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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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Uhl.
    Der Kommissar rang mit sich selbst und presste dann schweren Herzens ein »Schonkost, bitte« hervor. Uhl nickte einem jungen Kollegen zu, der sofort dienstbeflissen aufsprang, um kurz darauf mit einem Tablett wiederzukommen.
    »So, einmal die Diätkost, das ist heute, Moment, ich muss überlegen, damit ich es noch zusammenbringe, das ist gedünstetes Frühlingsgemüse und ein Tofubratling an einer Austernpilzsauce. Vegan, low-carb, low-fat, low-salt.«
    »Und trotzdem delikat«, ergänzte Uhl. »Vermute ich jedenfalls, ich hatte das Schnitzel.«
    Als Kluftingers Blick auf das Gericht vor ihm fiel, traten ihm kleine Schweißperlen auf die Stirn. Er hatte sowieso schon keinen rechten Hunger, aber wie er dieses Grünzeug, das eher wie Grauzeug aussah, hinunterbekommen sollte, war ihm schleierhaft. Bitter schloss er für einen Moment die Augen, trug innerlich noch einmal den geliebten Zwiebelrostbraten mit Kässpatzen und ordentlich Sauce zu Grabe und stieß die Gabel in den Gemüseberg.
     
     
    Zehn Minuten brauchte er, dann hatte er es geschafft. Unter seinen Achseln hatten sich große Schweißflecken gebildet, aber immerhin hatte er nicht vorzeitig aufgeben müssen.
    »Nachschlag?«, fragte Uhl mit gewinnendem Lächeln.
    Kluftinger lehnte erschrocken ab. »Danke. Gut war’s … aber fast ein bissle viel.«
    »Ja? Das sehen die meisten unserer Adipositas-Patienten aber ganz anders.« Dann wandte er sich an die Kollegen. »Sagt mal, wisst ihr, wann der Gordian zurückkommen wollte?«
    »Ich denke, dass der heut Nachmittag kommt«, mutmaßte die Ärztin neben ihm. »Er will sicher die neuesten Ergebnisse der Testreihe einsehen, bevor die Patienten das nächste Mal in die Ambulanz kommen.«
    »Meinen Sie, darauf kann ich warten?«, fragte der Kommissar die Frau.
    »Kommt darauf an, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass er so um halb drei, drei vorbeischaut.«
    »Wissen Sie was«, meldete sich Professor Uhl, »nehmen Sie sich doch eine kleine Auszeit und besuchen Sie während der Wartezeit einen unserer Kurse. Nur so, völlig unverbindlich, zum Schnuppern. Sie sind doch interessiert an unseren Programmen, also packen Sie die Gelegenheit beim Schopf!«
    Der Kommissar zog unschlüssig die Schultern hoch.
    »Was haben wir denn heut Nachmittag?«, fragte der Professor in die Runde.
    »Walking wär vielleicht ganz gut …«, empfahl ein weißhaariger Arzt, schränkte dann jedoch ein: »Aber die machen heut eine längere Tour. Oder Hot-Yoga um zwei. Das wär natürlich was für Körper
und
Geist.«
    Körper und Geist. Klingt doch gut,
dachte Kluftinger. Und er hatte sogar eine vage Vorstellung von dieser Entspannungstechnik, man lag da wohl auf irgendwelchen Matten und döste vor sich hin. »Ja gut, also … wenn Sie meinen, dann tät ich das mit dem Yoga vielleicht mal … aber bloß, wenn’s keine Umstände macht. Aber ich hab kein Sportgwand dabei, falls ich da was brauch …«
    »Kein Problem, die Mitarbeiterinnen geben Ihnen was, sagen Sie einfach, ich habe Sie geschickt. Herr Kluftinger, wir müssen leider, uns ist keine allzu lange Mittagspause vergönnt heute, wir haben jetzt gleich Konferenz. Aber nehmen Sie sich einfach einen der Relaxchairs auf der Terrasse und eine Decke und ruhen Sie sich noch so lange aus, bis es los geht, ja?« Uhl deutete auf die Terrasse vor dem Speisesaal, auf der schon einige Patienten in Liegestühlen schlummerten.
    Kluftinger nickte und verabschiedete sich. Ohne Umschweife begab er sich nach draußen und genoss die Ruhe in seiner Liege. Ja, so ließ es sich aushalten. So hatte er sich seinen Ruhestand immer vorgestellt: nach dem Essen in den Sessel, eine Wolldecke, und dann ein bisschen dösen und ganz in Ruhe verdauen. Er räkelte sich wohlig unter seiner Decke und fragte sich, ob das wirklich sein Lebensziel sein konnte. War es schon so weit? War er alt? Über diesen Gedanken sackte sein Kopf zur Seite, und er nickte ein.
    Er fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf und wurde erst durch ein heftiges Rütteln geweckt. Er blinzelte benommen ins Licht und sah einen Mann mit Trainingsanzug und Halbglatze, der sich über ihn gebeugt hatte.
    »Gott sei Dank!«, sagte der erleichtert und ließ von Kluftingers Schultern ab. »Ich dachte schon, Sie sind tot!«
    »Was?«
    »Ich hab gedacht, Sie sind hinüber , so blass, wie Sie da im Stuhl hängen!«, sagte sein Gegenüber laut, wobei er jede Silbe betonte, als spreche er mit einem gebrechlichen alten Mann. »Geht’s Ihnen nicht

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