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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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seinem roten, aufgeschwemmten Gesicht, dem rostigem Schwert an seinem Gurt, und wie er vor Trunkenheit kaum den Würfelbecher halten kann. Nein! Niemals!«, wiederholte Helen trotzig. »Eher gehe ich ins Kloster, als Sir Matthew zu heiraten. Meine Liebe gehört Robin Bloomfield, und nur ihn werde ich zum Mann nehmen!«
    Und noch ehe Lord Waterhouse etwas entgegnen konnte, verließ Helen mit schnellen, energischen Schritten ihr Turmzimmer, sodass die dunkelbraunen Haare, die ihr bis zur Taille reichten, hinter ihr her wehten wie ein glänzender Schleier.
    Der alte Waterhouse lächelte still vor sich hin. Er kannte das ungestüme, hitzige Wesen seiner einzigen Tochter genau. Und obwohl ihn gerade ihre Halsstarrigkeit manchmal zur Weißglut treiben konnte, liebte er Helen über alles. Sie war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Und seit diese wenige Monate nach der Geburt von Andrew, Helens kleinem Bruder, vor fünf Jahren an einer schrecklichen Krankheit gestorben war, war das Verhältnis zwischen Vater und Tochter noch inniger geworden. Nein, zu keiner Zeit würde es Helens unbändiger Stolz zulassen, sich einem Mann hinzugeben, den sie nicht von ganzem Herzen liebte. Wer immer sie zur Frau bekam, dachte Lord Waterhouse mit stillem Vergnügen, würde es schwer haben, sie zu zähmen. Sollte Robin Bloomfield, der ebenfalls um Helens Hand angehalten hatte, ruhig sein Glück mit ihr versuchen. Lord Waterhouse hatte keine Einwändedagegen vorzubringen, obwohl ihm Sir Matthew aufgrund der Verwandtschaft als Schwiegersohn lieber gewesen wäre. Aber die Bloomfield Manors waren ertragreiche Ländereien, die es zwar an Größe nicht mit dem Besitz der Warthorpes aufnehmen konnten, doch Bloomfields Schafzucht war die beste in der ganzen Grafschaft, sein Wollhandel schwunghaft. Auch Lord Robin selbst gefiel dem alten Waterhouse nicht schlecht. Er war ein ganzer Mann, ein Teufelskerl sogar, wie manche behaupteten. Aus dem Krieg war er ruhmreich nach Hause zurückgekehrt. Er wusste zu befehlen, führte seine Manors gerecht, doch mit harter Hand. Seine Kühnheit und seine Stärke waren weit über seine Ländergrenzen hinaus bekannt geworden. Selbst beim Earl of Clifford stand Lord Robin Bloomfield in hohem Ansehen. Sollte Helen ruhig den Mann ihrer Träume heiraten, wenn sie unbedingt wollte. Lord Waterhouse war es recht, solange sie nur glücklich dabei war.
    Helen eilte die Treppen hinunter zur Halle, in der Sir Matthew Warthorpe auf ihre Antwort wartete. Er hatte es sich auf einer Bank am Kamin bequem gemacht und bereits den zweiten Krug Wein geleert. Nun lehnte er mit dem Kopf an der Wand, die mit kostbaren, reichbestickten Teppichen bedeckt war, und hielt ein Schläfchen. Helen betrachtete mit leiser Abscheu den Mann, der sie zur Frau begehrte. Sein aschefarbenes Haar hing ihm in zerzausten Strähnen ungepflegt um den Kopf, das Gesicht wirkte fahl und vom Wein aufgeschwemmt, die kurze, knubbelige Nase war gerötet. Sir Matthew hatte den Mund leicht geöffnet und stieß leise Schnarchtöne aus, die von einem Schwall säuerlichen Atems begleitet wurden. Sein weißes Leinenhemd war vom Rotwein befleckt, die Stiefel schlammverkrustet, der Umhang fadenscheinig.
    Helen seufzte. In ihren Widerwillen hatte sich nuneine Spur Anteilnahme gemischt. Sie erinnerte sich an den Mann, der Sir Matthew noch vor wenigen Jahren, bevor er auf Befehl seines Vaters eine herrische und zänkische Frau geheiratet hatte, gewesen war. Damals hatte er wirklich stattlich ausgesehen: groß, mit warmen braunen Augen, die aus dem gut geschnittenem Gesicht hervorblitzten, und mit sauber gestutztem Bart. Doch dann war ihm die Frau, für die er niemals mehr als Abscheu empfunden hatte, gestorben, ohne ihm den Erben, den er sich so gewünscht hatte, zu hinterlassen. Die Verachtung, die ihn seine unansehnliche Gemahlin Zeit ihres Lebens spüren ließ, verursachte bei Matthew schon bald ein Gefühl der Unzulänglichkeit, dem er nur durch den Genuss mehrerer Krüge Wein und Ale entfliehen konnte.
    Nur zu deutlich klangen ihm noch immer die Worte seiner Frau im Ohr: »Du Schlappschwanz! Verstehst es nicht einmal nachts, deinen Mann zu stehen! Ein elender Schwächling bist du, nichts weiter, und ein lausiger Herr obendrein. Dir mangelt es an allem, was einen stolzen Edelmann ausmacht.«
    Niemals wieder, so schwor Sir Matthew Warthorpe am Totenbett, würde er eine Frau in seiner Nähe dulden, die ihm nicht willenlos gehorchte, ihm nicht Ehrfurcht und

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