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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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Kaffees aus und sah zu, dass ich aus der Crewmesse rauskam. Als ich aufstand, folgte Mum mir so-fort nach draußen. Sie hielt es offenbar auch keine Sekunde länger im Speisesaal aus.
    Auf dem Gang stellte ich meine Mutter zur Rede. »Was war das denn gerade? Eisfach trifft Antarktisscholle? Und das auf dem Weg in die Karibik?«
    Mum blieb bei ihrer bewährten Methode und wich mir aus. »In 15 Minuten muss ich zu einem der Lektoren, die den Passagieren durch Vorträge interessante Themen näherbringen. Können wir später reden?«
    Â»Können wir nicht«, erwiderte ich unwirsch. Eine nervende Unruhe packte mich und ließ mich nicht mehr los. »Ich hab Trollers Stimme erkannt. Er ist der Mann, der dir gestern auf die Pelle gerückt ist und den ich nur von hinten zu sehen bekommen hab.«
    Â»Kannst du bitte leiser reden, Katja?!« Mum blickte sich hastig um. »Es muss nicht jeder mithören, was wir zu besprechen haben.«
    Â»Tja, wäre schön, wenn wir etwas zu besprechen hätten. Kannst du bitte so nett sein und mir endlich Antworten auf meine Fragen geben? Kennst du Troller von früher? Habt ihr irgendein Problem miteinander?« Ich riet drauflos, weil mir nichts Besseres einfiel.
    Mum begann, nervös an ihren Fingern herumzuspielen, und schaute mich schließlich zerknirscht an. »Seiner Auffassung nach hab ich mal eine falsche Entscheidung getroffen. Nachdem du zur Welt gekommen bist. Troller wollte nicht, dass ich nach der Geburt aus dem Dienst ausscheide. Für ihn sah es so aus, als würde ich das Team im Stich lassen.«
    Â»Du hast dich für die Familie entschieden. Das ist doch nachvollziehbar. Wo war das Problem?«
    Â»Das hab ich mich damals auch gefragt«, murmelte Mum.
    Ich blickte sie forschend an, und je länger ich es tat, umso sicherer war ich mir, dass sie immer noch etwas verheimlichte. Ihre Lippen waren unnatürlich verkrampft und ihr Blick unruhig. Lügen musste schwer sein. Das kurze Aufflackern von Mitgefühl, das ich empfand, als ich mir vorstellte, was es bedeuten musste, sich Vorwürfe anzuhören, nur weil man sich für die Familie entschieden hatte, verflog.
    Â»Willst du mich wirklich mit dieser Story abspeisen? Und hältst du mich für so gutgläubig, dass ich das blind alles schlucke?«
    Â»Also wirklich, Katja! Ich habe versucht, vernünftig mit dir zu reden. Aber jetzt benimmst du dich wie ein verstockter Teenie!« Mum schaute mich beinahe trotzig an.
    Hallo?! Das ging ja wohl gar nicht! Mum log mich an und machte mir dann auch noch Vorwürfe?
    Â»Vergiss es!«, murrte ich und machte auf dem Absatz kehrt. Ich brauchte jetzt dringend frische Luft.
    Ich lehnte an der Reling und sann darüber nach, was in Mum gefahren war. Seit ich denken konnte, schärfte sie mir ein, Dinge, die wichtig waren, unter Verschluss zu halten. Etwas für sich behalten zu können, zeichne einen Menschen mit Charakter aus, behauptete sie immer. War es möglich, dass sie Troller damals irgendetwas versprochen hatte und nun nichts darüber sagen konnte? Das wäre ein guter Grund, weshalb sie mir die Wahrheit verschwieg.
    Ich war mir mit einem Mal sicher, dass sich alles während unserer Reise aufklären würde. Und das sorgte dafür, dass meine Wut verflog. Jedenfalls ein kleines bisschen davon.
    Als ich das Außendeck verließ und auf den Gang trat, lief ich Mum geradewegs in die Arme. Ich nahm es als Wink des Schicksals, dass wir uns so schnell wieder begegneten, und auch Mums Ärger schien in der Zwischenzeit etwas verraucht zu sein.
    Â»Das Gespräch mit dem Lektor hab ich ziemlich schnell hinter mich gebracht«, seufzte sie und sah mich abwartend dabei an.
    Â»Hey, warte mal!« Plötzlich fiel mir wieder ein, was Mum gestern auf der Gangway zu mir gesagt hatte. »Was hat es nun eigentlich mit meiner Überraschung auf sich?« Ich war froh, endlich über etwas anderes sprechen zu können. Mum offenbar auch.
    Â»Gut, dass du mich daran erinnerst. Das hätte ich fast vergessen.« Mum hakte sich bei mir ein und gemeinsam erreichten wir das Sportdeck.
    Â»An Bord der Harmony findet diesmal ein Tanz-Workshop statt. Brian Harris, ein aufstrebender Choreograf aus London, leitet ihn.« Meine Mutter war stehen geblieben und tippte mir auffordernd gegen die Schulter. »Und du wirst an diesem kleinen, feinen Workshop zum Thema Dirty Dancing teilnehmen.«
    Â»

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