Herzattacken
Nicht schlecht für einen Junggesellen.
Ich sah den Flur entlang, der an der Küche und dem Wohnzimmer vorbei zu den Schlafzimmern führte. Ich dachte daran, dass ich bisher nie weiter als bis zur Gästetoilette gekommen war. Ich hatte das Bedürfnis, jetzt sofort dorthin zu laufen, um herauszufinden, ob ich wieder zu der Frau geworden war, die diese Weste getragen hatte. Ich drehte mich seufzend zu Gabe um. Sein Gesicht war bewusst ausdruckslos, wie bei einem Polizisten. »Welche Ausrüstung?«
Ich machte den Reißverschluss der schwarzen Fleeceweste auf. Außen waren zwei Taschen mit Reißverschluss und innen vier weitere. »Ich habe die während meiner Zeit als Fußballmutter getragen. Ich hatte immer Taschentücher, Pflaster, Schokoriegel und alles Mögliche dabei. Joel hat sie aus dem Schrank geholt und …« Ich zuckte mit den Schultern und öffnete die Weste.
Sein dunkler Blick glitt über mein weißes T-Shirt und dann zu den Innentaschen. Er trat näher und sah in die Taschen. »Taschenlampe, Verteidigungsspray, Elektroschocker und Handy.«
Er stand so nah, dass sein Atem mein Haar durcheinander brachte. Ein leichtes Zittern lief mir über den
Rücken. Ich packte die Ränder der Weste und kämpfte gegen die plötzlich aufsteigende Lust an.
»Du bist eine sehr gut ausgerüstete Partnervermittlerin, Sam.« Sein Blick glitt über meine Jeans und nach oben zu meinem T-Shirt, um an einer anderen Ausrüstung hängen zu bleiben.
Verdammt. Erst zwei Minuten hier, und schon kochte meine Libido. Ich klappte die Weste zusammen und sagte: »Grandpa und die Jungs haben all das besorgt. Sie haben so das Gefühl, mir zu helfen.« Warte bloß, bis du die Visitenkarten siehst. »Sie wollten mich nicht gehen lassen, bevor ich nicht all das trug. Ich habe Grandpa gesagt, dass wir uns kein Handy leisten können, aber er und die Jungen haben das dämliche Ding trotzdem gekauft.« Ich wusste, dass ich plapperte. »Sie haben die Nummer sogar auf meine neuen Visitenkarten drucken lassen.«
Sein Blick wurde schärfer. »Visitenkarten?«
»Egal.« Ich brauchte Gabes Hilfe, und die Karten könnten ihn vielleicht in die falsche Stimmung bringen. »Ich muss nach Blaine suchen. Möchtest du mitkommen?« Ich brauchte Antworten, und ich brauchte sie jetzt. Es schien sinnvoll, bei Blaine anzufangen.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: »Erzähl mir, was passiert ist.«
Die Zeit wurde knapp. Ich erzählte ihm schnell von der Schokolade und was ich von Debbie erfahren hatte.
»Beruhige dich, Babe. Du drehst dich im Kreis. Was du brauchst, ist ein Plan.«
»Ich habe einen Plan! Ich werde Blaine finden. Er kannte Perry und Trent und all diese Mädchen, die für Heart Mates gearbeitet haben.«
Gabe schaukelte auf seinen Absätzen vor und zurück
und sah mich dabei unverwandt mit seinem dunklen Blick an. Dann ließ er seine Arme sinken. »Komm mit.« Er ging in sein Büro, das gegenüber dem Wohnzimmer lag.
Da ich keine bessere Idee hatte, folgte ich ihm. Er schaltete eine Deckenlampe an. Im Licht sah ich einen großen Lederstuhl hinter einem schweren Schreibtisch mit Computer, Drucker, Scanner, Kopierer und einer Telefonanlage, die an ein Paar Boxen angeschlossen war.
Er setzte sich an den Schreibtisch und suchte in einer Schublade. Ich atmete ungeduldig ein und sah mir die Bilder an den Wänden an. Es waren Fotos von Gabe als Polizist inklusive eines Bildes mit dem Bürgermeister von L. A. anlässlich einer Ehrung nach dem Banküberfall, der Gabes Karriere beendet hatte. An der Wand hinter dem Schreibtisch hingen eine Menge offizieller Dokumente. Lizenzen und Zeugnisse, all das, was ich nicht hatte.
Gabe nahm einen Block und ein paar Stifte heraus. »Du glaubst, dass eine Frau hinter der Schokoladendrohung von heute Abend steckt. Und dass sie Trent umgebracht hat. Sag mir, warum.«
Ich setzte mich und zählte die Gründe an meinen Fingern ab. »Erstens war es eine Frau, die den Ballon bei Frank’s Flowers bestellt hat. Zweitens sehen goldene Aufklebebuchstaben für mich nach einer Frau aus. Drittens wusste Trent, wie schlimm seine Allergie war, und er hätte etwas selbst Gemachtes nur von jemandem angenommen, dem er absolut vertraute, also wahrscheinlich nicht von einem Mann, und schließlich ist das die Denkart einer Frau. Männer machen es nach diesem Erschießt-sie-Schema. Frauen sind verschlagener.«
Er nickte. »Sonst noch was?«
»Grandpa sagt, dass Luke seiner Ex Alimente schuldet und immer mal wieder
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