Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
gratulieren sollte, wenngleich die Eifersucht an ihm nagte. »Also, das sind ja aufregende Zeiten«, war alles, was er hervorbringen konnte. Er ließ seinen Kopf aufs Kissen sinken und tat so, als wäre er erschöpft.
»Dann bis später, Jack. Werd schnell wieder gesund«, mahnte Ned und drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Und übernimm dich nicht.«
Jacks Gefühle waren völlig durcheinander. Iris war Neds Freundin. Daran gab es nichts zu rütteln. Aber er bekam ihr Gesicht einfach nicht aus dem Kopf. Er hatte sich bestimmt nicht nur eingebildet, dass Iris mit ihm geflirtet und ihm – bewusst oder unbewusst – signalisiert hatte, dass sie sich nicht an Ned Sinclair gebunden fühlte.
Was für eine vertrackte Situation! Vielleicht sollte er ihr einfach aus dem Weg gehen, sie ignorieren, und seine Verwirrung würde vorübergehen. Wenn sie und Ned erst einmal verlobt waren, würde es für ihn womöglich leichter werden.
Jacks Lider wurden schwer, und er glitt in eine andere Welt irgendwo zwischen Wachen und Schlafen hinüber.
Iris schlich auf Zehenspitzen in das Zimmer, in dem Jack lag. Vorhänge aus Musselin dämpften das grelle Sonnenlicht, so dass sein Bett in einen weichen, goldenen Schimmer getaucht war. Sie war Ned aus dem Weg gegangen, hatte mit schlechtem Gewissen von der lang gezogenen Veranda des Krankenhauses aus zugesehen, wie er das Grundstück verließ und durch den schönen, gepflegten Garten zur Hauptstraße hinabschlenderte. Als sie sich sicher war, dass er nicht noch einmal zurückkommen würde und sich auch kein Mitglied ihrer Familie in der Nähe aufhielt, war sie zu Jacks ruhigem Zimmer ganz am Ende des Flurs gegangen.
Sie trat leise auf die Bodendielen und hielt dabei den Atem an, gefesselt von Jacks Körper, nackt bis zu den Hüften, die Decke lässig über den Unterleib drapiert.
Iris konnte sich nicht sattsehen an seinem Anblick. Reglos lag er auf dem Bett, den Marmorstatuen gleich, die sie in einem Londoner Museum bewundert hatte. Ein Teil seines Oberkörpers war bandagiert. Ihr Vater hatte etwas von gebrochenen Rippen gesagt. Iris’ Herz raste. Sie zwang sich, ihren Blick von seiner nackten Brust loszureißen.
Erst jetzt bemerkte sie die hässlichen Prellungen und die verschorften Wunden.
Sie betrachtete Jacks verletzten Arm, der, von einem Kissen gestützt, in einer Schlinge lag, und musste dem Drang widerstehen, ihm eine Haarlocke aus dem Gesicht zu streichen. Sie bemerkte seine dunklen Wimpern, die leicht gerunzelte Stirn, so als wäre Jack selbst im Schlaf tief in Gedanken versunken. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig; nur das leise Geräusch seines Atems war zu vernehmen.
Errötend ließ sie den Blick abermals über seinen Körper wandern, auch wenn sie wusste, wie ungehörig das war. Sie stellte sich vor, wie sie sich zu ihm hinabbeugte und mit ihren Lippen die seinen berührte, die leicht geöffnet waren und überaus einladend wirkten. Iris hustete leise und hoffte beinahe, dass ihn dieses Geräusch wecken würde, damit sie einen Vorwand hatte, ihn tatsächlich zu küssen und dabei ihr wahres Motiv hinter einem überschwänglichen Dank für die Rettung ihres Bruders verbergen zu können.
Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter. Draußen war alles ruhig. Iris holte tief Luft und zog ihren Handschuh aus. Sie würde es einfach riskieren. Zärtlich berührte sie mit ihren Fingerspitzen seine Brust. Dann legte sie langsam und vorsichtig ihre flache Hand auf Jacks warme Haut. Der Verband, den sie mit ihrer Handfläche streifte, erinnerte sie daran, dass sie sich auf verbotenem Terrain befand. Sie ließ ihre Hand noch ein paar Sekunden liegen, spürte seinen kräftigen Herzschlag, der in völligem Einklang mit ihrem stand, dann nahm sie ihre Hand wieder weg und zog den Handschuh darüber.
Verräterische Hitze staute sich in ihrem Nacken, brachte ihre Wangen zum Glühen und ließ ihren Atem schneller gehen. Leise setzte sie sich auf den Stuhl neben dem Bett, auf dem nur wenige Minuten zuvor der Mann gesessen hatte, der sie liebte, und wartete.
Jack erwachte mit heftigen Schmerzen, brennendem Durst und starkem Harndrang.
Er wandte den Kopf und blickte sich suchend nach einer Krankenschwester um. Stattdessen sah er Iris Walker wie eine frische Frühlingsblume in einem buttergelben Kleid mit weißer Spitze sittsam neben seinem Bett sitzen. Sie sah unglaublich schön aus. Allein ihr Anblick ließ ihn seine Schmerzen vergessen.
»Hallo, Jack«, sagte sie leise und
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