Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Alexander
Vom Netzwerk:
die kommende Saison gebrauchen mochten. Judith würde die Rechnungen keiner Untersuchung unterziehen, davon war sie überzeugt, und die bevorstehende Hochzeit diente ihr als hervorragende Entschuldigung.
    Bessie war die Einzige, der Judiths Blässe auffiel.
    “Miss, Sie werden noch Ihre Augen ruinieren mit all diesem Geschreibsel”, sagte sie streng. “Ich weiß nicht, wie Sie mitten in der Nacht mit nur einer Kerze sehen können.”
    “Mir fehlt nichts, Bessie.” Judith lächelte.
    “Gar nicht wahr! Sie sind seit Tagen nicht mehr draußen gewesen. Gucken Sie doch bloß mal, Miss, die Sonne scheint. Wollen Sie heute nicht im Park spazieren gehen?”
    Judith ließ sich überreden. Es war angenehm, die warme Sonne auf der Haut zu spüren und durch die frische Luft zu laufen. Plötzlich war Dan neben ihr, und Bessie fiel stillschweigend ein paar Schritte zurück.
    “Mir scheint, Sie haben einen Komplizen, Sir.”
    “Sei nicht böse auf Bessie. Wie hätte ich dich sonst sehen können? Du hast das Haus seit Tagen nicht verlassen. Du siehst sehr angespannt aus. Was ist los, meine Liebe?”
    Die Zärtlichkeit in seiner Stimme war zu viel für sie.
    “Ich weiß nicht”, brachte sie schwankend hervor. “Ich wünschte, ich wüsste es.”
    “Ist etwas passiert?” Er legte ihr beide Hände auf die Schultern und betrachtete sie aufmerksam. “Kannst du es mir nicht sagen?”
    Judith zögerte nur kurz. “Dan, was weißt du über die Pocken?”, fragte sie.
    “Sehr wenig, Judith, aber warum willst du das wissen?”
    “Nur so. Gibt es im Moment eine Epidemie in der Stadt?”
    “Liebe Judith, du warst dieser Krankheit doch nicht ausgesetzt, hoffe ich!”
    “Nein, nein, aber jemand sagte mir, dass es Fälle davon in der Stadt gibt.”
    “Ich habe nichts dergleichen gehört”, erwiderte er stirnrunzelnd. “Normalerweise reicht schon die bloße Erwähnung des Wortes, um einen panikartigen Massenexodus zu verursachen.”
    “Selbst wenn es in einem abgelegeneren Stadtteil passiert?” Charles Truscott hatte den Aufenthaltsort seiner Mutter nicht erwähnt.
    “Es ist nicht leicht, die Neuigkeiten über einen Ausbruch geheim zu halten”, versicherte Dan ihr. “Dafür breitet sich diese Krankheit zu schnell aus.”
    Diese Information milderte Judiths Sorge nicht. Erst Tage nach dem seltsamen Ereignis in Charles’ Kirche hatte sie begonnen, sich Gedanken zu machen. Warum hatte er bisher nie etwas von seiner Mutter erwähnt? Hatte er Angst gehabt, Judith könnte ihn mit unangenehmen Fragen quälen?
    “Du bist also sicher, dass selbst isolierte Fälle nicht verborgen geblieben wären?”, fragte sie weiter.
    “Nein, denn es gibt Orte, in denen immer Krankheiten grassieren, und die ersten Symptome der Pocken ähneln denen einer Erkältung. Warum bist du so an diesem Thema interessiert?”
    “Es ist nur, dass Charles …” Sie unterbrach sich. Sie konnte mit Dan nicht über ihren Verdacht reden. Aber seine Aufmerksamkeit war geweckt, und er hatte nur auf eine Gelegenheit wie diese gewartet.
    “Er wäre natürlich einer der Ersten, die davon erfahren würden. Das heißt, wenn er jemals in die Armenviertel geht.” Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Selbstverständlich hatte der Geistliche weder seinen Besuch in der Rookery noch sein Haus in Seven Dials ins Gespräch gebracht.
    “Seine Pflichten bringen ihn oft in Kontakt mit den Armen”, sagte Judith. “Aber er sagt, er schwebe nicht in Gefahr, weil er vor einigen Jahren einen milden Anfall dieser Krankheit erlitten hätte. Ich wollte mit ihm gehen, aber er wollte nichts davon hören.”
    Dan blieb entsetzt stehen. “Du darfst auf keinen Fall diese Orte betreten!”, befahl er schroff. “Es sind nicht nur die Pocken, Judith. Diese Gegenden sind regelrechte Abgründe.”
    Sie sah ihn traurig an. “Ich weiß von der entsetzlichen Armut dort, Dan. Prudence und Sebastian nehmen großen Anteil an diesen Angelegenheiten.”
    “Und weißt du von dem Schmutz und Gestank, den betrunkenen Bettlern, den zerlumpten Kindern, den Dieben und den Mördern?”
    Judith wurde blass. “Dann ist Charles also täglich in Gefahr?”
    “Nein, er nicht. Hat er gesagt, wo er hingeht?”
    “Nicht in die Armenviertel, Dan. Er will zu seiner Mutter, und er fürchtet, dass sie die Pocken hat.”
    Plötzlich ergab alles einen Sinn, und Dan wusste, warum Truscott diese Krankheit ins Spiel gebracht hatte. “Hast du sie kennengelernt?”, fragte er leichthin.
    “Du wirst mich für

Weitere Kostenlose Bücher