Herz in Gefahr? (German Edition)
in seiner Nähe!“
James musterte sie beunruhigt. „Hast du Angst, er könnte gewalttätig werden?“
„Nein. Er hat noch nie die Hand gegen mich erhoben. Aber es hat mich wirklich Nerven gekostet, ihn zu diesem Projekt heute zu überreden. Hätte ich ihn vorher aufgeklärt, wäre dein Fest hier wohl ins Wasser gefallen.“
„Warum war seine Zustimmung denn so wichtig?“
„Wir brauchen dringend Geld, um das Dach reparieren zu lassen“, antwortete sie offen und lehnte ab, als James ihr ein Glas Champagner einschenken wollte. „Ich hätte lieber gern Eiswasser aus dem Krug da.“
James füllte ein Glas und reichte es ihr. „Damals hatte ich den Eindruck, deine Familie wäre sehr reich.“
„Reich waren wir nie. Aber uns fehlte es an nichts. Das hat sich spätestens seit der Finanzkrise geändert. Vater hat viel Geld an der Börse und durch andere Fehlinvestitionen verloren.“ Sie lächelte traurig. „Für dich ist die Party ein Mittel, Genugtuung für die Zurückweisung von damals zu bekommen, mir bringt das Fest die finanziellen Mittel für die dringende Dachreparatur ein und durch die Medienberichte hoffentlich weitere Interessenten an River House als Veranstaltungsort.“
Fragend zog James eine Augenbraue hoch. „ Dir bringt es Geld ein? Nicht deinem Vater?“
Sie nickte. „Wir bekommen Gesellschaft. Und Claudia hat mich gerade mit einem hasserfüllten Blick bedacht. Du solltest jetzt lieber mal mit ihr tanzen.“
„So wie die gekleidet ist? Kommt nicht infrage! Marcus wollte sie in dem Aufzug gar nicht mitnehmen. Erst auf Moiras Zureden ist er eingeknickt.“
„Oh je. Wie kommt deine Schwester mit Krach in der Familie klar?“
„Hervorragend. Aber sie kennt die Mädchen ja auch schon seit sie auf der Welt sind. Sie hat jahrelang als Marcus’ Chefsekretärin gearbeitet, bevor sie geheiratet haben. Seine Stiefschwestern hängen sehr an ihr, genau wie deren Mutter. Louise war Marcus nie eine böse Stiefmutter.“
Harriet sah den anderen lächelnd entgegen und erhob sich, als David Walker sie zum Tanz aufforderte. Sie tanzten einen temperamentvollen Quickstepp, dem ein Tango folgte.
„Ich hatte Anfang des Jahres in Argentinien zu tun und habe mich vom Tangofieber anstecken lassen“, erzählte er. „Haben Sie Lust, Miss Wilde?“
Eigentlich wollte sie verneinen, doch dann nickte sie zustimmend. Warum sollte sie immer die Ruhige, Vernünftige in der Familie sein? „Ja, natürlich! Ich war während meiner Studienzeit Mitglied eines Tanzklubs. Lateinamerikanische Tänze haben mir immer am meisten Spaß gemacht. Hoffentlich habe ich nicht alles vergessen. Bitte seien Sie nachsichtig mit mir.“
Tangotanzen war wie Radfahren, wenn man es einmal beherrschte, vergaß man es nie mehr. David war ein erstaunlich guter Tänzer, und sie trug das perfekte Kleid für den südamerikanischen Tanz. Immer wieder fing Harriet bewundernde Blicke auf. Nur James saß mit Grabesmiene da, und Claudia platzte fast vor Wut. Als die anderen Paare die Tanzfläche verließen, um David und ihr zuzuschauen, zog Harriet allerdings die Reißleine.
„Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt“, erklärte sie außer Atem. David nickte verständnisvoll und führte sie zurück an den Tisch.
„Das war fantastisch!“, rief Moira begeistert. Lächelnd ließ Harriet sich von Marcus den Stuhl zurechtrücken.
„Tango habe ich seit meiner Studienzeit nicht mehr getanzt.“ Harriet war immer noch etwas atemlos. „Es hat richtig Spaß gemacht.“
„Ich hatte keine Ahnung, dass du so tanzen kannst“, gestand Aubrey und schaute seine Tochter ehrfürchtig an.
„Ich war während des Studiums Mitglied eines Tanzklubs. Auch Wirtschaftsprüferinnen müssen sich mal amüsieren.“
„Jetzt spielen sie eine Samba. Kannst du die auch tanzen, Harriet?“, fragte Lily aufgeregt.
„Ja, aber ich brauche jetzt eine Pause.“
„Ich kann Samba tanzen“, warf Claudia prompt ein und sprang auf. „Komm James! Tanz mit mir!“
Energisch schüttelte er den Kopf. „Ganz sicher nicht! Ich tanze nur Walzer.“
Tom sprang auf. „Dann tanzt du eben mit mir, Claudia.“
Im ersten Moment befürchtete Harriet, Claudia würde ihm einen Korb geben, doch strahlend nahm sie die Hand des jungen Mannes und lief mit ihm zur Tanzfläche.
„Dem Himmel sei Dank! Tu mir bitte einen Gefallen, James: Tanz ein einziges Mal mit ihr! Sonst müssen wir alle unter ihrer schlechten Laune leiden, bis Claudia morgen zurück nach London fährt.“
Lily
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