Herz in Gefahr
denke ich. Nichts, was sie tut oder sagt, wird meine Meinung über sie ändern. Ich vertraue ihr ohne Einschränkung.”
Judith hob den Kopf und sah ihn verblüfft an. Jeder andere Mann hätte diese Situation auf die schlimmste Art ausgelegt.
“Ich möchte mit Ihnen sprechen”, flüsterte sie.
Dan fasste einen Entschluss. “Wenn Sie mich entschuldigen wollen?” Er verbeugte sich vor der versammelten Gesellschaft und ging hinaus. Er hatte Judith für immer verloren. Jetzt wusste er es.
Sobald er gegangen war, kam Truscott auf Judith zu und nahm ihre Hände in seine. “Ihre Stiefmutter wird uns sicher kurz allein lassen, Liebste.” Über ihren Kopf hinweg warf er Mrs Aveton einen herrischen Blick zu, und so gehorchte sie ihm, wenn auch nur mit größtem Widerwillen.
“Meine Liebe, wie unangenehm das doch für Sie gewesen sein muss”, sagte er beruhigend. “Wollen Sie sich nicht setzen?”
“Was müssen Sie von mir denken?”, sagte sie leise. “Ich schulde Ihnen eine Erklärung.”
Er durfte nicht zulassen, dass sie sich Vorwürfe machte. Judith war fähig, ihr Verlöbnis zu lösen, weil sie glaubte, seiner nicht wert zu sein. “Keine Erklärung, Liebste. Es ist keine nötig. Und nun lassen Sie uns die Sache vergessen. Wir werden nicht wieder darüber reden.”
“Sie sind sehr gut.” Mit Tränen in den Augen lief sie aus dem Zimmer. Jetzt war sie in ihrem Glauben bestärkt worden, dass er ein Mann von hochherziger Großzügigkeit war. Wenn sie ihn nicht liebte, so konnte sie ihn wenigstens bewundern.
Truscott schenkte sich ein Glas Wein ein. Er war sehr zufrieden mit dem Ausgang der Dinge. Er hatte Judith, wo er sie haben wollte. Von jetzt an würde es keine Schwierigkeiten mehr geben in seiner Werbung um dieses geistlose Geschöpf.
Er erlaubte sich ein selbstgefälliges Lächeln. Seine Stimmung hob sich. Es war auch höchste Zeit, dass das Blatt sich für ihn wendete. Heute Morgen war er in übelster Laune erwacht. Margrave hatte ihn am vorherigen Abend versetzt, obwohl Truscott bis lange nach Mitternacht auf ihn gewartet hatte.
War er misstrauisch geworden? Truscott konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was ihn alarmiert haben könnte. Allmählich wurde die Zeit knapp. Mit großem Widerwillen machte er sich wieder auf den Weg nach St. Giles.
Er begab sich in die Schenke, in der Margrave sich oft aufhielt, und zu seiner Erleichterung entdeckte er ihn tatsächlich an einem Tisch in einer dunklen Ecke. Aber er war nicht allein. Truscott verbeugte sich vor Margraves Begleiterin, die ihn ohne Scheu mit kühnen Blicken bedachte.
“Machst dir wohl allmählich Sorgen, was, Charlie?” Margrave lächelte verschlagen.
“Nicht im Mindesten!” Truscott setzte sich und machte dem Wirt ein Zeichen. “Ma’am, kann ich Ihnen etwas anbieten? Und auch dir, mein lieber Margrave?”
“Ganz der Gentleman, was, Jenny? Ich hab dir doch gesagt, er würde dir gefallen.”
“Oh, das tut er wirklich!” Das Mädchen lehnte sich nach vorn und schenkte Truscott einen Blick auf ihren vollen Busen. “Er ist genau die Art von Gentleman, die ich mag.”
“Meine Liebe.” Truscott hob sein Glas wie zu einem Toast. Das Mädchen besaß Vorzüge – es sei denn, sie war Margraves Freundin.
“Meine Nichte”, sagte der Fälscher mit einem vielsagenden Augenzwinkern. Er wollte sie als eine Art Sicherheit gegen einen möglichen Verrat benutzen. Wenn Jenny Truscott im Auge behielt, fühlte Margrave sich sicherer.
“Das arme Ding tauchte gestern spätabends auf”, log er. “Ich konnte sie unmöglich im Stich lassen. Sie kennt niemanden in London.”
“Und ich hab keine Arbeit und keinen Platz, um mich warm zu halten”, fuhr das Mädchen fort. Sie presste ihren Schenkel gegen Truscotts, und er spürte, wie sein Blut sich zu regen begann.
Er gab vor, einen Moment zu überlegen. “Das braucht kein Problem zu sein”, sagte er schließlich. “Ich besitze ein Haus in Seven Dials. Wie es der Zufall will, bin ich gerade auf der Suche nach einer Haushälterin. Besitzen Sie Erfahrung?”
“Jede Menge!”, sagte sie anzüglich. “Ich werd’ Sie nicht enttäuschen, Sir.”
“Davon bin ich überzeugt.” Er tastete unter dem Tisch nach ihr und schob ihren Rock hoch. Ihr Gesicht verriet keine Gefühle, als er sie zu streicheln begann.
“Nun, vielleicht sind Sie so freundlich und treffen mich morgen dort?” Truscott gab ihr die Adresse. “Sagen wir gegen Mittag?”
“Schön, und jetzt zisch ab,
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