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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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beginnen nun mit dem Figurenyoga!«
    Kreizkruzifixhimmelarsch!
Die Feder verwandelte sich in einen Kuhfladen und platschte unsanft auf den Asphalt.
    »Leider hat einer unserer Teilnehmer ja den Sonnengruß verschlafen, aber nun ist er wieder unter uns, auch wenn er eher aussieht wie ein Mondkalb. Kommen wir zur ersten richtigen Figur. Es dreht sich um eine Gleichgewichtsübung,
Der Baum des Wurzelchakras
 – ich nenne es
Sich im Wind wiegender Wipfel.
«
    Sieht eher aus wie Sich wild biegender Zipfel,
dachte der Kommissar, stand dann aber auf und hob pflichtschuldig einen Fuß. Als er jedoch das »Spielbein«, wie Langhammer es nannte, an das Knie des Standbeins schmiegen sollte, wobei er gleichzeitig die Hände in Gebetshaltung vor seinem Körper und dann nach oben schieben musste, verlor sein Wurzelchakra an Halt, und er geriet mächtig ins Schwanken. Dabei kam er seinem Nebenmann, der ihn eben so unsanft geweckt hatte, bedenklich nahe, was dieser mit einem panischen Blick registrierte. Schnell führte Kluftinger das zweite Bein zu Boden und fing sich wieder.
    »Na, na, mein Lieber!« Langhammer wedelte mit dem Zeigefinger herum, als weise er ein ungezogenes Kind zurecht. »Wiegender Wipfel, nicht gefällte Eiche …«
    Acht erfolglose Balancierversuche später kündigte der Doktor die nächste Figur an.
    »So, jetzt
Der lauernde Löwe auf der Jagd.
Stell dir vor, ein wildes Tier zu sein. Eine Raubkatze, kein Stubentiger, der sich um fünf Uhr mal träge von seinem Nachmittagsschläfchen erhebt und ein bisschen Sheba hinterm Ofen schlabbert.« Langhammer ging auf Zehenspitzen in die Knie, stützte seine Hände vor dem Körper ab, riss die Augen auf und streckte seine Zunge aus dem weit geöffneten Mund. Dabei fauchte er befremdlich. Kluftinger erschrak – das Gesicht des Doktors sah aus wie einer dieser furchteinflößenden Wasserspeier an gotischen Kirchen.
    »Wichtig ist, dass du auf den Zehenspitzen bleibst und versuchst, mit der Zunge bis ans Kinn zu kommen. Ihr könnt gern auch brüllen dabei. Ich gehe mal herum und gebe ein wenig Hilfestellung.« Schnurstracks steuerte der Arzt auf den Kommissar zu.
    Der kniete sich gerade stöhnend hin, da umfasste Langhammer bereits dessen Bauch, um seine »Körperspannung ein wenig zu forcieren«. Kluftinger wurde sofort stocksteif. Der Arzt presste seine Vorderseite an seinen Rücken, zog ihn etwas hoch und sagte: »Der Löwe ist eine Wildkatze, kein Mops.« Bei dieser aus Kluftingers Sicht unfreiwilligen Umarmung glitschte Langhammer wegen ihrer beider schweißnassen Haut ein wenig ab und packte noch fester zu.
    »Uiuiui, Sie tropfen ja schon aus den Bauchfalten«, bemerkte der Doktor. »Sehr gut, das entgiftet – seelisch wie körperlich.« Er wischte sich die Hände an seiner Pluderhose ab und packte dann wieder zu. »So, jetzt noch mal schön aufrichten.« Er ruckte an Kluftingers Körper, doch wieder entglitt ihm der Kommissar, und sie kippten ein wenig zur Seite. Für einen kurzen Moment schwebten sie im Zustand zwischen Stehen und Fallen, und Kluftinger fühlte sich angenehm leicht, dann siegte jedoch die Schwerkraft, und sie schlugen mit einem dumpfen Poltern auf die Matte.
    Kluftinger rappelte sich sofort auf, er wollte der feuchten Nähe des Doktors so schnell wie möglich entkommen. Als er sich umdrehte, grinste ihn der Arzt verschmitzt an.
    »Na, na, das hier ist Yoga, nicht Kamasutra!«
    Der Kommissar lief rot an. Langhammer dachte sicher, dass ihm der Begriff nichts sagen würde, aber er wusste sehr wohl, dass es sich dabei um indische Pornos handelte. Es brodelte in ihm, und als der Doktor von ihm abließ und zum nächsten Patienten ging, bäumte er sich auf, streckte seine Zunge heraus und brüllte all den aufgestauten Hass und die Anspannung der letzten Tage heraus. Alle Köpfe ruckten herum, es wurde still, und kurzzeitig hörte man nur das meditative Dudeln aus dem Lautsprecher. Der Doktor drehte sich um und klatschte dann langsam in die Hände. »Na also, es wird doch, mein Tiger. Grrrrrr.«
    Tatsächlich: Nachdem er sich seiner Feindseligkeit akustisch entledigt hatte, fühlte Kluftinger sich erleichtert, ruhiger. Der
lauernde Löwe
schien eine gute Übung, um ein wenig runterzukommen. Und Yoga war vielleicht doch nicht so verkehrt.
    Allerdings relativierte er diese Einschätzung gleich wieder, als Langhammer die nächste Figur ankündigte:
Der weiße Kranich spreizt seine Flügel.
Er lachte kurz auf und zwinkerte der Frau rechts neben ihm

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