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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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empfand, waren wie ein Messer, das mich verletzte. Wie hatte Troller Mum nur so wehtun können? Kein Wunder, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Ich dachte an Brian und Natou und die Eifersucht, die ich deshalb empfand. Und ich dachte an Natous Eifersucht, die so viel zerstörte.
    Plötzlich verrauchte mein Zorn ein wenig. Es gab immer zwei Seiten der Medaille. Sicher war es auch für Troller eine schwere Bürde, all das nie aussprechen zu können. Hatte ich denn je zu den Menschen gehören wollen, die alles nur schwarz oder weiß sahen? Nein, bestimmt nicht! Doch ich spürte, wie schwierig es war, jemanden nicht ganz schnell vorzuverurteilen.
    Â»Irgendwann habe ich natürlich mitgekriegt, dass Bettina ein Kind bekommen hatte«, sprach Troller weiter. »Es hat eine Weile gedauert, weil ich es nicht wahrhaben wollte, aber dann habe ich zu rechnen begonnen. Ich habe sie angerufen und Briefe geschrieben, um die Wahrheit zu erfahren, doch Bettina hat es ignoriert. Jahrelang habe ich dann nichts mehr unternommen, weil ich dachte, es steht mir nicht zu. Später habe ich Informationen im Internet über Sie… über dich gesucht, Katja.« Er zögerte kurz. »Darf ich vielleicht Du sagen?«
    Ich nickte geistesabwesend und führte dann seinen Satz zu Ende: »Und nichts Nennenswertes gefunden.«
    Troller nickte zum x-ten Mal an diesem Abend. »Dass Bettina während dieser Reise für Vera einspringt, kam mir wie ein Wink des Schicksals vor. Ich dachte: Ergreif deine Chance, Stefan! Vielleicht kannst du sogar etwas wiedergutmachen.«
    Â»Also haben Sie mit einem Kollegen den Dienst getauscht und dafür gesorgt, dass meine Mutter es nicht erfährt.«
    Â»Ja, Bettina wäre nie für Vera eingesprungen, wenn sie gewusst hätte, dass ich als Kapitän auf dieser Reise antrete.« Wir waren endlich vor Mums Kabine angekommen und standen wie angewurzelt vor ihrer Tür.
    Â»Ich schlage vor, ich klopfe jetzt an«, sagte ich.
    Troller stand wie ein Junge am ersten Schultag da. Nervös und respektvoll. »Ja, tu das«, sagte er dann zögerlich.
    Kaum hatte ich angeklopft, da hörten wir drinnen Schritte und dann die Türklinke. Mum öffnete, und als sie uns erblickte, huschte ein erschrockener Ausdruck über ihr Gesicht, der sich schließlich in ein verhärmtes Lächeln verwandelte. Sie fragte nicht, was wir wollten, sondern sagte nur: »Kommt rein.«
    Wir folgten ihr in den Salon – es waren nur ein paar Schritte, die aber kein Ende zu nehmen schienen –, und als sie eine Geste machte, setzten wir uns aufs Sofa, das vor der Fensterfront stand.
    Ich ahnte, dass so schnell niemand sprechen würde, deshalb stellte ich als Erstes eine Frage: »Ist Schweigen Lügen ohne Worte?« Ich hatte diesen Satz nicht geplant oder mir zurechtgelegt. Er kam einfach so aus mir heraus. Meine Mutter sah mich in dem Bewusstsein an, dass Weglaufen keine Option mehr war.
    Â»Ja, vielleicht. Jedenfalls manchmal«, gab sie zu. Sie griff nach einem Glas Wasser, das auf dem Tisch stand, und nahm einen großen Schluck. »Vor diesem Moment hatte ich höllische Angst. All die Jahre über«, sagte sie. Dann setzte sie das Glas ab und begann zu erzählen. »Als ich mit Papa, also mit Jens, zusammenkam, war ich bereits schwanger. Die Beziehung mit dem Mann, der für meine Schwangerschaft mitverantwortlich war«, Mum warf einen traurigen Blick auf Trol ler, »war in die Brüche gegangen, und ich war so enttäuscht, dass ich ihm nichts von der Schwangerschaft erzählte. Ich fand, er hatte es nicht verdient, von dir zu erfahren.« Mum hielt kurz inne, blickte mich an und sprach dann weiter. »Für Jens war mein Zustand kein Problem. Im Gegenteil, er genoss die Zeit der Schwangerschaft, und als du auf der Welt warst, hat er dich vom ersten Moment an als seine Tochter angenommen. Du warst seine kleine Prinzessin.«
    Troller saß mit gefalteten Händen da. Nicht in der Lage zu reagieren, sondern nur zuzuhören. Er und ich lauschten Mums Worten geradezu andächtig.
    Â»Stefan Troller ist mein Vater, nicht wahr?«, fragte ich, als ich Mums Blick aufgefangen hatte. Meine Stimme klang zittrig, aber sie hielt.
    Â»Für mich warst du mein Kind. Allein meins.«
    Â»Eine Mutter reicht aber nicht aus, um ein Kind zu bekommen. Es gehört auch ein Vater dazu«, sagte ich drängend.
    Mum ließ sich

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