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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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sich da doch eine Weile verdingen, anstatt wieder die ganzen Semesterferien zu vertrödeln und ihm auf der Tasche zu liegen. Dann schnappte er sich eines der Gewehre und schoss für die Frauen ein paar Rosen.
    Er drückte sich zwar seit Jahren um das polizeiliche Schießtraining, aber selbst seine rudimentären Fähigkeiten auf diesem Gebiet reichten hier für einen Auftritt als wahrer Meisterschütze, und die Splitter der Plastikröhrchen, auf die er schoss, flogen wild durch die Gegend. Er selbst erhielt als tagesbester Schütze gegen seinen ausdrücklichen Willen eine kleine Stoffkuh, die, wenn man gegen sie schlug, ein lautes Muhen von sich gab.
    »Ich muss mein Weltbild komplett revidieren«, sagte Markus, als Kluftinger Erika und Yumiko ihre Plastikrosen überreichte.
    »Warum?«
    »Es gibt doch tatsächlich ein paar Dinge, die du kannst.«
     
     
    Kluftinger mied im Folgenden die Fahrgeschäfte und hatte eigentlich auch keine richtige Lust mehr, auf dem Jahrmarkt zu bleiben. Zu groß schien ihm die Gefahr, doch noch einmal auf Langhammer zu treffen. Sicher würde der Doktor ihn bei der ersten Gelegenheit zum Tod von Gordian Steiner ausfragen, um dann in Arztkreisen mit Insiderinformationen glänzen zu können. Oder, noch schlimmer, mit ihm über seine Laborergebnisse diskutieren wollen.
    Er drängte zum Aufbruch, doch Markus schlug vor, zum Abschluss der Geisterbahn noch einen gemeinsamen Besuch abzustatten. Kluftinger musste sofort an seinen Gang über den Markt vor zwei Tagen denken und an den Anblick des grünen Monsters, das im Morgennebel seine knöcherne Hand nach ihm ausgestreckt hatte. »Ach was, wir haben doch heut schon genug erlebt, und es ist ja auch spät geworden, die Frauen sind müde und …«
    »Stimmt doch gar nicht«, protestierte Erika. »Ist doch eine tolle Idee vom Bub.«
    »Ja, aber ich bleib draußen, ich hab ja …«, er überlegte kurz, »… den Schlumpf.«
    »Ich glaub, der Vatter hat ein bissle Angst«, feixte Markus, woraufhin Kluftinger sofort heftig protestierte und, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, als Erster auf den Eingang zuschritt. Doch ihm war alles andere als wohl dabei, weil ihn die Geisterbahn auf so rüde Art mit dem Thema Tod konfrontierte, dem er durch ihren gemeinsamen Ausflug gerade für eine Weile entflohen war. Wortlos seinen Gedanken nachhängend, wartete er also in der Schlange.
    »Komm, ich mach ein Foto von euch zweien«, forderte Markus ihn auf, als sie einen Käfig passierten, in dem eine Mumie mit gesenktem Kopf saß.
    »Hör auf, so eine alberne Gummipuppe, da …«
    Ansatzlos sprang die Figur im Käfig auf, schlug wild scheppernd gegen die Gitterstäbe und streckte ihre bandagierten Hände nach dem Kommissar aus. Kluftinger ließ mit einem spitzen Schrei seinen Schlumpf fallen. Er atmete keuchend, der Schock war ihm in alle Glieder gefahren.
    Alle um ihn herum brachen in lautstarkes Lachen aus. Sein Schreck wurde von kalter Wut abgelöst. »Ja bist denn du narrisch, du, du depperte … Mumie!« Er war außer sich. »Einen so zu erschrecken! Wenn ich’s jetzt mit dem Herzen hätt. Tot könnt ich dann sein, dann würdest du aber ganz blöd aus der Wäsche …«
    Eine dumpfe Stimme aus dem bandagierten Gesicht unterbrach ihn: »Das ist eine Geisterbahn. Die ist ab zwölf. Und außerdem …« Die Mumie zeigte auf ein Warnschild, auf dem ein durchgestrichenes Herz zu sehen war. »Nicht für Herzkranke«, kam es unter den Bandagen hervor.
    Kluftinger war froh, dass sie noch eine Weile anstehen mussten, denn er brauchte die Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Beim Einsteigen ergab es sich dann, dass er mit seinem Schlumpf in einem eigenen Wagen Platz nehmen musste, eine Anweisung, der er sich zähneknirschend fügte. Da hörte er aus der Schlange ein Rufen: »Warten Sie, ich bin auch Einzelfahrer!« Zwei Sekunden später schwang sich Doktor Langhammer auf den Platz neben ihm.
    Es wäre dem Kommissar bei weitem lieber gewesen, die Mumie wäre mitgefahren, aber ganz offensichtlich hatte sich das Schicksal heute gegen ihn verschworen.
    »Haben’s denn das Fahren noch nicht über heut?«, fragte er seinen unwillkommenen Nebenmann.
    »Ich kann einfach nie genug bekommen von der Kirmes. Ist wohl das Kind in mir.«
    »Wie, ist da noch einer drin? Hab ich mir doch gleich gedacht, dass … aaaah!« Kluftinger machte einen regelrechten Satz, als der Wagen von der Dunkelheit verschluckt wurde und sie ein scharfer Luftstoß streifte.
    Langhammer lachte

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