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Herz in Gefahr (German Edition)

Herz in Gefahr (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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bewunderungswürdigen Feldherrn Talbot war es gelungen, seine Männer wieder so weit zu ermutigen, dass sie bereit waren, noch eine letzte Schlacht um die Rückeroberung von Bordeaux zu schlagen. Die Neuankömmlinge wurden deshalb mit verhaltenem Jubel begrüßt und waren in Sekundenschnelle von den Kämpfern umringt.
    »Wie sieht es zu Hause aus«, wollte einer wissen.
    »Steht die Ernte gut auf dem Halm?«, fragte ein anderer. Ein jeder der alten Soldaten suchte jemanden ausseiner Heimat, um die neuesten Nachrichten von dort zu hören.
    Und dann war es soweit. Alle rüsteten sich zur letzten und entscheidenden Schlacht um Bordeaux. Im Lauf eines Nachmittags befahl Talbot seinem Heer aufzubrechen. Als die Dämmerung endlich der tiefdunklen Nacht gewichen war, führte er die Vorhut, zu dem auch die Männer der Grafschaft Cliffordshire gehörten, einen Hügel entlang auf Bordeaux zu.
    Es war das erste Mal, dass der junge Lord Bloomfield an einer solch großen und entscheidenden Schlacht teilnahm. Und ungeachtet der Reden der erfahrenen Soldaten freute er sich darauf wie auf ein Abenteuer. Endlich erhielt er die Gelegenheit, seine Tapferkeit, seinen Mut und die Treue seinem Lehnsherrn gegenüber unter Beweis zu stellen.
    Im Schutz der Dunkelheit formierten sich die Männer zu einer Linie. Talbot erläuterte einem jeden seine Aufgabe für den nächsten Tag. Angespannt lauschte Robin seinen Worten. Dicht an dicht standen die Pferde der Kämpfer, ihre Rüstungen schimmerten im fahlen Mondlicht. Links neben Robin befand sich Sir Matthew Warthorpe, der einen prall gefüllten Weinschlauch über den Hals seines Pferdes gelegt hatte. Warthorpe und Bloomfield waren Nachbarn in Cliffordshire, und die beiden Männer kannten sich von Kindheit an. Gemeinsam waren sie im nahe gelegenem Kloster von Bruder Gregor unterrichtet worden, gemeinsam hatten sie als Jungen so manchen Kampf mit dem Holzschwert ausgefochten. Und schon damals hatte Warthorpe den ungestümen, um vier Jahre jüngeren Robin, der stets den Sieg davontrug, nicht leiden können. Auch jetzt bedauerte es Sir Matthew sehr, neben Robin in den Kampf ziehen zu müssen. Denn die beiden Männer waren so verschieden, wie sie verschiedener nicht sein konntenauch heute noch. Während Robin dem Kampf entgegenfieberte und es vor Ungeduld kaum schaffte, ruhig auf seinem Pferd sitzen zu bleiben, wünschte Matthew sich nichts sehnlicher, als daheim in der Halle seiner Burg zu sitzen und mit einigen Kumpanen ein zünftiges Würfelspiel zu veranstalten.
    Leise befahl Talbot nun, alle Lichter zu löschen, jeden Lärm zu vermeiden und noch etwas zu schlafen, um frisch und ausgeruht in die Schlacht ziehen zu können. Die Männer richteten ihre Lager her und verbrachten die Nacht im herbstnassen Gras. Doch kaum einer von ihnen fand Schlaf. Es war kalt, und die Aufregung vor der bevorstehenden Schlacht hielt sie wach. Nur Sir Matthew Warthorpe hatte es mit Hilfe seines Weinschlauches geschafft, wie betäubt am Boden zu liegen und laut zu schnarchen. Rechts neben Robin hatte sich der Earl of Clifford niedergelassen. Er sah mit sorgenvoller Miene auf den dreißig Jahre jüngeren Bloomfield, der vor Tatendrang und Draufgängertum nur so strotzte, und konnte sein Bedauern nicht unterdrücken.
    »Am morgigen Tag wird die Entscheidung fallen«, sagte er in die Dunkelheit und Stille der Nacht. »Wenn es stimmt, dass Karl VII. von Frankreich seine berüchtigte Artillerie gegen uns einsetzt, wird unser Heer in wenigen Stunden große Verluste erleiden.«
    »Solange Talbot uns führt, kann uns nicht viel passieren«, antwortete Robin mit der Unbekümmertheit und Naivität eines unerfahrenen Soldaten.
    »Auch Talbot ist nicht unsterblich«, erwiderte der Earl und strich mit der Hand über seinen Bart, der schon lange von grauen Strähnen durchzogen war. »Genauso wenig wie wir alle.«
    Danach schwiegen die beiden für eine Weile und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Robin teilte Cliffords Befürchtungen nicht. Er kannte keine Angst vor dem Feind und war einfach noch zu jung an Jahren,um auch nur für eine Sekunde an den Tod zu denken. Er fühlte sich so mutig, dass er glaubte, nichts auf der Welt könne ihn erschrecken. Doch was er für Tapferkeit und Kühnheit hielt, war lediglich jugendliche Sorglosigkeit und Unwissenheit.
    Der alte Clifford dagegen, der schon so manche Schlacht geschlagen hatte, wusste um die Hoffnungslosigkeit dieses letzten Kampfes. Er ahnte, dass die Engländer die

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