Herz in Gefahr
Geistlicher?”, rief der Earl ungläubig.
“Es ist kaum zu fassen”, stimmte sie zu. “Aber wenn du mir nicht glaubst, frag Prudence, die ihn in seiner eigenen Kirche ertappt hat.”
Frederick legte ihr eine Hand auf den Arm. “Natürlich glaube ich dir”, sagte er ruhig. “Hast du es Judith gesagt?”
“Nein. Sie weiß nur, dass wir den Mann nicht mögen, aber wir können sie nicht umstimmen. Was sicher kaum verwunderlich ist. Die Ehe muss ihr als die einzige Alternative zu einem elenden Leben mit Mrs Aveton erscheinen.”
“Ein Schicksal, das man nicht einmal seinem ärgsten Feind wünschen würde. Judith mag recht haben, meine Liebe. Männer besitzen eine starke Leidenschaft. Aber die Ehe könnte diese mildern.”
“Frederick, du enttäuschst mich!”, rief seine zierliche Schwägerin scharf. “Truscott machte mir keine bedeutungslosen Komplimente. Er war ausgesprochen aufdringlich. Perry hätte ihn umgebracht, wenn er davon gewusst hätte.”
“Und wer, meine Liebe, soll das Objekt meiner Rache sein?” Peregrine kam auf sie zu.
Elizabeth errötete und fragte sich unruhig, wie viel von der Unterhaltung er gehört haben mochte. Peregrine war kein nachsichtiger Mann und nicht geneigt, eine Beleidigung seiner Gattin ungesühnt zu lassen.
“Wir sprachen über Charles Truscott”, erwiderte Frederick ungerührt. “Keiner von Elizabeths Lieblingen, wie mir scheint.”
“Auch keiner von meinen. Er ist ein schäbiger Kerl mit einer zwielichtigen Herkunft. Weißt du irgendetwas über ihn?”
“Nichts, was nicht allgemein bekannt wäre. Sein Aufstieg zum Ruhm soll sehr plötzlich erfolgt sein.”
“Zu plötzlich!” Peregrine trat auf den Kleidersaum seiner Frau und sah erschrocken nach unten. “Verflixt! Jetzt habe ich deine Robe zerrissen. Entschuldige, mein Liebes. Kannst du ihn mit einer Nadel feststecken? Ich werde wirklich von Jahr zu Jahr ungeschickter!”
Elizabeth sah ihn mit gespielter Strenge an und lächelte dann liebevoll. Sie hob den Saum leicht an und machte sich auf die Suche nach einem Zimmermädchen.
“Wirklich sehr ungeschickt, mein Lieber! Manchmal erstaunt es mich, dass deine Frau dich nicht durchschaut.”
“Meistens tut sie es.”
“Nun, da du allein mit mir reden willst, sagst du mir am besten, was du auf dem Herzen hast.”
“Es ist wegen Truscott. Ich sage dir, Frederick, da stimmt etwas nicht. Sebastian ließ ihn verfolgen, und er ging in ein Bordell und danach nach Seven Dials. Wir haben Prudence und Elizabeth nichts davon gesagt.”
“Das will ich hoffen, Perry. So wie ich deine Frau kenne, könnte sie ihn direkt daraufhin ansprechen. Und er befindet sich vielleicht nur aus Gründen der Barmherzigkeit dort.”
“Barmherzigkeit? Du kennst ihn nicht”, sagte Peregrine düster. “Ich vertraue jedenfalls Elizabeths Urteil.”
“Ganz richtig.” Der Earl schenkte seinem jüngsten Bruder ein leichtes Lächeln. “Es war schon immer besser als deins.”
Peregrine achtete nicht auf den Einwurf. “Nenn es weibliche Eingebung, wenn du willst, aber beide Frauen waren entsetzt, als sie von der Verlobung hörten.”
Der Earl legte ruhig die Fingerspitzen aneinander und dachte nach. “Und was erwartest du von mir?”
“Du verfügst über Quellen, die uns anderen nicht zugänglich sind. Willst du dich nicht umhören? Natürlich ist Diskretion vonnöten.”
Man hörte den Earl nicht oft lachen, aber jetzt konnte er sich nicht zurückhalten. “Ich denke, dass ich dir das versprechen kann”, sagte er. Seine Diskretion war in politischen Kreisen sprichwörtlich.
“Ich weiß”, wandte Peregrine ein. “Ich würde nicht fragen, wenn es nicht um Judith ginge. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie das Opfer dunkler Machenschaften wird.”
“Du übertreibst. Ist die Dame nicht zufrieden mit ihrer Wahl?”
“Doch, aber sie ist so unbedarft. Dieser gerissene Schurke hat sie getäuscht.”
“Du scheinst dir dessen sehr sicher zu sein. Wir wollen hoffen, dass ihr euch irrt. Überlass es mir, Perry. Und jetzt entschuldige mich, ich muss wieder zu meinen Gästen zurück.”
Peregrine war nicht ganz zufrieden. “Wir irren uns nicht. Glaube nicht, dass Truscott das Bordell als Geistlicher betrat. Er hat die Nacht in Seven Dials verbracht.”
Der Earl hob erstaunt die Brauen. “Erwartest du von einem wohlbekannten Priester, dass er solche Damen in den vornehmeren Teilen der Stadt besucht, wo man ihn erkennen könnte?”
Er ging hinaus und ließ Peregrine, der
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