Herz ueber Bord
Dirty Dancing ? Das ist nicht wahr, oder!« Ich schnappte nach Luft, weil ich kurzfristig vergessen hatte zu atmen. Ich liebte es zu tanzen und nun durfte ich an Bord eines Kreuzfahrtschiffs an einem Musical-Workshop teilnehmen. Wenn das nicht einer kleinen Sensation gleichkam. Stefan Troller und Mum waren mit einem Mal nicht mehr wichtig. Und dann durchforstete ich mein Gehirn nach dem Namen Brian, den ich irgendwo schon mal gehört zu haben glaubte.
Natou!, fiel es mir wieder ein. Ich leite das Fitness und helfe Brian , hatte sie gesagt, als wir zusammengestoÃen waren. Meinte sie damit, dass sie Brian Harris beim Workshop assistierte? Mitten in meine Ãberlegungen erklangen die ersten Takte des Musical-Hits mit Patrick Swayze: Time of my life!
Now Iâve had the time of my life
No, I never felt like this before
Ich musste lachen. Das war ja fast so, als hätte jemand in dem angrenzenden Sportstudio Mums und mein Gespräch mitbekommen. Auch Mum musste schmunzeln und dann war ich nicht mehr zu halten und begann übermütig mitzusingen.
Yes, I swear itâs the truth
And I owe it all to you!
Mein Körper folgte meinem Gesang und plötzlich begann ich, an Deck zu tanzen. Ich wirbelte herum und bekam nur am Rande mit, wie Mum sich von mir verabschiedete: »Ich muss gehen, Katja. Wir sehen uns später.«
»Klar, dein Job ruft«, antwortete ich und sang dann laut weiter.
âCause Iâve had the time of my life
And I owe it all to you!
In mir riss ein Vorhang, und mir wurde klar, dass ich mich bereits eine ganze Weile danach sehnte, das zu erleben, was in Dirty Dancing Thema war. Ich lechzte geradezu nach der Zeit meines Lebens. Wollte spüren, was es bedeutete, einen Menschen mit jeder Faser des Körpers zu lieben und zu begehren. Vielleicht hatte Inka es bis jetzt besser gemacht, denn immerhin hatte sie das alles verschlingende Gefühl des Verliebtseins bereits erlebt. Wenn auch mit unnötigen Tiefen. Ich dagegen hatte, bis auf ein paar ungeschickte Dates, nichts vorzuweisen. HeiÃe Küsse und Sex in Romanen zählten nicht als echte Erfahrung.
Gerade, als ich völlig im Feeling des Films aufging, verstummte die Musik. Die plötzliche Stille war fast körperlich spürbar, und als ich aufsah, lag der fragende Blick eines jungen Mannes auf mir. Ich kam mir plötzlich nackt vor, denn ich wusste nicht, wie lange er mich schon dabei beobachtet hatte, wie ich gedankenverloren vor mich hin tanzte. Wie peinlich! Ich merkte, dass ich knallrot wurde.
»Ãh ⦠Hi!«, stotterte ich.
Der Typ vor mir hatte sonnengebleichtes, etwas strubbeliges Haar, das ihm leicht in die tiefblauen Augen fiel, und war schlank auf eine muskulöse, sehr physische Art. Während er mich ansah, hatte er die Arme vor seinem Oberkörper verschlungen und sich lässig an die Reling gelehnt. Sein Blick sorgte dafür, dass ich von Sekunde zu Sekunde nervöser wurde. Er schien alle Zeit der Welt zu haben.
»Kann ich helfen?«, fragte er schlieÃlich. »Wenn ja, tue ich es mit dem gröÃten Vergnügen.« Seine Stimme war rau und lieà mich erschaudern. Was er sagte, aber vor allem, wie er es tat, klang wie ein Vorschlag, den ich unbedingt annehmen sollte. Gleichzeitig machte mich die Situation, in der wir uns begegnet waren, immer noch verlegen.
»Ãh ⦠hm ⦠ja. In gewisser Weise schon«, entgegnete ich umständlich.
»Tut mir leid, aber ich verstehe kein Wort«, sagte mein Gegenüber und grinste dabei.
Verdammt! Reià dich zusammen, Katja!
»Also, wieâs aussieht, nehme ich an dem Tanz-Workshop teil. Hast du vielleicht etwas damit zu tun?«, fragte ich. »Ich meine, weil du vermutlich aus dem Raum gekommen bist, in dem gerade die Dirty-Dancing -Musik lief. Nimmst du auch teil?«
Volltreffer!, sagten die blauen Augen. »Kann man so sagen. Ich bin Brian und leite den Workshop.«
Brian?! Ach verdammt, jetzt war ich auch noch ins Fettnäpfchen getreten. Brians Lächeln wurde zu einem Schmunzeln. Es sah aus, als amüsierte er sich königlich.
»Toll«, japste ich. »Ich freu mich auf dich. Ãhm, also, ich freue mich auf Dirty Dancing .«
»Verrätst du mir auch deinen Namen?«, fragte Mr Blue Eyes.
»Ich bin Katja. Asmussen. Aus Hamburg«, brachte ich heraus. Wieso sprach ich neuerdings so abgehackt?
»Schön, dass du mit dabei bist, Katja Asmussen. Darf ich Katja
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