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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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Erika
    Meine geliebte angetraute Frau Erika erhält, mein gesamtes Vermögen
    Meinen gesamten Besitz
    Unseren gesamten Besitz und mein Auto
    Er atmete schwer und rieb sich seine Brust. So ein Testament war eine vertrackte Angelegenheit. Es galt genau abzuwägen, um niemanden posthum zu brüskieren. Erika würde sicher den Rest ihres Lebens daran zu knabbern haben, wenn er beispielsweise
mein Auto
schreiben würde, was es genau genommen zwar auch war, immerhin hatte er es ausgesucht, geputzt, na ja, nicht sehr häufig vielleicht, aber hin und wieder, hatte es betankt und zur Werkstatt gebracht, war im Urlaub, wenn sie schon mal ins Ausland gefahren waren, immer hinter dem Steuer gesessen, während die anderen schliefen. Sein Auto also. Aber aus Erikas Sicht ihr gemeinsames. Also war »gesamter Besitz« mit dem Zusatz »unser« sicher die bessere Formulierung, weil es irgendwie einen gemeinsamen Erwerb einschloss, auch wenn natürlich er allein das Geld verdiente.
    Fehlte jetzt noch etwas? Er kaute auf dem Ende seines Kugelschreibers herum, dann fiel es ihm siedend heiß ein, und er wurde knallrot. Schnell beugte er sich nach vorn und schrieb weiter:
    Meinem Sohn Markus
    Meinem einzigen Sohn Markus
    Meinem einzigen Kind und geliebten Sohn Markus vermache ich das rosa Smart-Auto und meine in Expertenkreisen viel beachtete Sammlung von Sterbebildern Allgäuer Blasmusikdirigenten, ebenso meine Lederhose, er kann sie sich ja etwas enger machen lassen, aber sie ist noch pfenniggut und möge von nun an als Erbstück von Generation zu Generation weitergegeben werden. Der Rest meiner Kleidung soll …
    Er kaute auf seiner Unterlippe herum. Sicher, das meiste war nicht mehr modern, aber bei einem Flohmarkt könnte es schon noch ein paar hundert Euro bringen, allein der Lederjanker mit den Hirschhornknöpfen war mindestens …
    der Kirche
    der Vereinskasse der Harmoniemusik Altusried zugeschlagen
    der Landfrauenvereinigung
    einem guten Zweck gestiftet werden.
    Kluftinger stand auf und zapfte sich ein Glas Wasser aus dem Hahn, das er in bedächtigen Schlucken austrank. Sterben war gar nicht so einfach, sondern eine ziemlich anstrengende Sache. Aber bis jetzt war er zufrieden mit sich. Er hatte an alles gedacht, und die Sache mit dem guten Zweck würde ihm da oben – er blickte zur Decke – sicher auch positiv angerechnet.
    Er setzte sich wieder, denn es lief doch gerade so einigermaßen, und das wollte er für ein paar weitere, denkwürdige Zeilen nutzen.
    Mein Enkel, den ich vielleicht nie das Glück hatte kennenzulernen, soll meine Großtrommel und meine Spielzeugeisenbahn erben, damit er an seinen Großvater denkt, der weit oben über den Wolken liebevoll über ihn wacht. Sie ist im Keller hinter den Einmachgläsern, unter dem alten Werkzeug, in der grünen Kiste, wo »Küchenfliesen« draufsteht,
    Seine Augen wurden feucht vor Rührung. An ihm war ein Priester verlorengegangen. Dann stutzte er: Was, wenn sein Enkel gar kein Enkel, sondern eine Enkelin werden würde? Für einen kurzen Moment zog er die Brauen kraus, doch dann lächelte er. Nein, er hatte da so ein Gefühl. Also ergänzte er den Satzanfang:
    Mein Enkelsohn Max Kluftinger …
    Er seufzte. Ganz mit sich und der Welt im Reinen, dachte er über den Schluss seiner finalen Willensbekundung nach.
    Meine Asche soll über den Gipfeln der Allgäuer Alpen verstreut werden.
    Er hielt inne: Wollte er das wirklich? Die Vorstellung, bei Wind und Wetter in irgendwelchen dunklen Felsspalten herumzuliegen, selbst als Asche, jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
    Meine Asche soll im Alatsee versenkt werden.
    Sofort dachte er an den Fall, der ihn einmal an diesen See geführt hatte, an die unheimliche, sauerstoffarme Schicht in der Tiefe mit den geheimnisvollen Purpurbakterien …
    Meine Asche soll auf dem Altusrieder Friedhof beigesetzt werden.
    Noch einmal zögerte er. Ein glühend heißer Ofen, in dem man zu einer Handvoll Staub zusammengeschmurgelt wurde?
    Ich wünsche keine Feuerbestattung.
    Damit, fand er, durften die wichtigsten Regelungen getroffen sein. Das heißt …
    Doktor Langhammer kriegt das Hirschgeweih aus dem Hausgang, das er immer so bewundert. Aber nur, wenn er einmal die Woche mein Grab gießt.
    Er lächelte. So hatte Erika sogar noch etwas Hilfe bei der Pflege seiner letzten Ruhestätte.
    Es war so weit. Nun würden seine unwiderruflich letzten Worte kommen, und er wollte etwas Bedeutsames schreiben.
    Meine letzten Gedanken gelten meiner

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