Herz in Gefahr? (German Edition)
dürfen, gedankt und allen einen vergnüglichen Abend gewünscht hatte.
Unter donnerndem Applaus setzte James sich wieder, und Harriet freute sich, zur Abwechslung endlich mal ein Essen zu genießen. Zumal ihr auch Claudias Anblick größtenteils erspart blieb, da ein hohes Blumenarrangement die Sicht versperrte. Mit Marcus unterhielt Harriet sich angeregt über seinen Eingewöhnungsprozess in der Kanzlei und wandte sich dann James zu, der wissen wollte, ob ihr das Zelt gefiel.
„Oh ja. Ich bin nur froh, dass Sophie nicht hier ist. Sie wäre furchtbar neidisch, weil das Zelt, das Vater für ihre Hochzeitsfeier gemietet hatte, viel schlichter war. Und wie steht es mit dir, James?“ Harriet hielt seinen Blick fest. „Bist du nun zufrieden? Hast du erreicht, was du wolltest?“
„Noch nicht ganz. Dein Vater weiß immer noch nicht, wer ich bin.“
„Genügt es dir nicht, dass ich es weiß?“ Sie lächelte kühl und nahm ihre Unterhaltung mit Marcus wieder auf.
Nach dem Essen eilten die meisten Gäste hinaus, bevor der Unterhaltungsteil des Abends begann. Harriet geleitete Moira und die Mädchen zu den Badezimmern ins Herrenhaus und zeigte ihnen auf Lilys Wunsch hin auch die anderen Zimmer, während die Herren sich im Garten eine Zigarre gönnten. Als sie ins Festzelt zurückkehrten, hatte sich eine kleine Band formiert, die für den Rest des Abends engagiert worden war.
„Tanzen Sie gern, Harriet?“, fragte Marcus und zwinkerte ihr zu.
„Ja, wenn sich die Gelegenheit ergibt.“ Sie horchte verwundert auf, als die Band mit einem Walzer begann, und musste sich das Lachen verkneifen, als sie Claudias entsetzte Miene bemerkte.
„Heute Abend ist für alle Altersgruppen etwas dabei“, erklärte James und wandte sich Harriet zu. „Darf ich um diesen Tanz bitten, Miss Wilde?“
Insgeheim fast so entsetzt wie Claudia, lächelte Harriet den anderen aufmunternd zu: Macht bitte mit!
James zog sie in seine Arme und drehte sich so geschickt mit ihr auf der Tanzfläche, dass Harriet aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam. Sie war ihm so nah, dass ihr Herz vor Aufregung schneller klopfte. „Wo hast du denn Walzer tanzen gelernt?“, fragte sie leise und versuchte zu überspielen, wie aufgeregt sie war, wieder in seinen Armen zu sein.
„Eine nette Dame in Newcastle hat es mir beigebracht, neben anderen Dingen, die aber nicht auf die Tanzfläche gehören“, fügte er anzüglich hinzu. Seine warme Hand brannte auf Harriets Rücken. „Ich musste mich nach unserer Trennung ja irgendwie trösten. Und wie war’s bei dir?“
„Ich habe fürs Studium gepaukt.“
„Hast du dich nicht getröstet? Aber vielleicht brauchtest du ja auch keinen Trost.“
Sie sah ihm direkt in die Augen. „Doch, aber es gab niemanden, der mich hätte trösten können.“
James zog sie enger an sich. „Wieso zitterst du?“
„Weil es mich nervös macht, im Mittelpunkt zu stehen“, behauptete sie und war froh, dass sich jetzt auch andere Paare auf die Tanzfläche wagten.
„Du siehst heute Abend hinreißend aus“, sagte er leise, woraufhin sie noch heftiger bebte.
„Wie das Mädchen, das du verlassen hast?“, fragte sie betont lässig.
„Nein, sie war damals noch ein Mädchen, Harriet. Und ich durfte mich nicht hinreißen lassen. Hast du das vergessen?“ Er schaute ihr tief in die Augen. „Jetzt bist du eine erwachsene Frau. Da liegen die Dinge anders.“
Wie verzaubert sah sie ihm in die begehrlich glitzernden Augen, während sie selbstvergessen über die Tanzfläche schwebte und das sinnliche Prickeln genoss. Erst als der Rhythmus wechselte und James unterdrückt fluchte, wurde sie unsanft wieder auf den Boden der Tatsachen befördert.
„Was auch immer das sein soll, diesen Tanz habe ich nicht gelernt.“
„Das ist ein Foxtrott.“
„Wir könnten herumhüpfen wie die anderen, oder möchtest du dich setzen?“
„Ich möchte mich setzen“, sagte sie so inbrünstig, dass James sich ein wissendes Lächeln nicht verkneifen konnte und sie zum verlassenen Tisch zurückführte.
„War es wirklich so schlimm, mit mir zu tanzen, Harriet?“
„Nein, ganz und gar nicht“, behauptete sie. Es war nur sehr anstrengend gewesen zu verbergen, wie sehnsüchtig ihr Körper auf seinen reagiert hatte.
„Dein Vater tappt also noch immer im Dunkeln. Willst du ihm nicht erzählen, dass wir uns von früher kennen?“
„Nur wenn du darauf bestehst. Früher oder später wird er es sowieso erfahren. Hoffentlich bin ich dann nicht
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