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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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Papier mit roter Tinte geschrieben ist ja nicht zu übersehen.«
    Jetzt war ich erst recht verdutzt. Wo konnte dieser Brief nur hingekommen sein? Wenn es tatsächlich ein gelber Umschlag war, hätte ich ihn bestimmt nicht übersehen. Plötzlich fiel mir eine Möglichkeit ein.
    Â»Glaubst du, jemand vom Housekeeping hat ihn entsorgt? Vielleicht hast du den Brief durchgeschoben, als ich bereits auf dem Weg zum Frühstück war? Wenn die Putzfrau danach in meine Kabine gekommen ist, um sauber zu machen, könnte sie den Brief am Boden liegen gesehen haben …«
    Brian unterbrach mich. »… und ihn vermutlich in den Müll befördert haben.« Ich nickte zustimmend.
    Brian griff nach meiner Hand. »Komm«, verlangte er. »Wir sprechen mit den Leuten vom Housekeeping. Vielleicht klärt sich alles ganz schnell auf.«
    Eine halbe Stunde später versuchten Brian und ich, eine aufgebrachte Filipina zu beruhigen, die sich laut Vorwürfe machte, weil sie eine wichtige Nachricht in den Abfall geworfen hatte.
    Da stand ich nun, mit Brians wiedergefundenem Brief in der Hand, in dem er mich noch einmal um Entschuldigung bat. »…vor allem dafür, dass wir während der letzten Tage unserer Reise offiziell kein Paar sein dürfen. Aber ich habe eine Lösung für danach, die dir hoffentlich gefällt. Wie die aussieht, erfährst du heute Nachmittag. Am Strand von Aruba. Thousand kisses, Katja. Love you madly, Brian!«
    Als ich den Brief zu Ende gelesen hatte, standen mir mal wieder die Tränen in den Augen. Mein Vater, präziser ausgedrückt: Jens, behauptete immer, ich sei stark und hielte eine Menge aus. Genau wie er. Doch den Eindruck hatte ich inzwischen nicht mehr. Ich war weich wie die Schwämme unter Wasser und durchlässig wie das Karibische Meer. Vielleicht war das sogar ein gutes Zeichen. Ich blockte nichts mehr ab, sondern ließ alles an mich heran. Ich war lebendig – und ich war verliebt. Und in diesem Zustand ist man anders als sonst. Das ist die Faszination der Liebe. Sie verwandelt einen.
    Der Strand, den wir mit dem Zodiak erreicht hatten und nun spazierend erkundeten, war wildromantisch. Himmelblaues Wasser, das in kleinen Wellen ans Ufer schlug, weißer Sand und dazu die versprochenen Kakteen und Divi-Divi-Bäume in rauen Mengen. Ein wahr gewordenes Märchen. Brian hatte dafür gesorgt, dass wir drei Stunden nur für uns hatten. Danach musste er zurück an Bord, um alles für den morgigen Auftritt vorzubereiten. Und ich musste erneut als Runner in der Galley antreten.
    Â»Schau mal, die verkrüppelten Stämme der Divi-Divis und die Wuchsrichtung, wie vom Wind zur Seite gepeitscht …« Ich deutete auf einen Baum, der nah am Strand wuchs. »Kaum zu glauben, dass es so verrückte Bäume gibt.«
    Brian hatte den Arm um mich gelegt und blickte mit mir hinaus aufs Wasser. Ich hatte noch einen Schwung Fragen bezüglich Natou gestellt und alle beantwortet bekommen. Deshalb wusste ich nun mit Sicherheit, dass sie aufgegeben hatte. Ein für alle Mal.
    Â»Natou saß heute früh am Tisch, als ich in die Crewmesse kam. Ich hab mich zu ihr gesetzt, um ihr zu zeigen, dass wir normal miteinander umgehen können. Die Sache mit den Fotos war echt grenzwertig. Umso wichtiger ist es, dass sich jetzt alles entspannt«, erzählte Brian mit einer Stimme, die sich versöhnlich anhörte.
    Â»Sehr rücksichtsvoll von dir«, sagte ich. Keinesfalls sicher, ob ich das auch so sehen könnte.
    Â»Komm, lass uns dort hinsetzen«, schlug Brian vor. Ich entdeckte die kleine Erhöhung im Sand, die er im Blick hatte, und steuerte mit ihm darauf zu. Als jeder ein Plätzchen ge funden hatte, zog Brian etwas aus der Tasche seiner Bermudashorts. Es sah aus wie ein Umschlag. War das etwa wieder ein Brief an mich? Neugierig schnappte ich mir das Papier.
    Â»Hey, schon mal was von abwarten gehört?«, beschwerte sich Brian.
    Â»Nö! Wieso denn auch? Ich will immer alles gleich wissen.« Ich war froh, den Umschlag ergattert zu haben, und warf einen Blick darauf. British Airways , las ich. Ich spürte, wie eine prickelnde Nervosität von mir Besitz ergriff, als ich den Umschlag öffnete. Zum Vorschein kam ein Flugticket: Hamburg – London und retour.
    Â»Mensch, Brian.« Ich konnte kaum glauben, dass ich ein Flugticket in der Hand hielt. »Das kostet doch ein Vermögen. Bist du

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