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Herz und Fuß

Herz und Fuß

Titel: Herz und Fuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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und sahen ihn an, als sollte er uns trauen. Er räusperte sich und sein Kollege sah interessiert auf unsere verschlungenen Hände.
     
    »Sie sollten mitkommen.« Er hörte auf, seine Mütze zu drehen und machte eine Pause, die wahrscheinlich nur Sekundenbruchteile dauerte, in der für mich aber Kathedralen errichtet wurden und wieder zu Staub zerfielen.
     
    »Wir haben Ihre Mutter gefunden.«
     
    Jetzt stand die Zeit ganz still. Nichts bewegte sich mehr im ganzen Universum, alle Uhren hielten mitten im Schlag inne.
     
    »Wie geht es ihr?« Irene sprach aus, was ich zehntausend Mal in einer Sekunde gedacht hatte.
     
    »Das wissen wir nicht genau. Kommen Sie bitte mit.«
     

Wir fuhren zügig, aber ohne Blaulicht
     
    und für mich gab es nur einen Gedanken. Sie lebt, meine Mutter lebt, denn das hatte der junge Polizist mittlerweile bestätigt. »Wir haben eine Frau, auf die die Beschreibung ihrer Mutter passt, in den Rheinauen aufgegriffen. Sie war bis jetzt allerdings nicht in der Lage, ihre Identität zu bestätigen.« Der ältere Beamte am Steuer schaute den jüngeren zwischen den einzelnen Sätzen immer wieder aufmunternd an und ich begriff, dass dieser Besuch Teil eines Ausbildungsprogramms war, das ihm die Schule nicht vermitteln konnte.
     
    Im Krankenhaus angekommen, übergaben uns die beiden Beamten an eine Frau, deren blaue Krankenhaustracht meinem unkonzentrierten Blick nicht verriet, ob sie Ärztin oder Krankenschwester war. Sie sprach leise auf mich ein, während wir einen sehr langen Gang hinuntergingen, der in einem neuen längeren Gang und schließlich vor einer verschlossenen Glastür endete. Auf einen Knopfdruck von ihr schwang die Tür auf.
     
    »Ihre Mutter ist sehr verwirrt und es ist anzunehmen, dass sie auch Sie nicht erkennen wird. Wir vermuten, dass sie die letzten beiden Tage im Freien verbracht hat, weil sie die Orientierung verloren hatte. Sie war sehr verschmutzt, dehydriert und hatte Glück, dass die Nächte nicht sehr kalt waren. Bleiben Sie also bitte ruhig und erschrecken Sie sie nicht.«
     
    Sie öffnete eine weitere Tür und ging voraus in ein Krankenzimmer, in dem nur ein einziges Bett zwischen Monitoren und Infusionsständern stand. Die Jalousien am großen Fenster waren herabgelassen und schräg gestellt, was den Raum in ein angenehmes, gestreiftes Zwielicht tauchte. Es piepte leise aus einem der Geräte. Durch einen durchsichtigen Schlauch tropfte eine klare Flüssigkeit in einen linken Arm, der reglos dalag. Ich erkannte den Arm und die schmale Gestalt, die sich unter der Bettdecke abhob, sofort. Mein Magen krampfte sich in einer Mischung aus Angst und Glück zusammen. ErzEngels lange, weißgraue Haare, die zerzaust auf dem Kissen lagen, hoben sich kaum von der weißen Bettwäsche ab. Ihre Augen waren geschlossen.
     
    »Ganz langsam«, sagte die Ärztin oder Krankenschwester, als ich ans Bett stürmen und nach der rechten Hand meiner Mutter greifen wollte. Ich mäßigte meinen Schritt und legte meine Hand vorsichtig über die sehnige Hand, die ruhig auf der Bettdecke lag. ErzEngel schlug die Augen auf und lächelte mich an. »Schon wieder Zeit fürs Essen, Schwester?«
     
    »Mutti, ich bins, Charlotte!«, sagte ich unwillkürlich laut und drückte die blasse Hand fest. Die Ärztin/Schwester legte mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
     
    »Sie sehen sehr nett aus«, sagte meine Mutter, strahlte mich an und drückte meine Hand.
     
    »Ich bin so froh, dass du wieder da bist.« Ich streichelte die blassen Finger, bis die Ärztin/Schwester uns erklärte, dass ihre Patientin viel Ruhe brauche und ich gerne am nächsten Tag wiederkommen könne.
     
    »Machen Sie das?«, fragte meine Mutter freundlich und ich suchte in ihren hellen Augen nach dem schelmischen Blitzen, mit dem sie mir zu verstehen gab, dass das alles nur ein Scherz war. Die Augen lächelten mich arglos und ein wenig müde an, von einem Blitzen war nichts zu sehen. Nur ihre Hand hatte ihren Druck auf meine bei der Frage deutlich verstärkt.
     
    »Ich komme früh zurück und dann bringe ich dir Pflaumenkuchen mit.«
     
    Sie ließ meine Hand los und lächelte. »Mag ich Pflaumenkuchen?«
     
    »Ja«, sagte ich und verließ das Zimmer, bevor mir die Tränen kamen. Ich hatte tausend Fragen und auf dem langen Weg zurück bemühte sich die Ärztin, die ich jetzt bei genauerer Betrachtung aufgrund eines deutlich sichtbaren Namensschildes identifizieren konnte, sie mir zu beantworten. Eine endgültige

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