Herz nach Maß (German Edition)
vor Neugier beinahe umkam, ob seine kleine Show Jack erregt hatte oder ob er einfach nur neugierig gewesen war, wusste er, dass jetzt nicht die Zeit war, um dem weiter auf den Grund zu gehen.
Stattdessen würden sie ins Pub gehen und ganz nett, unkompliziert und unbedrohlich Zeit miteinander verbringen. Vielleicht würde er Jack anschließend zu sich nach Hause einladen, vielleicht auch nicht. Jack würde es ihn wissen lassen, auf die eine oder andere Art, das Richtige zu tun. Ein Schritt nach dem anderen…
***
Über heißen, knusprigen Fish 'n' Chips und Gläsern mit Guinness Stout unterhielten sich Will und Jack über ihre Arbeit, Filme, die sie gesehen hatten, Politik, den Aktienmarkt und die Benzinpreise, eigentlich über alles, außer über das, was direkt unter der Oberfläche schwelte – zumindest nach Jacks Empfinden.
Noch immer sah er das Bild von Will vor seinem geistigen Auge: nackt, von Wasserdampf umgeben, den Kopf zurückgelegt, seinen Penis in der Hand… Wieder bettelte sein Schwanz um Aufmerksamkeit. Jack grinste in sich hinein, als ihm der Gedanke kam, dass er seit seiner Teenagerzeit nicht mehr so viele Erektionen gehabt hatte, wenn der kleinste Reiz das Blut geballt in seinen Unterleib schickte.
Es war schwer, Will zu folgen – was auch immer er gerade erzählte. Jack nahm einen tiefen Atemzug und ließ ihn langsam wieder entweichen. Er zwang sich dazu, sich zu beruhigen und aufmerksamer zu sein. In ein paar Minuten würde er aufstehen und Dart spielen müssen und das Letzte, was er da gebrauchen konnte, war eine verräterische Erektion, die seine Hose ausbeulte.
Will plauderte weiter. Seine Themen entbehrten absolut jeden Anzeichens sexueller Anspannung, die bei ihm zu Hause zwischen ihnen aufgekommen war. Ein Teil von ihm war über die Atempause erleichtert, aber gleichzeitig war er auch verstimmt. War dieser atemberaubende Kuss keine große Sache für Will gewesen? Küsste und massierte er jeden Kerl, den er bei sich im Haus hatte? Hatte Jack die ganze Angelegenheit vollkommen falsch interpretiert?
Das war alles so neu, dieses Gefühl, außerhalb seines Erfahrungshorizonts zu sein. Jacks Leben war immer so vorhersehbar gewesen, so leicht, so… langweilig. Er hatte ein Leben damit verbracht, auf der sicheren Seite unterwegs zu sein. Er hatte keine Haken geschlagen. Er tat, was erwartet wurde. Er hatte Emma geheiratet, als man ihm gesagt hatte, dass es das Anständigste wäre. Er hatte das College auf Eis gelegt, weil ein Vater seine Kinder unterstützte.
Er hatte nie das berüchtigte Feuerwerk mit Emma erlebt, obwohl sie eine liebenswerte Frau gewesen war. Zum Teil hatte das an ihrer Zurückhaltung, fast schon Widerstand im Bezug auf Sex gelegen.
Anfangs hatte er versucht, Emma davon zu überzeugen, dass ihr nackter Körper wunderschön war, aber das hatte er bald aufgegeben. Ihr Körper hatte Emma beschämt, nicht weil er hässlich gewesen wäre – absolut nicht –, sondern weil sie in dem Glauben aufgewachsen war, dass der menschliche Körper sündig war und versteckt werden sollte. Sex war etwas gewesen, das heimlich hatte vonstatten gehen müssen, immer im Dunklen und vielleicht zu seinem Vergnügen, aber nicht zu ihrem.
Der Kurs war in ihrer ersten Nacht eingeschlagen worden, als sie noch im Abschlussjahrgang der Highschool gewesen waren und sie sich ihm hingegeben hatte. Wie er später erkannte, hatte sie Sex als Mittel benutzt, um ihn zu kontrollieren, für sich zu gewinnen und ihn zu halten.
Da war keine Leidenschaft gewesen, nur zusammengekniffene Augen und geballte Fäuste, während sie ihn gedrängt hatte, sich zu beeilen und zum Ende zu kommen. Jung, geil, dumm und noch immer auf der Flucht vor den Gefühlen, die Luke in ihm aufgewühlt hatte, hatte er irrtümlicherweise angenommen, dass sie nur Angst hatte, weil das ihr erstes Mal gewesen war. Er hatte ebenfalls Angst gehabt, aber er war zu erregt gewesen, um sich darum zu kümmern.
Sie war eine pflichtbewusste Ehefrau gewesen und hatte ihm erlaubt, während ihrer Ehe ein- oder zweimal die Woche Sex mit ihr zu haben, mit Ausnahme der Zeit während und direkt nach ihrer Schwangerschaft. Soweit er wusste, hatte sie niemals einen Orgasmus gehabt.
»Ist schon okay«, hatte sie ihm stets versichert. »Ich brauche das nicht. Das hier ist für dich. Halt mich einfach fest. Das ist alles, was ich will.«
Anfangs hatte er ihr nicht geglaubt. Während ihres ersten Ehejahres war er überzeugt gewesen, dass er sie ändern
Weitere Kostenlose Bücher