Herz in Gefahr
Sebastian angeht”, fuhr sie fort und verdrehte komisch verzweifelt die Augen. “Er und Dan hatten die Dienste des Arztes nötiger als jeder andere.”
Judith seufzte. “Sebastian hätte sie nicht allein lassen dürfen.”
“Aber, Judith, sie wollte, dass er bei dir blieb. Sie glaubte, dass du froh über seine Unterstützung sein würdest.”
“Sie hatte recht. Wenn ich ihn nicht gehabt hätte! Ich kann immer noch nicht glauben, was geschehen ist. Es kommt mir vor wie ein fürchterlicher Albtraum.”
“Denk nicht mehr daran. Du musst dich jetzt ausruhen. Kann ich dir etwas bringen?”
Judith schüttelte den Kopf. “Ich möchte nur schlafen.” Sie schloss die Augen.
Später kam der Arzt und wechselte ihren Verband, und obwohl Judith Schmerzen hatte, gab sie keinen Laut von sich.
“Kann ich mich jetzt anziehen und hinuntergehen?”, bat sie. “Ich verspreche, still zu sitzen.”
“Was ist hier los?” Dan stand an der Tür.
“Nun, Sir, diese junge Dame hat ihre eigene Vorstellung von einer richtigen Genesung.” Der Arzt sah Judith streng an. “Miss Aveton, Sie haben großes Glück gehabt. Ihre Wunde wird schnell heilen, wenn Sie auf meinen Rat achten. Wenn nicht, ist eine fiebrige Reaktion nicht auszuschließen.”
“Miss Aveton wird Ihnen aufs Wort gehorchen”, warf Dan ein. “Dafür werde ich sorgen.” Er verbeugte sich vor dem Arzt, als dieser lächelnd hinausging.
“Kleines Gänschen”, sagte er zärtlich. “Hast du mir nicht schon genug Grund zur Sorge gegeben? Ich bin in den vergangenen Wochen um zehn Jahre gealtert.”
Judith sah zu ihm auf. “Ich kann nichts dergleichen erkennen. Dein Haar ist nicht grau geworden.”
“Es war sogar weiß, meine Liebe. Ich sah mich gezwungen, es zu färben.” Er nahm sie liebevoll in den Arm und küsste sie.
Mit einem glücklichen Seufzer lehnte sie den Kopf an seine Schulter. “Ich hätte niemals an dir zweifeln dürfen. Oh, mein Liebster, es hat nie einen anderen für mich gegeben. Ich musste immer daran denken, wie es zwischen uns gewesen war. Unsere Trennung brach mir fast das Herz. Ich glaubte, mein Leben sei zu Ende. Nichts schien mehr einen Sinn zu haben. Und deswegen …”
Er unterbrach sie mit einem weiteren Kuss. “All das ist vorbei. Wir werden nicht mehr davon sprechen.”
“Aber wir müssen, Dan. So vieles ist unbeantwortet geblieben. Ich werde keine Ruhe finden, wenn ich nicht alles erfahre.”
“Vielleicht hast du recht”, stimmte er zu. “Aber danach musst du das Ganze ruhen lassen. Versprichst du mir das?”
Sie nickte, und ihre Hände umfassten sich, als er zu sprechen begann. Dan erwähnte so wenig er konnte von den besonders unangenehmen Einzelheiten der Geschichte. Judith zuckte zusammen, als er ihr von dem Haus in Seven Dials erzählte.
“Also hat Nan die Wahrheit gesagt?”, flüsterte sie.
“Ja, Liebes. Ihr Kind ist von Truscott.”
“Oh, das arme Ding! Wo ist sie jetzt? Ich habe ihr versprochen, zu helfen.”
“Sie ist hier. Sebastian hat sie mitgenommen. Die Dienerschaft macht ein ziemliches Aufheben um das Baby, und der Arzt gibt ihm gute Überlebenschancen.”
“Gott sei Dank!”
Dan tätschelte ihr die Hand und fuhr ernst fort: “Unsere Informationen bekamen wir von einem Bow Street Runner, den Sebastian vor Wochen auf Truscott angesetzt hatte. Seine Entdeckungen beunruhigten uns, aber es gab keinen Beweis für ein Verbrechen. Und so fand Sebastian es besser, wenn wir warteten. Oh, Judith, ich hätte niemals nachgeben dürfen. Wenn ich überlege, dass wir zu spät hätten kommen können!”
Judith drückte seine Hand. “Mach dir keine Vorwürfe, Liebster. Margrave hätte ihn in jedem Fall ermordet, davon bin ich überzeugt. Ich wäre Truscotts Witwe geworden, bevor ich seine Frau wurde.”
“Du hättest niemals Truscotts Frau sein können. Er hat vor Jahren schon geheiratet.”
“Nan?”
“Nein, ich glaube, die Frau lebt in Essex. Frederick hat uns heute Morgen davon unterrichtet.”
“Der Earl of Brandon? Er war auch darin verwickelt? Ich kann es nicht glauben!”
“Elizabeth bat ihn um seine Hilfe. Sie war so überzeugt, dass Truscott ein Schurke war, und Frederick besitzt Quellen, die normalen Sterblichen verschlossen sind.”
“Wie soll ich euch allen nur danken?”
“Nun, meine Liebe, du könntest damit anfangen, dass du mir noch einen Kuss gibst.” Dan küsste sie mit einer Leidenschaft, die alle Bitterkeit der Vergangenheit auslöschte und Judiths Herz mit einer
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