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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Thompson
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und sehen, wie oder ob es überhaupt etwas mit seinen jetzigen Reaktionen und Wünschen zu tun hatte.
    »Dieser Kuss«, wiederholte Will sanft, sein Gesichtsausdruck zärtlich, aber aufmunternd.
    »Das… das war nicht mein erster.«
    Will neigte fragend den Kopf. »Na ja, das habe ich auch nicht gedacht. Ich meine, du warst verheiratet und so.«
    »Nein, nein«, sagte Jack fahrig. Als er das Lächeln bemerkte, das sich auf Wills Lippen ausbreitete, wurde ihm bewusst, dass er es absichtlich falsch aufgefasst hatte. Will zog ihn auf. Wie konnte er so unbeschwert mit etwas so Gewaltigem umgehen?
    Oder vielleicht war es gar nicht so gewaltig? Es war nur ein Kuss gewesen. Jack machte aus einer Mücke einen Elefanten – oder nicht?
    »Einen Mann«, sagte er schließlich. »Ich habe einmal einen Mann geküsst. Vor langer Zeit. Wir waren beste Freunde. Sein Name war Luke. Wir waren noch Kinder, gerade mal achtzehn.« Er hielt die Luft an, während er Wills Reaktion abwartete.
    Will nickte, obwohl ihn die Offenbarung nicht zu überraschen schien, im Gegenteil. »Okay. Viele Leute experimentieren rum. Das ist absolut normal. Das bedeutet nicht, dass du schwul bist.«
    »Wir haben mehr gemacht, als uns nur zu küssen.« Jack wusste, dass sein Gesicht inzwischen feuerrot war, aber er war entschlossen, Will die Wichtigkeit seines Geständnisses aufzuzeigen. »Zumindest… zumindest hat er mehr gemacht. Mit mir.« Er verbarg sein Gesicht hinter seiner Cola, als er das Glas leerte.
    Will sah erheblich interessierter aus. »Im Ernst? Aber dann hast du geheiratet…«
    »Ja. In der nächsten Nacht haben meine Freundin und ich es durchgezogen. Sie wurde schwanger. Wir haben geheiratet. Ende der Geschichte.«
    »Wow. Und dieser Kerl –«
    »Luke.«
    »Luke. Was war mit ihm?«
    »Er hat die Stadt verlassen. Ist verschwunden. Seit wir zwölf waren, war er mein bester Freund, aber danach habe ich ihn nie mehr gesehen.«
    »Also war es nur dieses eine Mal.«
    »Genau.« Jack wartete, während Will das Gesagte verarbeitete.
    Nach einem Augenblick lächelte er. »Schon okay. Das macht dich immer noch nicht schwul.«
    Jack stellte sein Glas etwas zu heftig auf dem Tisch ab. Ihm wurde klar, dass er gewollt hatte, dass Will bestätigte, dass er schwul war. Oder wenn schon nicht das, dann wenigstens neugierig. Oder dass er bisexuelle Tendenzen zeigte. Die Worte sprudelten weiter aus ihm hervor, als er Dinge sagte, die er jahrelang nicht einmal zu sich selbst zu sagen gewagt hatte.
    »Es hat mir gefallen. Verstehst du? Ich war so erregt. Seitdem habe ich so was Intensives nie wieder erlebt. Nie. Nicht bis« – seine Stimme wurde zu einem Flüstern – »heute.«
    Mehrere Herzschläge lang schwieg Will. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »War es… war es für dich auch etwas Besonderes? Ich meine, mache ich hier einfach eine große Sache wegen nichts?« Jack hörte den Anflug von Verzweiflung in seiner Stimme.
    Er unterbrach sich, schluckte und räusperte sich. Er war ein erwachsener Mann. Er konnte ehrlich sein. Vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben konnte er absolut aufrichtig zu jemandem sein, ganz egal, wie beängstigend sich das anfühlte.
    »Ich muss gestehen, Will, ich habe keine Ahnung, was ich hier gerade mache. Ich kenne den nächsten Schritt nicht. Ich weiß nicht, was du in mir siehst, falls du überhaupt etwas in mir siehst, das über eine kleine Abwechslung hinausgeht. Das übersteigt meinen Erfahrungshorizont bei Weitem. Das solltest du wissen. Ich kenne die Regeln nicht. Ich weiß nicht, wie man das hier spielt.«
    Jack wusste, dass er hoffnungslos naiv klang, aber andererseits war er das auch, oder nicht? Dieser Kuss und wie Will ihn anschließend berührt hatte. Die Hände, die seinen Rücken gestreichelt, seine Muskeln gelockert und ihn in den Schlaf massiert hatten, nur damit er anschließend aufwachte und den sexy nackten Mann dabei beobachtete, wie er sich selbst Vergnügen bereitete…
    Jack fühlte sich ruhelos, verängstigt, aufgeregt, beinahe schüchtern und doch zur selben Zeit ausgesprochen energiegeladen von der Erkenntnis, dass sein Leben gerade vor Möglichkeiten explodierte, die er sich bis jetzt nie erträumt hatte.
    Will taxierte ihn. Sein Blick war intensiv, beinahe grimmig. »Das ist kein Spiel, Jack. Es gibt keine Regeln. Ich weiß, das alles ist sehr neu für dich. Ich würde gerne mehr über dich und Luke hören. Ich möchte besser verstehen, was du fühlst, was du erwartest. Was das zwischen

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