Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
Spaß!«
»Ja, dann …«, erwiderte die Japanerin, »gern.«
»Bestens. Und ihr feuert uns von draußen an, gell?«
»Sonst noch was. Am End sieht mich noch jemand! Wir holen derweil was Süßes, oder, Mama?« Markus nickte seiner Mutter zu, und die beiden setzten sich in Bewegung. »Und fahrt’s nicht zu rasant, nicht dass der Miki noch schlecht wird. Die kotzt gern mal im Auto!«
»Ja, ja, ist recht. Bringt’s mir einen glasierten Apfel mit«, rief Kluftinger ihnen nach. Dann wandte er sich Yumiko zu. »So, und wir zwei machen jetzt mal die Bahn unsicher.«
Er kaufte ein paar Chips und stellte seinen Schlumpf an den Rand in der Hoffnung, irgendjemand möge ihn einfach mitgehen lassen. Dann blickte er eine Weile auf die Fahrfläche, auf der die Autos wild durcheinandersausten.
»Wollen wir nicht anfangen?«, fragte Yumiko nach einer Weile.
»Ich schau nur wegen dem Auto. Das will gut gewählt sein. Viele denken, die sind alle gleich, aber das stimmt nicht, da gibt’s lahme Enten und dann wiederum … solche.«
Er zeigte auf einen goldfarbenen Flitzer, dessen Fahrt gerade zu Ende war und der nun von einem der Angestellten zurück an den Rand geschoben wurde. Kluftinger packte Yumiko am Handgelenk und zog sie mit sich. »Das ist unserer«, rief er dem jungen Mann zu, der das Gefährt gerade einparkte. Der schaute das ungleiche Paar halb erstaunt, halb amüsiert an, machte dann eine einladende Geste und sagte halblaut zu Yumiko: »Ich hoffe, das ist nicht zu anstrengend für deinen Großvater.«
Kluftinger tat einfach, als habe er das nicht gehört, und zwängte sich hinter das Lenkrad, was gar nicht so leicht war, waren die Dinger doch offenbar nicht für Menschen seines Umfanges gebaut. »Früher waren die größer«, erklärte er Yumiko ächzend, woraufhin diese freundlich nickte und sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf den Beifahrersitz gleiten ließ.
»Vielleicht werfen Sie besser zwei Chips ein, bei dem Gewicht!«, rief ein Jugendlicher mit Baseballkappe, woraufhin er und seine Kumpels laut lachten und einander abklatschten.
»Einfach nicht drauf hören«, sagte Kluftinger, als er mit einem letzten Ruck hinters Lenkrad gerutscht war. »Jetzt zeigen wir denen mal die wahre Kunst beim Bums… beim Autoscooter. Die meisten meinen nämlich, man müsste möglichst viele andere anbumsen. Aber die eigentliche, große Kunst ist, die Lücken zu finden, sanft dahinzugleiten. Das hat schon die Erika immer beeindruckt.« Er lächelte versonnen und warf einen Chip in den Schlitz, woraufhin sich das Auto schlagartig in Bewegung setzte. Kluftinger musste seinen Bauch einziehen, weil das Lenkrad daran ripste. Dann zog er tatsächlich schnell und elegant seine Bahnen, suchte Lücken und fand sie auch, sodass sie eine Weile unbehelligt und schnell durch das Gewimmel glitten. Kluftinger war ganz in seinem Element. Er legte seinen Arm auf die Seitenwand des kleinen Wägelchens, blickte stolz nach links und rechts, lenkte behende, schlug Haken und schaute ab und an zu Yumiko, um sich ein respektvolles Lächeln abzuholen. »Siehst du, ich hab’s dir gesagt, immer elegant vorbei, nie anecken, nie für Aufsehen sorgen, das muss man erst mal schaffen, durch so ein Chaos – das ist die große Kunst am Bums…«
In diesem Moment wurden sie von einem derart heftigen Stoß durchgeschüttelt, dass es Kluftinger den Kopf nach hinten riss und sich die Japanerin erschrocken an seinen Arm klammerte. Er hatte das Gefühl, als hätte sie eine Dampfwalze gerammt, und er brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu orientieren.
Da hörte er ein vertrautes Lachen links hinter sich. Er drehte sich um – und blickte in das breit grinsende Gesicht von Doktor Martin Langhammer.
»Na, mein Lieber, wollen Sie sich mal ein wenig durchbumsen lassen, hm?«
Kluftingers Mund öffnete und schloss sich, er wollte etwas erwidern, doch aus seiner Kehle entwichen nur krächzende Laute. Und dann war der Doktor mit einem glucksenden »Na, dann passen Sie mal auf, dass Sie nicht noch unter die Räder kommen!« verschwunden.
In diesem Moment brannte eine Sicherung bei Kluftinger durch. Sein Körper wurde mit einer Woge Adrenalin geflutet, die sein rationales Denken in einer Woge aus Wut ertränkte.
Er drückte das Gaspedal durch, stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht darauf und nahm die Verfolgung des Doktors auf. Er schlug eine regelrechte Schneise durch die fahrenden Wagen, schien gar nicht wahrzunehmen, wie er immer wieder heftig mit
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