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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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an. Vermutlich nagte das schlechte Gewissen an ihr. »Ich weiß, dass die Situation schwierig für dich ist. Aber auch für mich ist das alles Neuland.«
    Â»Nein, aber ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Wie soll ich mit all dem, was ich gestern über Paps und Troller erfahren habe, umgehen? Gib mir einfach noch ein bisschen Zeit, ja?«, entgegnete ich ehrlich. Obwohl ich noch immer Wut und Enttäuschung in mir spürte, war ich gleichzeitig froh, dass wir miteinander redeten, wenngleich es erst vorsichtige Anfänge waren.
    Eine Weile aßen wir stumm vor uns hin. Dann fragte Mum nach meinen Plänen für den Tag. »Nimmst du am Landgang teil?«
    Â»Ja, vermutlich«, erwiderte ich. Irgendwie schmeckte mein Müsli heute nach gar nichts. Wieso aß ich es überhaupt?
    Â»Aruba ist flach wie eine Flunder«, berichtete meine Mutter. »Viel Strand. Viel Leben unter Wasser. Es ist sehr hübsch.«
    Ich spürte, wie wenig Freude ich bei dem Gedanken emp fand, Aruba allein auszukundschaften. Ohne Brian. Nachdem ich die letzten Ereignisse innerlich sortiert hatte, war eine riesige Lücke aufgeklafft. Was sollte ich mit dem heutigen Tag bloß anfangen? Mich nicht unterkriegen zu lassen, war inzwischen nur noch eine Floskel, ohne echtes Empfinden dahinter.
    Als ich mein Müsli zur Hälfte geschafft hatte, kam Tim Borow, der Hot Man, herein. Ich hatte ihn lange nicht gesehen.
    Â»Schönen guten Morgen in Aruba«, verkündete er gut gelaunt in die Runde. Seine Schön-Wetter-Miene ging mir heute Morgen gründlich gegen den Strich. Ging es eigentlich jedem an Bord glänzend? Bis auf mich?
    Â»Hi, Tim«, schallte es im Chor zurück. Tim nahm sich einen Kaffee und eine halbe Zuckermelone und setzte sich damit zu mir.
    Â»Na, wie läuft’s?«, fragte er, während er die Melone in Würfel schnitt.
    Â»Kann nicht klagen«, erwiderte ich und schob mein Müsli zur Seite.
    Â»Ich habe gehört, du kommst gut bei den Leuten an und machst deine Arbeit ganz ordentlich.« Tim Borow schien die Melone zu schmecken. Er hatte in kürzester Zeit die Hälfte davon aufgegessen.
    Â»Finanziell lohnt sich die Karibik-Kreuzfahrt jedenfalls«, gab ich zu. Über den Rest musste der Hot Man nicht unbedingt Bescheid wissen.
    Als wir das Frühstück hinter uns gebracht hatten, lotste er mich hinaus auf den Gang und dort kam er dann zur Sache. »Brian Harris hat mich informiert, dass morgen die Abschlussvorstellung des Dirty-Dancing -Workshops stattfindet. Wäre nett, wenn du das Spektakel anmoderieren würdest.« Tim Borow klopfte mir kumpelhaft auf den Rücken.
    Â»Entschuldigung, aber ich bin froh, wenn ich das mit dem Tanzen hinkriege …«
    Jetzt begann der Hot Man, mir beschwichtigend den Arm zu tätscheln. »Keine Panik«, lachte er gönnerhaft. »Kleine Fehler sind willkommen, weil sie die Stimmung auflockern.«
    Â»Ich soll mich also blamieren und die anderen damit zum Lachen bringen?« Also das war doch die Höhe. Und konnte der Typ endlich mal aufhören, an meinem Arm herumzufummeln? Ich war schließlich nicht mehr fünf!
    Borow wischte sich eine Fluse von seiner Uniform. »Es geht doch nur um ein bisschen Entertainment«, versuchte er, mich zu beruhigen. »Und du bist nun mal das perfekte Bindeglied zwischen Passagieren und Crew. Im Übrigen ist es eine von Brians Ideen. Und die sind immer spitze.« Er sah meinen vor Zorn funkelnden Blick und hob abwehrend die Arme. »Bevor du allerdings einen Mord an ihm begehst, triff ihn am Nachmittag lieber noch mal am Strand, um alles in Ruhe zu bequatschen. Bis dann also, Katja.«
    Â»Ein Mord auf der Bühne macht sich bestimmt ganz hervorragend. So was treibt die Quote in die Höhe«, rief ich ihm hinterher. Meine Stimme war scharf wie ein Schwert. Tim Borow ließ mich fuchsteufelswild zurück.
    Nach diesem unmoralischen Angebot – wer wurde schon von seinem Beinahe-Exfreund darum gebeten, eine Tanzvorstellung zu moderieren, wenn man sich kaum noch in die Augen blicken konnte? – verkrümelte ich mich in meine Kabine, um mich für meinen Job in der Küche fertig zu machen. Wie gern hätte ich jetzt mit Inka geskypt, um mir alles von der Seele zu reden. Doch leider rief die Pflicht.
    Mir blieb nur noch Zeit, in mein Postfach zu sehen und festzustellen, dass Inka geschrieben hatte. Ich klickte ihre Mail an, um sie

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