Herz nach Maß (German Edition)
seine eigene Mailbox, aber sie enthielt keine Nachrichten von Jack. Verdammt. Ein Teil von ihm war versucht, in sein Auto zu steigen und auf direktem Weg zurück zu Jacks Haus zu fahren.
Als Jack mit seinem Sohn in die Küche gegangen war, hatte Will mehrere Minuten darauf gewartet, dass er in die Werkstatt zurückkehrte. Als er die lauten Stimmen gehört hatte, das Wort Schwuchtel , das an seine Ohren gedrungen war, hatte sein Verstand einen vorübergehenden Kurzschluss bekommen. Er hatte sich in seinem Auto wiedergefunden. Seine Hand hatte gezittert, als er versucht hatte, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken.
Auf der zwanzigminütigen Fahrt nach Hause hatte er Zeit gehabt, seine Gedanken ein wenig zu sammeln. Ihm war klar geworden, dass er nicht hätte weglaufen sollen. Jack konnte definitiv einen verständnisvollen Zuhörer gebrauchen, sobald sein engstirniger Sohn von der Bildfläche verschwunden war.
Er hielt inne. Sie beide hatten sich schon in der Vergangenheit in Schwierigkeiten gebracht, indem sie nicht vorher angerufen hatten. Besser, er ließ Jack wissen, dass er zurückkommen wollte. Besser, vorher auszuloten, ob Jack überhaupt wollte, dass er zurückkam. Außerdem wusste er nicht, ob Jack nicht doch eine 180-Grad-Wende gemacht hatte, weil er unter den Beleidigungen durch seinen Sohn eingeknickt war, und kurzzeitigen Wahnsinn für seine Entgleisung von der Heterosexualität verantwortlich machte.
Bevor er sich das Ganze ausreden konnte, klappte Will sein Handy wieder auf und rief Jack an. Erneut landete sein Anruf auf der Mailbox. Jacks raue, sexy Stimme entschuldigte sich dafür, nicht ans Telefon gehen zu können. Verdammt. Wo steckte er? Dieses Mal hinterließ Will eine Nachricht.
»Jack? Ich bin's, Will. Ich mache mir Sorgen. Bitte ruf mich an.« Ich liebe dich. Er wollte die Worte hinzufügen. Beinahe hätte er es getan, verkniff sie sich aber in der allerletzten Sekunde. Vielleicht war Jack noch nicht bereit, sie zu hören, insbesondere nicht jetzt.
Will fragte sich, ob Jack bereit war, sie zu fühlen, aber er wusste, dass es dafür zu spät war. Wartend saß er da, sogar zu nervös und abgelenkt, um sich ein frisches T-Shirt aus seiner Kommode zu holen.
Er wartete zehn Minuten, zwanzig, dann eine Stunde. Noch immer hatte Jack ihn nicht zurückgerufen. Er überlegte, ihn erneut anzurufen. Vielleicht hatte er die Nachricht nicht bekommen? Vielleicht war Eric gerade erst gegangen. Oder vielleicht war er immer noch da?
Noch einmal wählte Will die Nummer, während er sich gleichzeitig sagte, dass dies das letzte Mal sein würde. Er würde hier nicht wie ein liebeskranker Idiot herumsitzen und jemanden anschmachten, der möglicherweise nicht länger etwas mit ihm zu tun haben wollte.
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Gleich neun. Er hatte noch kein Abendessen gehabt, aber er war auch nicht hungrig. Er fühlte sich leer. Und wütend. Wo zur Hölle steckte Jack?
Sein Handy klingelte und Wills Herz schlug einen Purzelbaum. Ohne auf die Anrufererkennung zu schauen, ging er dran. »Hallo? Jack?«
»Nein«, sagte jemand am anderen Ende der Leitung langsam. »Wer ist Jack? Ist er derjenige, mit dem du heute Abend verabredet warst, hm?«
Will erkannte Pauls Stimme. Verlegen gab er zu: »Ja.«
»Tja, vielleicht kannst du ihn mitnehmen. Francois hat vier Eintrittskarten. Ich dachte, ich gebe dir noch eine Chance. Wer weiß, wann das wieder so weit sein wird. Willst du mit uns ins Torch gehen? Du kannst deinen neuen Toyboy mitbringen, ich verspreche, ich werde nicht eifersüchtig sein.« Paul lachte, ein lang gezogenes, musikalisches Geräusch, wie eine Tonleiter.
»Nein. Nein, danke«, sagte Will deprimiert.
»Falls du deine Meinung noch änderst: Wir gehen erst in etwa einer halben Stunde oder so los. Francois will dich unbedingt kennenlernen, Darling.« Wieder der musikalische Klang seines Gelächters, dann legte Paul auf.
Will versuchte es noch einmal und drückte die Schnellwahltaste für Jacks Nummer. Nach dem vierten Klingeln sprang die Mailbox an.
Dieser Bastard , dachte er, als schließlich Wut in ihm aufstieg, die die Traurigkeit auslöschte. Er könnte mich wenigstens anrufen. Mir sagen, was zum Teufel eigentlich los ist. Wenigstens das schuldet er mir.
Wut fühlte sich besser an als Kummer, sehr viel besser. Will klammerte sich an dieses Gefühl wie an eine Rettungsleine, als er das Handy erneut aufklappte.
»Paul? Wenn es noch nicht zu spät ist, würde ich gerne auf
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