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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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in irgendeiner Ecke allein antraf, gelyncht wurde. Und alles nur, weil ich, ohne nachzudenken, drauflosgeplappert hatte. Was hätte ich denn auch sagen sollen? Dass ich italienische Küche nicht mochte? Wenn ich an Lasagne, Pizza und Tiramisu dachte, wäre das eine glatte Lüge gewesen. Enzo nahm jedenfalls kein Blatt vor den Mund und scheute sich auch nicht, jemand Fremdes wie mich vor seinen Karren zu spannen. Vermutlich lebte er bloß deshalb noch, weil wir erst am Beginn unserer Reise standen. Ein paar Tage später und er würde geteert und gefedert am Bug des Schiffes hängen.
    Ich musste wie ein völlig verängstigtes Mädchen dagestanden haben, denn plötzlich fingen alle schallend an zu lachen.
    Â» Benvenuta , Katja!«, schrie Enzo aus voller Brust. Er nahm mich in den Arm und küsste mir schon wieder die Wangen ab. Meine Güte, waren die hier emotional drauf. »Willkommen in unserer cucina . Ich hoffe, du hast unsere Botschaft verstanden. Wir nehmen uns und andere gern auf den Arm, aber …«, er hob warnend seinen Zeigefinger, »wir haben keine Minute zu verlieren. Also sagen wir alles frei heraus. Gib mir bitte immer Bescheid, wenn dir eine Laus oder mehrere über die Leber gelaufen sind. Das spart Zeit. Und arbeite hart. Kapiert?«
    Â»Was, wie?«, haspelte ich.
    Â»Das war bloß ein Joke!« Enzo krähte sein ausgelassenes Lachen und nickte heftig. »Hier brauchen wir ab und zu ein bisschen Gelächter, Katja.«
    Ich schüttelte energisch den Kopf. »Ihr seid vielleicht eine bekloppte Truppe.«
    Enzo klatschte mehrmals in die Hände. »Hopp, hopp«, verlangte er und lief plötzlich wie ein Wiesel vor mir her. Diesmal war es ernst gemeint. »Wir geben alles für unser Ristorante Amore.« Er blickte mich auffordernd über die Schulter an.
    Â»Aye, aye, Signore !«, rief ich und verfiel ebenfalls in Laufschritt. Das Hin- und Herrennen musste eine Berufskrankheit sein.
    Während die Passagiere das Leben an Bord der Harmony genossen, war ich in der Galley von infernalischem Gebrüll umgeben und kam gehörig ins Schwitzen. Ein Marathonläufer konnte nicht mehr gefordert sein, als ich es war. Ich polierte Gläser und putzte Silber für eine Unmenge von Gästen. Ich war bestimmt nicht zimperlich, aber in einer Schiffsküche wurde einem eine Menge abverlangt. Alles musste in einem Irrsinnstempo geschehen, und einen Fehler zu begehen, hieß, notfalls über sich hinauszuwachsen, wenn man ihn wiedergutmachen musste.
    Nach über drei Stunden Schinderei rief Enzo mich zu sich. »Ich gebe dir zwei Stunden Verschnaufpause, bevor du das schmutzige Geschirr vom Mittagessen abräumen musst«, lautete seine Anweisung.
    Ich konnte mein Glück, die Küche verlassen zu können, kaum fassen und hastete in meine Kabine. Dort angekommen, schälte ich mich aus meinen verschwitzten Klamotten, duschte und zog einen Bikini an, um an den Pool zu hetzen. Als ich mich im Strandoutfit an den eleganten Teakholzliegen vorbeischlängelte, sah ich, dass alle von zufrieden dreinblickenden Passagieren belegt waren. Auch am Boden war kein Platz mehr frei, auf den ich mein Handtuch hätte legen können.
    Mein Job bei Enzo erschien mir in diesem Moment wie ein Fluch, denn kaum hatte ich Pause, musste ich um ein freies Plätzchen buhlen. Dabei wollte ich nur eins: Das verunglückte Frühstück, bei dem ich Kapitän Trollers Stimme wiedererkannt hatte, von mir abgleiten lassen.
    Gott sei Dank gab es nicht nur meine Arbeit als Runner und Mums Geheimnis, sondern auch Brian. Als ich mir sein Gesicht ins Gedächtnis rief, das mich angesehen hatte, als wäre ich ein aus dem Hut gezaubertes Kaninchen, ging es mir gleich bedeutend besser. Seine Augen waren faszinierend. Wieso bekam ich die nicht mehr aus dem Kopf?
    Ich hängte mein Handtuch über die Reling, glitt ins Wasser des Pools und schwamm eine Weile seelenruhig vor mich hin. Mit ein wenig Geduld würde ich Mums Geheimnis schon knacken. Und Brian würde ich zwangsläufig näher kennenlernen. Schließlich war er mein Lehrer. Zufrieden wegen dieser aufbauenden Gedanken, stieg ich wenig später aus dem Wasser. Zum Glück wurde gerade eine Liege frei, sodass ich mich dort gemütlich in der Sonne trocknen lassen konnte.
    Als meine Pause vorbei war und ich auf dem Weg zurück zur Arbeit an der Rezeption vorbeikam, sah ich Natou einträchtig

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