Herz in Gefahr
verbergen.
“Dan, sieh mich an!”, bat Judith. “Kannst du mir jemals verzeihen?”
“Dir verzeihen? Was denn?”, brachte er stöhnend hervor. “Ich sollte dich um Vergebung anflehen, weil ich dich solch einer Gefahr ausgesetzt habe.”
Sie nahm sein geliebtes Gesicht zwischen beide Hände. “Du hast doch versucht, mich zu warnen. Aber ich wollte nicht hören. Wie konnte ich nur so blind sein?”
“Nicht nur du, mein Liebstes. Truscott hatte alle getäuscht.”
“Prudence und Elizabeth nicht. Und dich?”
“Ich habe ihn vom ersten Moment an gehasst”, sagte er schlicht. “Aber ich war ja auch wahnsinnig vor Eifersucht.”
“Das hast du aber gut verborgen.”
“Ich musste, Judith. Wir waren davon überzeugt, dass du nur so lange sicher warst, wie deine Verlobung mit ihm bestand. Aber bis heute hatten wir keine Beweise. Da kam der Bow Street Runner zu mir und sagte, er hätte Truscotts Versuch beobachtet, Margrave zu töten.”
“Margrave ist der Mann, der ihn erschossen hat?” Judith schloss schaudernd die Augen. “Er ist tot, nicht wahr?”
“Ja, mein Liebling. Versuche, nicht mehr daran zu denken. Es ist vorüber. Jetzt wollen wir nur noch an unsere Zukunft denken.”
Er beugte den Kopf herab und küsste sie mit einer Leidenschaft, die sie die langen Jahre der Trennung vergessen ließ. Sie waren immer noch in enger Umarmung, als die Kutsche vor dem Wentworth’schen Haus zum Halten kam.
Judith fühlte sich schwindlig, und als Dan ihr herunterhelfen wollte, versagten ihr die Beine den Dienst. “Entschuldige, aber ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig”, sagte sie mit unnatürlich hoher Stimme.
Dann fiel sie gegen ihn und versank in tiefer Dunkelheit.
15. KAPITEL
Judith erwachte in der Morgendämmerung. Sie sah sich verwirrt um. Dies war nicht ihr Zimmer.
Sie versuchte, sich zu bewegen, und zuckte vor Schmerz zusammen. Vorsichtig berührte sie den festen Verband um ihre Rippen. In einer Ecke des verdunkelten Raumes flackerte eine Kerze, und bei diesem schwachen Licht sah Judith Dan, der an ihrem Bett saß. Er schien zu schlafen, aber er rührte sich, als die Tür geöffnet wurde.
“Du musst dich etwas ausruhen”, flüsterte Elizabeth. “Du warst die ganze Nacht wach. Geh jetzt! Ich bleibe bei Judith.”
“Nein, ich will nicht”, kam die starrköpfige Antwort. “Ich will den Arzt sehen.”
“Das sollst du ja auch, mein Lieber. Aber er wird kaum bei Morgengrauen kommen. Sobald er da ist, werde ich dich rufen.”
Dan schüttelte den Kopf. “Er meinte, sie könnte Fieber bekommen. Ich muss bleiben.”
Judith fühlte eine kühle Hand auf der Stirn. “Sie hat kein Fieber, Dan. Geh jetzt! Im Augenblick siehst du schlimmer aus als Judith. Du darfst sie nicht ängstigen. Wenn sie aufwacht, wird sie mit dir sprechen wollen.”
“Ja”, sagte Judith und öffnete die Augen. “Wie lange bin ich schon hier?”
“Seit gestern, mein Liebling. Du bist ohnmächtig geworden.”
Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. “Das war dumm von mir. Es muss ein Schock für dich gewesen sein.”
Elizabeth beugte sich über sie. “Judith, er hat dir mit dem Messer eine tiefe Wunde zugefügt. Durch ein Wunder ist keins der wichtigen Organe verletzt worden.”
“Aber noch bist du nicht außer Gefahr.” Dan war noch immer außer sich vor Sorge. “Es gibt das Risiko eines Fiebers.”
“Ich werde kein Fieber bekommen”, versprach Judith und berührte liebevoll seine Wange. “Aber ich bin sehr müde. Willst du dich nicht auch hinlegen, mein Liebling? Komm später wieder zu mir.”
Nachdem er Judith unzählige Anweisungen gegeben hatte, nahm Elizabeth ihn schließlich am Arm und schob ihn fast mit Gewalt hinaus.
“Er ist wie ein Besessener”, sagte sie kichernd. “Du hast uns einen ziemlichen Schrecken eingejagt! Dieser fürchterliche Schurke! Versuch am besten, alles zu vergessen, Judith. Ich habe großartige Neuigkeiten. Prudence hat Sebastian vor kaum einer Stunde zwei wundervolle Töchter geschenkt. Ihre Wehen hatten schon begonnen, bevor er das Haus verließ, aber sie verriet es ihm nicht. Deswegen bin ich ja zu Hause geblieben.”
“Oh, meine Liebe, was für eine Nacht du hinter dir hast!”
“Es war nicht langweilig, das stimmt”, sagte sie lachend. “Perry holte den Arzt, sobald Sebastian fort war. Warte, bis du die kleinen Lieblinge siehst, Judith. Sie sind einfach anbetungswürdig.”
“Und Prudence?”
“Sie ist müde, aber überglücklich. Und was
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