Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
eine Stadtführung für sie zu organisieren.«
»Das wäre fantastisch, Jack. Vielen Dank. Das wird ihr sicher gefallen.«
»Dann ist es also abgemacht. Wann fährst du?«
»Montag früh.«
»Gut. Klär das bitte mit den Walkers und sag Bell, sie soll sich am Montagmorgen bereithalten. Ich werde sie abholen.«
»Warum sagst du es ihr nicht selbst? Wir werden uns doch hoffentlich vorher alle noch sehen, oder etwa nicht?«
»Du hast recht. Warum kommt ihr beiden nicht morgen Abend zum Essen zu mir? Ich habe jetzt schließlich eine Köchin und kann Gäste empfangen.«
Harold Walker hatte Ned seinen Wagen geliehen, damit er Bella in Bangalore abholen konnte. Nichts hätte Iris davon abhalten können, Ned zu begleiten. Als sie nun die holperige, mit Schlaglöchern geradezu übersäte »Fernstraße« entlangfuhren, hielt Ned voller Glückseligkeit ihre Hand.
»Bist du glücklich, Iris?«, fragte er und unterbrach damit das entspannte Schweigen, das sich zwischen ihnen eingestellt hatte, nachdem Iris ihm ausführlich davon erzählt hatte, wie sie die Redhill Street Mills im Norden Englands besucht und all die wunderschönen Textilien gesehen hatte, die die Familie ihres Arbeitgebers verkaufte. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, warum Iris überhaupt nach Indien zurückgekehrt war, so begeistert, wie sie von ihrer Zeit in England sprach.
»Das weißt du doch.«
»Ich meine, bist du glücklich mit mir?«
»Natürlich. Wie kommst du auf diese Frage?«
Dieser Moment schien ihm genauso gut zu sein wie jeder andere. Er holte tief Luft. »Also, ich möchte, dass du meine Frau wirst«, platzte es aus ihm heraus.
»Ned! Das ist wohl kaum der richtige Ort für einen Heiratsantrag!«
»Warum denn nicht? Wir sind allein, wir halten Händchen, i ch bin glücklich. Um die Wahrheit zu sagen, ich war nie glüc klicher … und ich bin verliebt, Iris. Ich bin verliebt in dich.« Ned bremste abrupt und brachte den Wagen schlingernd zum Stehen. Staub wirbelte auf und erschreckte einen Ochsen, der ihnen, seine Last hinter sich herziehend, entgegenkam. Ned sprang aus dem Auto, machte eine entschuldigende Geste in Richtung des Viehtreibers und lief dann zur Beifahrerseite hinüber. Er riss die Tür auf und fiel auf ein Knie.
Iris begann zu lachen. »Ned, sei nicht al…«
Es war, als wären ihm plötzlich Flügel gewachsen und er würde hoch über den Wolken schweben, so leicht war sein Herz. »Ich liebe dich, Iris«, begann er und lächelte strahlend. »Für mich wird es niemals eine andere geben. Ich könnte niemals für eine andere Frau empfinden, was ich hier und jetzt für dich empfinde, also kann es für mich keinen besseren Ort geben, um dir das zu sagen.« Ned nahm ihre Hand und küsste sie, dann blickte er in ihre dunklen Augen. »Heirate mich, Iris. Sag Ja, und mach mich zum glücklichsten Menschen der Welt.«
Sie sahen einander einige lange Augenblicke an, bevor Iris seine Wange berührte und er seine Hand auf die ihre legte.
»Bitte, Iris.«
Ihr Gesicht umwölkte sich. »Ich brauche etwas Zeit, Ned.«
»Wie lange? Eine Stunde? Einen Nachmittag?«
Jetzt lachte sie wieder. »Ned …«
»Bitte sag es mir.«
»Bis zum nächsten Tanz.«
Er rechnete rasch nach. »Neun Tage also?«
»Ja.«
Zuerst war er ein wenig enttäuscht, dann aber tröstete er sich damit, dass sie ihn wenigstens nicht zurückgewiesen hatte – außerdem hatte er sie ohne jede Vorwarnung mit seinem Antrag überrascht. Sie wollte darüber nachdenken, was wohl bedeutete, dass sie mit ihren Eltern darüber sprechen würde. Er wusste, dass Harold und Flora auf seiner Seite standen. Als er sich wieder hinters Steuer setzte, war er durchaus zuversichtlich, dass Iris seinen Antrag annehmen würde.
Seine Zuversicht wuchs, als sie am Bowring Institute eintrafen, wo Jack und er, genau wie im Bangalore-Club, eingetragene Mitglieder waren. Auf diese Weise stand ihnen stets eine Unterkunft zur Verfügung, wenn sie in die Stadt kamen. Es spielte keine Rolle für Ned, dass Iris merklich ruhiger geworden war und ihre Unterhaltung inzwischen fast völlig eingeschlafen war, als er das Auto ihres Vaters auf das gepflegte Gelände des Clubs steuerte. Ned war überzeugt, dass Iris schon bald seine Hochstimmung teilen würde, und redete sich ein, dass sie einfach nur zu gut erzogen war und erst noch die offizielle Zustimmung ihrer Familie abwarten wollte.
Als er ihr beim Aussteigen behilflich war, konnte er nicht widerstehen, seine Herzensangelegenheit noch ein
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