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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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schlang.
    Betroffen drehte ich mich zur Seite. Von wegen, Crewmitglieder bekamen Schwierigkeiten, wenn sie beim Flirten erwischt wurden oder eine Beziehung eingingen. Brian und Natou umarmten sich in aller Öffentlichkeit und es schien kein Weltuntergang zu sein. Ich hatte das Gefühl, jeder meiner Gedanken müsse in meinem Gesicht abzulesen sein. Es tat schrecklich weh, dass für mich die erste Liebe vorbei war, noch bevor sie richtig begonnen hatte.
    Der Barkeeper hatte mich endlich entdeckt und grinste mir auffordernd zu: »Hi! Was darf ich bringen?«, fragte er.
    Â»Danke, nichts. Ich hab’s mir anders überlegt«, antwortete ich gegen den Lärm der Musik an. Ich hatte das Gefühl, es keine Minute länger im Blue Lagoon auszuhalten.
    Als ich im Bett lag und einzuschlafen versuchte, fiel mir Inkas wichtigster Punkt ein, weshalb die Sache mit Sven so schrecklich für sie gewesen war. »Wenn’s Probleme gibt, muss zumindest die Aussicht darauf bestehen, sie überwinden zu können. Sonst kostet das Streiten zu viel Kraft.«
    In meinem Fall lief es nicht darauf hinaus, dass Brian und ich glücklich miteinander wurden. Und was alles andere anging, sah es ebenfalls düster aus. Vermutlich würde ich diejenige sein, die das Gejammer von Mum abkriegte, wenn die emotionalen Nachwehen ihrer Vergangenheit hochstiegen. Ich seufzte leise vor mich hin. Erschüttert über die Erlebnisse der letzten Tage. Hieß es nicht immer: Wenn es einem richtig dreckig ging, könnte es nicht schlimmer kommen?

Als ich nach einer schrecklichen Nacht meinen Briefkasten leerte, fand ich die tägliche Info-Post vor, die mich über das ganzjährige Sonnenwetter der Insel, die kühlenden Passatwinde und die üppigen Kakteen und Divi-Divi-Bäume informierte. Ich las und hatte trotzdem das Gefühl, als ginge mich das nichts an. Was hatte all das mit mir zu tun? Ich befand mich auf Aruba, doch im Herzen war ich nicht in der Karibik, sondern in der Antarktis. Mir war innerlich so kalt, dass nicht viel gefehlt hätte, und ich hätte nach einem Wollpullover gegriffen.
    Mums privater Brief enthielt diesmal nur wenige Sätze: »Ich hoffe, dass ich mein Schweigen all die Jahre und das Weglaufen vor der Wahrheit wiedergutmachen kann. Bitte verzeih mir, wenn du kannst. Ich hab dich schrecklich lieb! Mum.« Schon wieder stiegen Tränen in mir hoch.
    Â»Verflucht noch mal«, schimpfte ich mich aus. »Jetzt reiß dich mal zusammen.« Wie um Himmels willen sollte man jemandem verzeihen, wenn alles in einem sich vor Schmerz zusammenzog?
    Als ich die Crewmesse betrat, sah ich Mum mit ihren Händen fest die Tischkante umklammern. Sie schien sich mit letzter Kraft auf ihrem Stuhl zu halten und sah zum Gotterbarmen schlecht aus. Dunkle Ringe unter den Augen und ein verkniffener schmaler Mund. Nicht weit von ihr saßen sich Natou und Brian gegenüber. Natous Blick wirkte an diesem Morgen weniger gebieterisch als sonst. Jetzt, wo sie mich auf der Verliererseite hatte, glaubte sie wohl, sich entspannen zu können.
    Ich ignorierte sie und marschierte schnurstracks zum Büfett, um mir mein Frühstück zusammenzustellen. Doch anstatt mich auf die Leckereien vor mir zu konzentrieren, ertappte ich mich dabei, wie meine Augen ständig zu Brian hinüberwanderten. Er blickte ebenfalls zu mir hin, fragend und forschend, wie mir schien. Morsezeichen, die ich nicht entschlüsseln konnte. War das seine spezielle Art, von mir Abschied zu nehmen? Mein Magen zog sich schon wieder schmerzhaft zusammen und ich konnte nichts dagegen tun. Ich holte mir Kaffee und Müsli und setzte mich mit einem Gefühl unangenehmer Anspannung neben Mum.
    Â»Guten Morgen, mein Schatz!«, sagte sie zur Begrüßung.
    Â»Guten Morgen«, gab ich kühl zurück. Ich öffnete meinen Joghurt, goss ihn über die Müslimischung und träufelte Honig drauf. Dann begann ich, lustlos umzurühren. Ob Mum gestern noch länger mit Stefan Troller gesprochen hatte? Vermutlich nicht. Eher hatte sie ihn vor die Tür gesetzt, gleich nachdem ich davongerannt war.
    Brian lächelte nun geradezu entwaffnend freundlich zu mir hinüber. Ich senkte meinen Blick, rührte weiter stumm in meinem Müsli und trank meinen Kaffee, der heiß und nicht zu stark war.
    Â»Sag mal, ist dein Schweigen als Missbilligung zu verstehen? Hast du meine Zeilen nicht gelesen?« Mum sah mich abwartend

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