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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Alexander
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sich wie ein dummer Schuljunge vorkam, einfach stehen. Sein Bruder hatte vielleicht recht. Es war möglich, dass Truscott die Armenviertel nur benutzte, um seine Gelüste zu stillen. Kein bewunderungswürdiges Verhalten für einen Geistlichen, aber verständlich.
    In diesem Moment gesellte sich seine Gattin zu ihm. “Musstest du unbedingt mein Kleid opfern?”, neckte sie ihn.
    “Habe ich es ruiniert? Entschuldige, mein Engel.”
    “Entschuldigst du dich wegen des Kleides oder weil du versucht hast, mich zu täuschen?”
    Er lachte und legte ihren Arm auf seinen. “Werde ich das jemals schaffen?”
    “Das bezweifle ich. Du hättest mich nur zu bitten brauchen, wenn du dich allein mit Frederick unterhalten wolltest.”
    “Und wärest du gegangen?”
    “Nur mit dem größten Widerwillen.” Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. “Ich wollte deine Geheimnisse hören.”
    “Geheimnisse, mein Liebling?”
    “Ja, mein Liebling”, spottete sie liebevoll. “Du hast seit mindestens zwei Tagen irgendwelche Neuigkeiten, und es ist Zeit, dass du sie mit mir teilst.”
    “Vertraue mir! Du wirst sehr bald alles erfahren, wie ich hoffe.” Er führte sie in den Ballsaal zurück und stellte sich mit ihr zu einer Quadrille auf.
    Charles Truscott erwachte in recht guter Stimmung. Seine Vorhaben verliefen nach Plan. Seine Spießgesellen von Seven Dials würden ihm dienen, wie sie es schon früher getan hatten. Gewalt war für sie nichts Neues, und es gab kein wirksameres Motiv als den Anblick von Gold.
    Und was Judith anging, konnte sie sich und ihren Liebhaber ruhig ein paar Wochen lang quälen. Sein eigener Sieg würde dann nur umso süßer sein. Wenn es so weit war, würde er sie ihrem Freundeskreis so leicht entreißen, wie man eine reife Frucht vom Baum pflückt.
    Wie immer war seine Morgenandacht gut besucht, und die Predigt zog seine Gemeinde in ihren Bann. Wirklich eine meiner gelungeneren, dachte er zufrieden. Wie immer verband er die Androhung der Hölle mit dem Versprechen auf Erlösung.
    Als die Andacht zu Ende war, folgte er seiner üblichen Routine und stand in der Vorhalle und lächelte seinen scheidenden Gemeindemitgliedern feierlich zu. Ein oder zwei Worte an die Reicheren unter ihnen brachten ihm anerkennende Worte und inbrünstige Versprechen ein, ihm bei seinem guten Werk beizustehen.
    Als er seine leere Kirche wieder betrat, rieb er sich die Hände. Seine lästige Aufgabe war auch für den heutigen Tag erledigt. Und es war ein geringer Preis, den er für die sicher sehr ansehnliche Summe in der Kollekte zahlen musste. Er freute sich bereits darauf, das Geld zu zählen.
    Dann bemerkte er das Kind hinter einer Säule. Er eilte vorwärts, begierig, die Neuigkeit zu hören, die er voller Ungeduld erwartete.
    “Nun?”, fragte er barsch.
    Der Junge wich zurück und achtete wohlweislich darauf, dass eine Kirchenbank zwischen ihm und Truscott stand. “Man sucht Sie, Mister. Da gibt’s zwei Tote, die müssen verschwin’n.”
    Truscott erstarrte. Seine gedungenen Mörder mussten es vermasselt haben. Er hatte ihnen doch den Fluss vorgeschlagen, wo die Leichen dann einfach fortgetrieben worden wären. Aber zwei Leichen? Er musste wissen, was geschehen war.
    “Wer … wer ist tot?” Seine Kehle war trocken.
    “Kumpel von Ihn’n, sacht Nellie.” Der Junge schenkte ihm ein wissendes Lächeln.
    Truscott schwankte schockiert. Er konnte kaum atmen. Roter Nebel schwamm ihm vor den Augen, und heiße Wut ergriff von ihm Besitz.
    Beim Anblick seines verzerrten Gesichts fing der Gassenjunge an zu laufen, aber der Geistliche war zu schnell für ihn. Er drehte ihm den dünnen Arm auf den Rücken.
    “Ich gehe nicht hin”, zischte er.
    Dem Jungen rollten vor Schmerzen die Tränen über die Wangen. “Is’ doch nich’ meine Schuld”, schluchzte er. “Wenn Sie bei Sonnenuntergang nich’ da sind, kommen sie zu Ihn’n …”
    In diesem Moment verlor sein Folterer die letzte Selbstbeherrschung. Er wollte ausschlagen und jene verletzen, die für das Versagen seiner Pläne verantwortlich waren. Irgendjemand musste büßen. Er fing an, dem Jungen Schläge auf den Kopf zu verabreichen, wobei er wahllos auf Augen, Nase und Mund eindrosch.
    “Aufhören!” Er hörte das Entsetzen in Judiths Stimme selbst durch die Nebel seiner mörderischen Wut.
    Er sah auf und entdeckte sie in der offenen Pforte, aber es war eine Judith, die er nicht wiedererkannte. Es gab keine Spur von dem schüchternen kleinen Mädchen, das

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