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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Thompson
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mit zu Wills Haus gekommen war?
    Himmel, hör auf damit. Das Wort homosexuell klang so förmlich, so veraltet. Dann war Will eben schwul, na und? War es ein Verbrechen, einen schwulen Freund zu haben? Er hatte weibliche Freunde – oder wenigstens war er davon ausgegangen, welche gehabt zu haben –, als Emma noch da gewesen war. Wenn er mit einer von ihnen allein in der Küche gewesen wäre, hätte das notwendigerweise bedeutet, dass Sex in der Luft lag? Nein.
    Er und Will waren über die zwei Wochen, die er an dessen Küche gearbeitet hatte, so etwas wie Freunde geworden. Will war ein angenehmer Gesprächspartner. Er verstand die Sache mit Emma und ging einfühlsam mit Jacks selbst auferlegten Einsamkeit um, ohne dass Jack sich dabei befangen fühlte.
    Jack musste zugeben, dass er es mochte, wie Will an seinen Lippen hing, voller Ehrfurcht über seine Fähigkeiten bei der Renovierung und seinen Künstlerblick , wie Will es nannte. Wenn er mit Will zusammen war, kam er sich nicht wie ein einfacher Handwerker vor. Dann fühlte er sich, als würde die Arbeit, die er leistete, tatsächlich etwas bedeuten.
    Er warf einen Blick durch den Raum und bewunderte seine eigene Handarbeit. Die Marmorarbeitsflächen glänzten, der Fußboden sah aus, als wäre er schon immer da gewesen, die Haushaltsgeräte fügten sich perfekt ein. Er sah hoch zur Decke, um die geprägte Eichenblattmusterung auf dem weißen Zinn zu begutachten. Diese Küche, dachte er stolz, könnte in einer dieser Heimwerker-Zeitschriften abgebildet sein.
    Mit einem Tablett, auf dem Tassen, ein Kännchen Kaffeesahne und eine Schüssel mit Zucker standen, näherte sich Will dem Tisch. »Ich werde eine große Dinnerparty geben müssen, um meine neue Küche zu präsentieren.«
    Unvermittelt stellte sich Jack diesen Esstisch, an dem acht Leute Platz hatten, voll besetzt mit Wills reichen, jungen Freunden vor – die aufstrebenden Macher der Finanzbranche. Oder vielleicht würde er nur Schwule einladen, Männer vom Typ GQ-Model , einer attraktiver als der andere. Sie würden ihre Champagnerflöten erheben, die kleinen Finger abgespreizt, während sie sich gegenseitig lispelnd zuprosteten, bevor sie sich einer ausschweifenden Orgie hingaben…
    Komm schon, Crawford, reiß dich zusammen.
    Will ließ ihn noch einmal kurz allein, um dieses Mal mit einer Flasche Cognac und zwei Cognacschwenkern zurückzukommen. »Ich dachte, wir könnten auf die neue Küche anstoßen«, sagte er, während er alles auf dem Tisch abstellte.
    Er holte die Kaffeekanne und stellte sich neben Jack, als er in jede Tasse aromatischen, dampfenden Kaffee einschenkte. Als er sich nach unten beugte, streifte sein Arm Jacks Schulter und die Berührung schickte einen unerklärlichen Schauer an Jacks Wirbelsäule entlang.
    Will setzte sich Jack gegenüber und deutete auf die Cannoli. »Bedien dich, bitte. Du hättest nicht auf mich warten müssen.«
    Jack wählte einen Cannolo und biss in die luftige, knusprige Ummantelung. Die cremige Frischkäsefüllung explodierte himmlisch auf seinen Geschmacksknospen und er schloss die Augen, um in dem süßen Rausch zu schwelgen.
    Als er die Augen öffnete, um nach seinem Kaffee zu greifen, bemerkte er, dass Will ihn anstarrte. Die großen, grünen Augen fokussierten ihn wie eine Katze die Maus. Er fühlte, wie er errötete, was absolut lächerlich war.
    Will entkorkte den Cognac und goss eine großzügige Menge in die Schwenker, von denen er einen Jack reichte. Jack zögerte, nahm dann jedoch das Glas, weil er nicht unhöflich sein wollte. Er sah auf die schwere, bernsteinfarbene Flüssigkeit hinunter, schwenkte das Glas und beobachtete den sich bildenden Strudel.
    »Ist alles okay?«
    Jack schaute zu Will auf und gestand aufrichtig: »Ist eine Weile her, dass ich so etwas Hochprozentiges getrunken habe. Man könnte sagen, dass ich in den ersten Monaten nach dem Tod meiner Frau in ein tiefes Loch gefallen bin. Ich denke, ich habe mich ein wenig zu sehr auf den Alkohol eingelassen, um den Tag zu überstehen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Das war mir nicht bewusst.« Will streckte die Hand aus. »Ich kann das wieder wegräumen, wenn du willst.«
    »Nein, nein. Ich würde gerne einen Cognac mit dir trinken. Inzwischen ist genug Zeit vergangen. Ich denke, ich kann verantwortungsbewusst trinken.«
    »Na gut.« Will hob sein Glas Richtung Jack, der sein eigenes ebenso erhob. »Auf meine wunderschöne neue Küche. Danke, Jack Crawford, für deine gewissenhafte,

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