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Herz nach Maß (German Edition)

Herz nach Maß (German Edition)

Titel: Herz nach Maß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Thompson
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kleine Arschloch dramatisch davonstampfen hören.
    Jack zog sich neben Will auf das Sofa hoch. Er war blass. Auf seiner Stirn und der Oberlippe hatte sich ein Schweißfilm gebildet. Er sah aus, als würde er gleich ohnmächtig werden.
    Jack wischte sich mit einer Hand über die Stirn, ehe er unnötigerweise sagte: »Das war mein Sohn. Mein jüngerer Sohn, Eric.«
    »Hab ich mir gedacht«, sagte Will und versuchte sich erfolglos an einem Lächeln.
    Für mindestens eine halbe Minute saß Jack regungslos wie ein Stein da. In der Zwischenzeit sammelte Will seine Unterhose und die Jeans auf. Die Endorphine seines gerade erst erlebten Orgasmus hatten sich vor Schock aufgelöst.
    »Bist du okay?« Will streckte eine Hand aus, um einen Spermafleck von Jacks Wange zu wischen. Abrupt schob Jack seine Hand weg. Stattdessen legte er seine eigene Hand an den Fleck und sah dann auf seine Finger.
    »Oh Gott...« Er klang benommen. »Ich muss mit ihm reden.« Unbeholfen stand er auf und wandte sich zum Gehen. Seine Bewegungen waren abgehackt und unkoordiniert, als ob sein Nervensystem und seine Muskeln streiken würden. Er sah nicht zu Will zurück. Er bat ihn nicht, zu warten, und auch nicht, zu gehen.
    An der Tür drehte er sich schließlich um. »Es tut mir leid«, flüsterte er. »Es tut mir so leid.« Dann war er verschwunden.
    Will sank in die Couch zurück. Sollte er jetzt einfach gehen? War's das gewesen? Jack hatte sich erwischen lassen und jetzt war alles vorbei?
    Jetzt erinnerte sich Will wieder an das Geräusch, das er gehört hatte, und vermutete, dass es die Türklingel gewesen war. Er dachte an das Haus seiner eigenen Eltern. Er hätte ebenfalls geklingelt, aus reiner Höflichkeit, nur um sich dann selbst reinzulassen, obwohl er seine Ankunft mit Begrüßungsrufen kundgetan hätte. Vielleicht hatte Eric ebenfalls gerufen, aber sie hatten ihn nicht gehört, so versessen, wie sie aufeinander gewesen waren.
    Scheiße, was für ein Chaos. Was für ein blödes, lächerliches Chaos. Will mochte kein Chaos. Er mochte die Dinge sauber und ordentlich. Und ganz besonders mochte er es nicht, verurteilt zu werden, schon gar nicht von einem dahergelaufenen, rotznäsigen, kleinen Dreckskerl, der die Partnerwahl seines Vaters missbilligte . Missbilligung oder besser gesagt absolutes Entsetzen und Abscheu hatten ihm glasklar ins Gesicht geschrieben gestanden.
    Was für ein Schock, herauszufinden, dass dein Vater eine Schwuchtel war, dachte Will bitter. Natürlich hatte Jack die Neuigkeit nicht gleich seiner Familie mitgeteilt. Dafür war alles noch viel zu frisch. Wie würde Jack darauf reagieren, ertappt worden zu sein? Würde er leugnen, was Eric mit seinen eigenen Augen gesehen hatte? Würde er es nicht nur gegenüber Eric, sondern auch sich selbst gegenüber leugnen?
    Er wollte ihnen nachlaufen und Jack anflehen, das, was sie hatten, nicht durch Lügen zu verraten oder dadurch, dass er Entschuldigungen für das suchte, was in der Privatsphäre seines eigenen Zuhauses zwischen zwei erwachsenen Männern geschehen war. Er wollte schreien, dass das nicht Erics oder sonst jemandes Angelegenheit war.
    Tränen traten Will in die Augen. Ein aufregender, wundervoller Moment war ruiniert worden, möglicherweise über die Möglichkeit einer Reparatur hinaus zerstört worden.
    Wenn man sich nicht verliebt, muss man sich auch nicht entlieben. Und viel wichtiger: Man kann nicht verletzt werden.
    Will war verletzt, und das heftig. Er beugte sich vor und stützte den Kopf in seine Hände. Er wollte ihnen in die helle, kleine Küche folgen. Er wollte Jack und sich selbst verteidigen, dem Kleinen sagen, dass er vielleicht Nerven hatte, einfach so bei ihnen reinzuplatzen. Aber in seinem Innersten wusste er, dass Jack es nicht begrüßen würde, wenn er zu seiner Rettung käme.
    Nein, von Will wurde erwartet, zu warten, verlassen und allein, während Jack zu seinen eigenen Bedingungen mit seinen Dämonen klarkommen musste. Wenn das bedeutete, Will außen vor zu lassen und sich von ihm loszumachen, würde Will damit fertig werden müssen. Was für eine Wahl hatte er auch? Er musste darauf vertrauen, dass Jack den Mut und die Aufrichtigkeit besaß, nicht nur seinem Sohn, sondern auch sich selbst gegenüber ehrlich zu sein.
    ***
    Automatisch bewegten sie sich auf den Küchentisch zu, der Platz, an dem über die Jahre alle ernsten Familienangelegenheiten besprochen und letztendlich gelöst worden waren. Von all den Tagen, die Eric unangekündigt hier

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