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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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immer besonders gut schmeckte, obwohl oder gerade weil sie schon so lange in der Auslage lag, dass der Teig vom Heringswasser ganz durchgeweicht war.
    »Solltest … auch … gesund«, presste er mit vollem Mund an seinen Sohn Markus gerichtet hervor. »Rohe Zwiebeln? Nein danke, Vatter, das macht jetzt nicht gerade den frischesten Atem – und wir haben heute ja noch was vor, oder?« Bei diesen Worten gab er Yumiko einen Klaps auf den Po und zwinkerte ihr mit einem Auge zu. Die wurde umgehend ein wenig rot. Ein paar Sekunden lang schwiegen alle betreten, dann platzte Erika heraus: »Guck mal, es gibt hier sogar Entenbrust aus dem Wok mit Mangochutney!«
    Kluftinger schüttelte den Kopf: Die Zeit machte auch vor Institutionen wie dem Brotzeitstand auf dem Jahrmarkt nicht halt. Dabei zog ein solches Speisenangebot am Ende doch nur Leute wie Langhammer an.
    »Und, hat’s gemundet, Vatter? Kömmer jetzt weiter?« Markus wirkte ungeduldig.
    »Ja, klar, von mir aus kann’s losgehen.«
    Sie hatten Mühe, mit Markus Schritt zu halten; er hatte offenbar nicht vor, länger als unbedingt nötig hier mit ihnen unterwegs zu sein. Doch Kluftinger wollte sich bei ihrem ersten gemeinsamen Jahrmarktbesuch seit so vielen Jahren nicht hetzen lassen. »Komm, wir holen uns Lose«, rief er plötzlich und steuerte den »Glückshafen« an.
    Die anderen folgten ihm bis zu der jungen Losverkäuferin, die dort mit einem umgeschnallten Bauchladen stand. »Sagen Sie mal, Fräulein«, wandte sich Kluftinger an das Mädchen, nachdem er seiner Familie verstohlen zugezwinkert hatte, »haben Sie den Hauptgewinn?«
    »Oh, bitte, Vatter, das ist ja wohl der älteste Spruch überhaupt.«
    »Wieso? Fragen kostet ja nix. Also, wer will mal ziehen? Fünf Lose für zwei Euro, das ist doch ein Angebot.«
    »Vatter, ich will den Hauptgewinn gar nicht haben, das ist eh nur wieder irgendein Schrott, der dann auf dem Dachboden einstaubt!«
    Yumiko meldete sich als Einzige und holte schnell eines der Lose aus dem Bauchladen. Kluftinger jedoch ergriff ihre Hand, nahm ihr Los, steckte es ein und zog sie ein wenig zur Seite: »So darfst du das nicht machen, Muschi«, flüsterte er. »Ich hab da eine Technik entwickelt, bei der mir auch meine Polizeiausbildung ein bissle hilft. Hat viel mit Menschenkenntnis und Psychologie zu tun.« Er grinste und nickte ihr zu.
    »So, Fräulein, ich fürchte, jetzt haben Sie Ihren Meister gefunden«, eröffnete er ihr kleines
Duell,
wie er es geistig bereits getauft hatte.
    Das Mädchen zuckte nur die Achseln.
    Dann tauchte der Kommissar seine Hand in die Trommel, dabei starr die Augen des Mädchens fixierend. Die zog irritiert die Augenbrauen hoch, hielt dem Blick jedoch stand. Kluftinger rührte in der Trommel, achtete auf jedes noch so unscheinbare Muskelzucken im Gesicht der Losverkäuferin, suchte sich ein Los aus, hob es langsam an, studierte dabei ihre Mimik, ließ es wieder fallen, als sie nicht reagierte, und griff sich ein anderes. In diesem Moment blinzelte das Mädchen.
    »Ha!«, rief er, und das Mädchen zuckte derart zusammen, dass alle Lose ein paar Zentimeter in die Höhe hüpften. Mit triumphierendem Lächeln zog Kluftinger eines heraus, hielt es ihr vors Gesicht und reichte es dann nach hinten weiter. Dieses Spiel wiederholte sich mit den restlichen dreien.
    Als er fertig war, flüsterte er noch einen Dank für die »Hinweise« und drehte sich um. »So, jetzt macht’s eure Gewinne auf!«
    Sie öffneten ihre Lose einer nach dem anderen und lasen laut vor: »Leider verloren.«
    Besonders Markus zelebrierte das Aufreißen und sagte dann, indem er seinem Vater die Niete vor die Nase hielt: »Scheint, als hättest
du
deinen Meister gefunden. Bist und bleibst halt ein tierischer Unglücksrabe!«
    Der Kommissar schluckte, blickte sich zu dem Mädchen um, das seinen Blick mit einem zufriedenen Grinsen erwiderte.
    »Dann hat sie selber nichts gewusst«, presste er ausdruckslos hervor.
    »Ach was«, gab Markus mit gespieltem Erstaunen zurück. »Sie hat nicht vorher alle Lose mit Röntgenblick durchleuchtet und sich ihre genaue Lage inklusive Gewinn eingeprägt? Gibt’s ja gar nicht!«
    »Wir hatten mal so einen ähnlichen Betrugsfall, da waren die Dinger gekennzeichnet«, verteidigte sich sein Vater. Dann wandte er sich zum Gehen.
    »Und was ist mit Mikis Los?«, bremste ihn sein Sohn.
    »Ach so, ja.« Fahrig steckte der Kommissar seine Hand in die Tasche, öffnete mechanisch das Papierröllchen, las die Aufschrift,

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