Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
wissen,
warum
die drei Männer umgebracht worden sind. Der Taxifahrer. Der Arzt. Und der Versicherungsmakler.«
Er wartete auf eine Reaktion, die jedoch ausblieb. Fink schien gespannt, wie Kluftinger fortfahren würde. »Es gab nur noch ein paar offene Fragen, gerade was den Mord am Taxifahrer angeht. Aber auch hier konnten wir die Zweifel ausräumen. Wir haben ja auch Ihre Frau vernommen. Der Junkie, den man auf jemanden ansetzt, den man loshaben will. Nicht schlecht. Man sagt dem armen Teufel einfach, da gibt es was zu holen – und schon muss man sich die Finger nicht mehr schmutzig machen.«
Kluftinger blickte in ein leeres Gesicht.
»Das mit den Streichhölzern, das ist schon eine ganz raffinierte Masche gewesen, das muss ich zugeben.« Würde er ihn durch diese Schmeichelei aus der Reserve locken?
»Ich nehm immer ein Feuerzeug. Das heißt, ich hab’s ja gestern abgeben müssen. Aber sonst halt.«
Der Kommissar atmete tief durch. Seine Strategie war gescheitert. Also beschloss er, in die Vollen zu gehen: »Wie schon gesagt, wir kennen ja die Zusammenhänge. Aber bei einer Sache müssen Sie mir helfen.«
Fink sah ihn weiter ausdruckslos an. Kluftinger versuchte es dennoch. »Warum so brutal? Warum dieses Blutbad?«
Fink schüttelte den Kopf, seine Kiefermuskeln zuckten.
»Ich will Sie doch bloß verstehen! Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
»Helfen? Sie?«
Kluftinger schürzte die Lippen. Das zumindest schien auf Finks Interesse zu stoßen. »Natürlich. Erstens gibt es ja sicher einen guten Grund, weshalb es zu diesen Taten kam. Kaum jemand tötet aus Spaß. Man wird auch zum Mörder gemacht. Und ich möchte nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass es nicht Umstände geben könnte, in denen auch ich …«
Fink lachte kurz und bitter auf.
»Sehen Sie, wenn wir nachvollziehen können, warum es zu den Taten kam, dann erst können wir auch Sie verstehen. Vertrauen Sie sich mir an. Haben Sie Angst vor dem Gefängnis?«
Keine Reaktion.
»Wenn es um Ihr Geschäft geht, ich kann da schon schauen, dass das abgewickelt wird für die Dauer Ihrer Haft.«
»Wissen Sie was? Wenn Sie sich doch so sicher sind, dass ich jemanden umgebracht hab, dann legen Sie einfach Ihre Beweise auf den Tisch. Es gibt ja immerhin auch Richter hier im Land, die das entscheiden. Ich kann Ihnen nur sagen, ich hab damit nix zu tun.«
Entweder war der Mann ein guter Schauspieler, oder er wusste tatsächlich nichts. So oder so, das Ergebnis war fürs Erste dasselbe: Sie würden ihn laufen lassen müssen.
»Und, was hatte der Hübner denn mit dem Herzen?«, fragte Kluftinger in die Runde, und als die Kollegen nicht reagierten, schob er nach: »Habt ihr irgendeinen Zusammenhang mit unserer Herzthematik gefunden?«
»Na ja«, begann Hefele, »ich würd’s mal so sagen: Er war nicht erst nach dem Mord ziemlich herzlos. Und kalt, sonst wäre wahrscheinlich sein Herz nicht im Gefrierfach gelandet.«
Kluftinger musterte ihn kritisch. »Was heißt das?«
»Das heißt, dass er ein ziemlich ausgebuffter Versicherungsmakler war. Wenn man seine Fälle mal so durchgeht, und das haben wir gemacht, dann stößt man immer wieder auf Abschlüsse von Krankenversicherungen, die dann wenig später Anlass zu Beschwerden gegeben haben.«
»Im Klartext?«
»Hübner scheint immer wieder eine bestimmte Klientel gesucht zu haben. Neben ganz normalen Versicherungen sind das auffallend häufig Neuabschlüsse von privaten Krankenversicherungen für so Kleingewerbetreibende, Kleinstunternehmer, Freiberufler. Diese Versicherungen, meist mit Sitz im Ausland, haben einen ziemlich geringen monatlichen Beitrag, viele von denen hätten sich ja gar nicht mehr leisten können. Aber: Die Versicherungen sind unter einem seltsamen Vorbehalt von Vorerkrankungen abgeschlossen. Ich hab immer gedacht, das geht gar nicht, aber bei denen stand das im Kleingedruckten. Deswegen konnten die es meistens so hindrehen, dass, wenn die Leute ernsthaft krank wurden und die Versicherungen große Zahlungen hätten leisten müssen, es dann geheißen hat: Tut uns leid, Vorerkrankung. Die Versicherungsunternehmen waren fein raus. Und wenn die aus dem Ausland waren, dann hast du juristisch ja kaum eine Chance, allein, was ein Anwalt kostet, der sich mit den Gesetzen da auskennt! Dafür aber war das Ding, wie gesagt, recht günstig, und die Leute haben keine Gesundheitsprüfung gebraucht. Und waren auf dem Papier krankenversichert. Bei einem Schnupfen hätt’s
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