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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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Zeit, bevor sie schließlich entschlossen nickte. »Ja, Katja, dein Vater ist Stefan Troller. Der Mann, der mich im Stich gelassen hat.« Sie schwieg, kaum, dass sie den Satz zustande gebracht hatte, weil ihre Stimme ihr nicht mehr gehorchte, und ich nahm Rücksicht auf ihre Gefühle und wartete ab, bis sie weitersprechen konnte. »Ich wusste nicht, wie du es aufnehmen würdest, dass Jens nicht dein leiblicher Vater ist. Deshalb habe ich so lange geschwiegen. Außerdem war ich noch immer fürchterlich wütend auf Stefan … Wenn ich dir gesagt hätte, dass er dein Vater ist, hättest du versucht, Kon takt zu ihm aufzunehmen, und dann wäre er wieder in mein Leben getreten …«
    Dem Kapitän standen plötzlich Tränen in den Augen. »Ich schäme mich so«, sagte er an Mum gewandt. Er versuchte, seine Stimme nicht in ein Wimmern abgleiten zu lassen. »Ich war ein Scheißtyp. Und das Schlimmste ist, ich kann es nicht ungeschehen machen.« Er drehte sich zu mir hin und sah mich mit flehendem Blick an. »Ich werde nie dein Vater sein dürfen, Katja, denn du hast bereits einen, aber vielleicht darf ich irgendwann dein Freund sein?«
    Ich spürte, wie auch mir die Tränen hochstiegen und wie hilflos mich das alles machte. »Ach, Mist«, schimpfte ich, während ich mir das Feuchte mit fahriger Geste von der Wange wischte. »Das hier ist eine echt beschissene Geschichte.« Seit ich an Bord der Harmony gekommen war, hatte ich mir gewünscht, Mums Geheimnis aufzuklären. Doch nun, wo ich alles über meine Herkunft erfuhr, war es zu viel für mich. Ich sprang aus meinem Sessel hoch und rannte zur Tür.
    Â»Ich muss hier raus«, schluchzte ich. Dann fiel die Tür laut hinter mir ins Schloss.

Nachdem ich Mum und Troller in der Suite zurückgelassen hatte, verzog ich mich in die Galley, um mir bei Enzo ein Stück Pizza zu organisieren. Der begriff meinen Zustand offenbar auch ohne viele Worte und drückte mir einen Teller mit Pizza und etwas Pasta in die Hand. Dann deutete er in eine Ecke und versprach, dafür zu sorgen, dass ich in Ruhe dort essen könne. Ich verkrümelte mich in das Eckchen neben den Gewürzen und schlang alles hinunter. Manch einem schlugen Neuigkeiten auf den Magen. Mich machten sie hungrig. Jedenfalls an diesem denkwürdigen Tag.
    Nach meinem schnellen Abendessen streunte ich eine Weile ziellos herum. Ich war zu aufgekratzt, um ins Bett zu gehen, hatte aber keine Ahnung, was ich als Nächstes tun wollte. Als ich auf den Aufzug wartete, um die höher gelegenen Decks zu erreichen, las ich auf einem Plakat, dass DJ Tom-Tom heute Abend im Blue Lagoon , der Disko an Bord, auflegte. Tom-Tom war seit Monaten der DJ auf Ibiza, und wie viele andere mochte ich seine Musik, weil sie mich in eine andere Welt entführte.
    Spontan entschloss ich mich, in dem Club vorbeizuschauen, obwohl mir im Grunde nicht nach Menschen war. An dererseits: Coole Musik und keine Möglichkeit, jemandem auf etwas zu antworten – das erschien mir mit einem Mal verführerisch.
    Als ich im Blue Lagoon ankam, war es brechend voll. Überall schoben sich Menschen Richtung Tanzfläche oder Bar, und auch ich begann, mir einen Platz zwischen den Tanzenden zu suchen, während von den Wänden die Bässe widerhallten und die verspiegelte Discokugel unzählige Lichtpunkte in die Gesichter der Menschen warf.
    Ich tanzte mehrere Songs ohne Pause durch, bevor ich mich Richtung Bar aufmachte. Von der salzigen Pizza war ich wie ausgetrocknet und lechzte nach einer Flasche Wasser. Ich war noch nicht weit gekommen, als Natou, wie eine Erscheinung, vor mir auftauchte. Sie schrie mir etwas entgegen, ohne dass ich es verstanden hätte. Als ich mit den Schultern zuckte, um ihr zu signalisieren, dass ich nichts begriff, trat sie näher und schrie mir ins Ohr: »Brian und ich raufen uns schon zusammen. Wäre nicht das erste Mal. Du hast keine Chance!« Dann verschwand sie wieder im Gewimmel der Leute.
    Ich stand wie betäubt da, bis jemand mich in den Rücken stieß und mich mit ein paar anderen weiter Richtung Bar drängte. Als ich dort ankam, sah ich Brian am Ende des Tresens stehen. Er trug ein eng anliegendes Hemd und eine dunkle Hose und hatte sein Haar mit Gel in Form gebracht. Natou, die auf ihn zustöckelte, winkte ihm zu. Ich beobachtete, wie sie ihn begrüßte, indem sie ihre Arme um seine Hüften

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