden Erotik getragen, die Anna trotz aller Bemühungen nicht ignorieren konnte. Atemlos und mit jagendem Puls saß sie da, während Damon langsam die Hand hob und ihr sanft mit den Fingerspitzen über die Wange strich.
    Dies war genau das Szenario, das sie hatte vermeiden wollen. Ihre Erfahrungen mit ihrem Stiefvater hatten sie gelehrt, jede Situation zu vermeiden, die für sie gefährlich werden könnte. Doch obwohl sie sich jetzt allein mit Damon in seinem Hotelzimmer befand, war es nicht Angst, die sie erbeben ließ.
    Ohne sich zu bewegen, ließ sie zu, dass er die Hand in ihren Nacken gleiten ließ und die Spange löste, die ihr Haar zusammenhielt. Als die glänzende Pracht ihr wie ein blassgoldener Vorhang über die Schultern fiel, gab Damon einen heiseren Laut der Bewunderung von sich.
    Während er spielerisch die Finger durch die seidigen Strähnen gleiten ließ, klopfte Anna das Herz zum Zerspringen. Das brennende