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Herz und Fuß

Herz und Fuß

Titel: Herz und Fuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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an, drehte es, schob es über den Tisch und wählte dann Irenes Nummer so schnell, dass mein Daumen die einzelnen Tasten kaum berührten.
     
    »Du kannst also nicht schlafen?« Irene klang wach und fröhlich und sie hatte meine Nummer erkannt. Ich schniefte ins Telefon.
     
    »Charlotte, was ist passiert?«
     
    Ich ließ die Informationen über den neuen Fundort zusammen mit den Tränen in das Telefon fließen, als hätten sie den gleichen Aggregatzustand, und hielt erst inne, als ein Rascheln, ein Klacken und ein dumpfes Brummen aus dem Hörer ertönten. »Was machst du da?«
     
    »Auto fahren.«
     
    »Wohin?« Ich suchte nach einem Taschentuch.
     
    »Zu dir.«
     

Sie zog mich in ihre Arme
     
    und drückte mich ganz fest an sich. Ich zögerte nur einen Wimpernschlag, lehnte mich dann an sie und weinte ein paar Minuten unkontrolliert. Sie tat nichts anderes als mich zu halten und mir mit einer Hand über den Rücken zu streichen. Das allein rückte mein Gefühlsbarometer langsam von »Weltunter-« zu »Sonnenaufgang«.
     
    »Wer immer das tut, ich hasse ihn.« Ich schluchzte in ihren Hals, der, auch aus der Nähe betrachtet, ein sehr schöner Hals war. »Ich hasse die toten Füße und ich hasse die grünen Socken und wenn ich herausfinde, wer das tut, dann bringe ich ihn um.«
     
    »Und frierst ihn ein?« Ich konnte spüren, dass Irene lächelte, und ich musste ebenfalls lächeln. Über meine absurden Worte, über die Situation und über meine Hände, die dabei waren, sich die Konturen dieses Körpers einzuprägen. Und wo wir gerade beim Thema Tiefkühlen waren, ich konnte auch das dünne Eis, auf dem ich in diesem Augenblick stand, knirschen hören. Und nicht nur das, ich konnte die feinen Linien sehen, die sich knisternd über die Fläche unter meinen Füßen zogen, als entstünde dort ein kalter, flacher Blutkreislauf mit lauter winzigen Adern, die ins Nichts führten. Unter dem Eis war es so still und klar, dass ich mir wünschte, endlich einzubrechen und in dieser Stille zu ertrinken. Tod oder Liebe, hatte ich wirklich nur noch diese beiden Themen zur Auswahl? Irene schob mich ein wenig von sich, um mir ins Gesicht sehen zu können. Ich nutzte diese Bewegung, um mich ganz aus ihrer Umarmung zu lösen und zurück auf festen Boden zu gelangen. »Einfrieren ist nicht mein Stil.«
     
    »Morden wahrscheinlich auch nicht. Lass uns nach einer anderen Möglichkeit schauen.« Sie suchte nach einem Taschentuch und reichte es mir.
     
    »Okay.« Ich putzte mir ausgiebig und laut die Nase und traf eine adrenalingetränkte Entscheidung. »Ich muss hier raus. Was hältst du von einem nächtlichen Ausflug? Ich würde dir gerne etwas zeigen.«
     
    Sie zögerte nicht. »Ich bin dabei!«
     
    Wir schlichen wie zwei Diebe durch das Haus in den Keller und von dort aus in den Garten. Ich gestikulierte in Richtung des dunklen Wagens mit den zwei Beamten, der gegenüber der Haustür parkte, und wir hielten uns geschickt im Schatten. Ich ging voran bis zum niedrigen Gartenzaun und kletterte vorsichtig darüber, sie verharrte auf der anderen Seite. »Was machst du da?«
     
    »Ich klettere in den Garten der Ziemanns.« Ich zeigte auf das Haus, das Herr Ziemann erst letztes Frühjahr frisch hellgrau angestrichen hatte. Vorher war es zehn Jahre dunkelgrau gewesen und in meiner Kindheit grau geklinkert.
     
    »Ich kenne die Ziemanns nicht und bin nicht sicher, dass sie das gut finden würden.« Irene drückte ihre Hände störrisch gegen den Zaun.
     
    »Herr Ziemann war früher bei der Post und Frau Ziemann arbeitet im Winter manchmal stundenweise in der Bäckerei am Markt. Sie haben einen Campingwagen in Italien stehen und verbringen dort immer den Sommer. Frau Ziemann hätte das Haus lieber lila gestrichen, aber für diesen Fall hatte Herr Ziemann mit Scheidung gedroht und dann hätte sie den Campingplatz verloren. Jetzt kennst du sie, komm!«
     
    Irene schüttelte missbilligend ihren Kopf, aber sie folgte mir über den Zaun und durch den Garten. Ziemanns Haus war das letzte in der Reihe bevor die Rheinauen begannen, und so endete ihr Gartenzaun zur linken Seite in einem kleinen Tor, das ich vorsichtig aufschob. Dahinter lag ein in der Dunkelheit kaum sichtbarer Fußweg. Ich ging voran, Brennnesseln streiften meine Beine und die wild wuchernden Brombeerhecken griffen ungestüm nach meinen Armen. Der Pfad war im Sommer immer viel schmaler als im Winter und er war zu jeder Jahreszeit vollkommen unbeleuchtet. 
     
    »Wo bist

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