Herz nach Maß (German Edition)
gegenüberliegenden Seiten Platz.
»Tut mir leid, dass ich keine besonders große Herausforderung bin«, sagte Will entschuldigend.
»Du hast dich gut geschlagen. Du brauchst nur ein wenig Übung. Es geht darum, dir bildlich vorzustellen, was du willst, und es dann geschehen zu lassen.«
Will grinste vor sich hin und rief sich Pauls ganz ähnlichen Kommentar ins Gedächtnis. Könnte er einfach die Augen schließen und sich wünschen, dass Jack ihm in die Arme fiel?
»Worüber lächelst du?«, fragte Jack mit schief gelegtem Kopf.
»Ich habe gerade nur gedacht, wie toll es wäre, wenn das wirklich funktionieren würde. Ich meine, einfach die Augen schließen und uns wünschen, die Welt zu verändern.«
»Das wäre schön«, sagte Jack lächelnd. »Aber das habe ich nicht gemeint. Ich meinte, dass du dich konzentrieren musst. Dass du deinen Blick auf eine Ebene mit der Kugel bringen und dir vorstellen musst, wohin sie rollt. Es kommt darauf an, wo du die Kugel triffst, auf welcher Seite. Es kommt auf die Kraft des Stoßes und den Winkel an. Du musst vorausschauend denken und vor deinem geistigen Auge sehen, wohin die Kugel rollt und wie das die Ausgangsstellung für den nächsten Stoß beeinflusst. Vermutlich könnte man sagen, dass es eine Metapher für das Leben ist: Alles, was man tut, hat Einfluss auf das, was als Nächstes geschieht.«
»Und manchmal«, fügte Will hinzu, »ist es einfach nur verdammtes Glück.«
»Sicher«, stimmte Jack zu. »Obwohl ich, je länger ich lebe, immer mehr glaube, dass wir glücklicher werden, je härter wir für etwas arbeiten.«
Sie leerten ihre Gläser und Jack schenkte ihnen erneut ein. In dieser vertrauten Umgebung fühlte er sich wie zu Hause. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bekomme langsam Hunger. Die machen hier ganz gute Pizza, wenn du reichlich salzigen Käse und Fett magst.« Jack grinste.
Will, der Feta-Käse, griechische Oliven und sonnengetrocknete Tomaten auf Pizzaboden aus Sauerteig frisch aus dem Holzofen favorisierte, log: »Meine Lieblingspizza.«
Mit einer Handbewegung winkte Jack eine Kellnerin herbei. Während er die Pizza bestellte, schenkte sie Will einen langen, musternden Blick. Er war an derartige Reaktionen von Frauen gewöhnt und beachtete sie deshalb kaum.
Sobald sie wieder weg war, wandte sich Will Jack zu. »Danke, dass du mitgekommen bist. Ich schätze, manchmal fühle ich mich ein wenig einsam.«
Wie er gehofft hatte, nahm Jack das Thema auf. Er war nun definitiv offener und entspannter, nachdem die Rechnung gezahlt worden war und sie nicht länger in einer Geschäftsbeziehung zueinander standen. »Ich fühle mich auch einsam. So viele Jahre lang verheiratet zu sein, trainiert einen darauf, jemanden um sich zu haben.«
»Das kann ich mir vorstellen. Du musst sie wirklich vermissen.«
»Ja, das tue ich, wenn auch nicht unbedingt auf die Art, die du vielleicht erwartest.«
»Was meinst du damit?«
»Na ja, wir haben so jung geheiratet. Eigentlich zu jung, um zu wissen, was wir da taten. Und dann haben wir irgendwie dringehangen. Ich war an sie gewöhnt, verstehst du. Und sie an mich. Aber ich weiß ehrlich nicht, ob das, was wir miteinander geteilt haben, wahre Liebe war oder einfach nur Gewohnheit.«
»Hm.« Will überdachte das. Er war überrascht, dass Jack eine so ungeschönte Wahrheit eingestanden hatte. Er entschied, ein wenig nachzuhaken. »Glaubst du, dass du immer noch mit ihr zusammen wärst, wenn sie… hm, wenn sie immer noch hier wäre?« Er fühlte die Spitzen seiner Ohren heiß werden aus Angst, dass er Jack mit der unhöflichen Erinnerung daran, dass sie tot war, verärgert hatte.
Jack sah nachdenklich aus, jedoch nicht beleidigt. »Darüber habe ich schon oft nachgedacht. Ja, wahrscheinlich wäre ich das. Wie trennt man sich von jemandem, der sich auf dich verlässt? Der sich fast sein ganzes Leben lang auf dich verlassen hat?«
Er hob sein Glas und trank. »Ich glaube, mein Pflichtbewusstsein hätte mich bei ihr bleiben lassen. Aber seit sie nicht mehr da ist, hatte ich eine Menge Zeit, mein Leben noch einmal richtig zu überdenken. Eine Bestandsaufnahme, könnte man sagen. Ich glaube nicht, dass es viel bringt, der Vergangenheit nachzutrauern – zumindest versuche ich, mir das in meinen zurechnungsfähigeren Momenten einzureden.
Trotzdem kann ich nicht aufhören, mich zu fragen, was wohl passiert wäre, wenn die Dinge anders abgelaufen wären…« Er machte eine Pause und starrte ins Leere. Will
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