Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
folgte eine Pause, »… Martin Langhammer.« Er lachte kurz und laut über seinen eigenen Witz.
Während sich zu den Herzschmerzen des Kommissars nun auch noch Seelenpein gesellte, lächelten die anderen zu seiner Verwunderung allesamt beseelt den Quacksalber an.
»Das MaLa-Yoga vereint die besten Entspannungstechniken und enthält einige von mir im Zustand tiefster Trance gefundene Figuren, die – wie ich festgestellt habe – auch für das Liebesleben eine explosive Wirkung haben.« Er zwinkerte in die Runde. »Aber bleiben wir bei den Grundlagen: Die erste Sprosse auf der Leiter zu Ruhe und Selbsterkenntnis kann nur erklimmen, wer nicht durch Schmerzen oder gestörte Körperfunktionen von der Meditation abgelenkt wird. Also nicht zu viel Zwiebeln auf die Käsespätzchen, nicht wahr?« Er grinste Kluftinger aus seinem schweißnassen Gesicht an. Warum lüftete hier denn niemand? Allerdings schien sich nur er an den tropischen Temperaturen zu stören, denn der Doktor fuhr ungerührt fort: »Wenn beim Auto der Auspuff kaputt ist, können Sie sich auch nicht auf die Schönheit der Landschaft konzentrieren, stimmt’s oder hab ich recht? Also, mein lieber Kluftinger: Halten Sie Ihren Schließmuskel die nächste Stunde im Zaum!«
Einige der Kursteilnehmer glucksten, und Langhammer strahlte beglückt.
»Die anderen Körperfunktionen können Sie bedenkenlos zulassen. Wir machen hier Hot-Yoga, gerade das Schwitzen hat eine kathartische Wirkung.«
Das war also die Erklärung für die höllische Hitze. Was allerdings an einem Katarrh so gesund sein sollte, verstand der Kommissar nicht.
»Bedenken Sie immer: Die Streckbewegungen des Yoga sind von den Raubtieren abgeschaut. Tiger, nicht Auerochse, ja?« Langhammer stand auf und reckte seinen Körper mit geschlossenen Augen und geschmeidig tänzelnden Bewegungen gen Decke, wobei er den Hintern weit herausstreckte, was Kluftingers Schweißproduktion noch einmal befeuerte. »Der Körper ist das Instrument, auf dem unser Geist spielt. Weiß noch jemand, wie die Figur hier heißt?«
»Vielleicht Arschgeige?«, zischte Kluftinger lauter, als er beabsichtigt hatte.
Der Doktor öffnete die Augen wieder: »Nein, mein Lieber, die Arschgeige gehört nicht zu unserem Instrumenten-Repertoire. Die muss aus Ihrem privaten Figurenfundus sein.«
Kluftinger setzte zu einer Erwiderung an, da schwurbelte der Westentaschenguru schon weiter. »Yoga entspannt, kräftigt, verjüngt, strafft, festigt – und kann dafür sorgen, dass sich die geheimen Wünsche an den eigenen Körper erfüllen.« Er sah wieder demonstrativ in Kluftingers Richtung. »Na ja, manchmal muss man vielleicht auch chirurgisch nachhelfen. Die Yogis sagen: Der Körper ist der Tempel der Seele. Bei manchen gleicht er zwar eher einem Obdachlosenasyl, aber auch das lässt sich ein wenig aufhübschen, nicht wahr?«
Die Hitze lähmte zwar Kluftingers Körper, das Hirnareal, das für Gewaltfantasien zuständig war, arbeitete dagegen auf Hochtouren. Innerlich erfreute er sich gerade an einem Bild, in dem er die geschmeidigen Glieder des Doktors zu einem Doppelknoten mit Schleife band. Er lächelte versonnen.
»Ja, genau, lächeln Sie. Wichtig ist, dass Verspannungen gelöst werden. Gerade morgens, wenn der Körper noch steif ist – manche Herren werden das leider nur noch aus der Erinnerung kennen –, lockert Yoga ungemein. Dann noch ein leichtes Frühstück aus Samen, Keimen und Nüssen – ein perfekter Start in einen perfekten Tag. Aber: Gut kauen, die Verdauung beginnt bereits im Mund!«
»Ja, das riecht man«, brummte Kluftinger. Nicht einmal ein Bataillon buddhistischer Mönche könnte die Verspannungen abbauen, die der Arzt binnen Minuten in ihm aufgebaut hatte. Dazu kam, dass er bereits jetzt völlig nassgeschwitzt war, dabei hatten sie mit den eigentlichen Übungen noch gar nicht begonnen.
»So, nun lasst uns aber anfangen und erst einmal die richtige Atmosphäre herstellen. Ich werde dafür ins Du wechseln, denn ihr wisst, im Sie ist das Du gefangen. Zunächst konzentrieren wir uns ganz auf unsere Atmung.« Die Stimme des Doktors summte sanft und gleichförmig. »Wir legen uns auf den Rücken, und du spürst, wie der Atem ganz sanft in deinen Körper fließt. Du hast dich ganz für dich.«
»Du mich auch«, grummelte Kluftinger in sich hinein.
»Du spürst, wie die Luft kommt … und geht. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Und mit jedem Ausatmen darfst du dir gestatten, das auszuatmen, was dich
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