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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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kostspielig, aber die meisten Familien setzen alles daran, dass ihre Töchter an ihrem Hochzeitstag einen Sari aus reiner Seide tragen.«
    »Erstaunlich.«
    »Die arme Raupe muss sterben, damit der Seidenkokon unbeschädigt bleibt. Man durchbohrt ihn mit dünnen Nadeln oder wirft ihn in kochendes Wasser.«
    Iris und Bella gaben wie aus einem Munde einen empörten Laut von sich.
    »Wann werde ich eigentlich den sagenhaften Jack Bryant kennenlernen, Ned?«
    »Nun, wir sollen heute Abend zu ihm zum Essen kommen.«
    »Oh, ja! Kommst du auch mit, Iris?«
    Iris sah sich um. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. »Nein. Ich bin nicht eingeladen, oder, Ned?«
    Ned starrte unverwandt auf die Straße vor ihnen. »Also, ganz so verhält es sich nicht. Ich glaube, Jack wollte einfach nichts falsch machen. Er wollte nur, dass Bella sich hier bei uns wohlfühlt. Ich bin nämlich nächste Woche nicht da.«
    Iris spürte einen Anflug von Eifersucht, weil Bella Jacks ungeteilte Aufmerksamkeit genießen würde, doch sie unterdrückte diese verräterischen Gedanken sofort wieder. Es waren schließlich nur wenige Stunden vergangen, seit Ned um ihre Hand angehalten hatte.
    »Bevor ich es vergesse, Bella, Jack hat angeboten, dich nächsten Montag nach Bangalore mitzunehmen. Er wird alles tun, dir einen schönen Tag dort zu bereiten.«
    »Oh, toll!«, rief Bella. Es war offensichtlich, dass sie es gewöhnt war, viel Aufmerksamkeit zu bekommen. »Ich hoffe doch, er sieht einigermaßen passabel aus«, fügte sie lachend hinzu, aber weder ihr Bruder noch Iris stimmten in ihr Lachen ein.
    Jack freute sich darauf, den großzügigen Gastgeber spielen zu können. Gangai und Kanakammal hatten den Tisch prächtig gedeckt und sogar die neue europäische Damasttischdecke aufgelegt, die Jack in Bangalore bestellt hatte. Einen Haushalt ein zurichten, war keine billige Angelegenheit, aber Jack hatte nich t sparen müssen, da er unerwartet zu Geld gekommen war.
    Das Haus hatte innen wie außen einen neuen Anstrich erhalten, und der Garten war verschönert worden. Das leicht her untergekommene Anwesen hatte sich in den letzten Wochen in einen großartigen, eines Gentlemans würdigen Bungalow verwandelt. Man konnte das Haus, zu dem eine kreisförmige Auffahrt führte, nicht übersehen, obwohl es ein Stück von der staubigen Straße zurückversetzt lag. Jack, der auf seiner breiten Veranda saß und auf KGF hinunterblickte, kam sich vor wie ein Gutsherr.
    Er hatte noch im Krankenhaus gelegen, als er völlig überraschend einen Brief von den Rechtsanwälten seiner Familie erhalten hatte. In dem Schreiben hatte man ihm mitgeteilt, dass sein Vater ihm nunmehr die finanziellen Mittel zur Verfügung stelle, die nötig waren, um sich in den Kolonien etablieren zu können. Nach sechs Jahren voller höflicher, wenngleich nichtssagender Briefe kam ihm dies mehr als seltsam vor. Die erste und unerwartet große Summe wurde telegrafisch an Jacks englische Bank in Bangalore überwiesen. Er vermutete, dass dieser Sinneswandel damit zusammenhing, dass sein Vater in letzter Zeit oft gekränkelt hatte. Nichts Ernstes, hatte seine Mutter ihm geschrieben, Jack aber fragte sich immer wieder, ob bei seinem Vater inzwischen die Milde des Alters die Oberhand gewonnen hatte; vielleicht hatte er auch einfach nur das Bedürfnis, mit seiner Familie ins Reine zu kommen.
    Jedenfalls hatte Jack bereits entschieden, wofür er das Geld ausgeben würde. Im Krankenhaus hatte er viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Er hatte beschlossen, dass er sich, genau wie sein alter Herr, als Geschäftsmann versuchen würde. Er war überzeugt davon, dass der alte Laden oben auf dem Funnel’s Hill in kürzester Zeit Gewinn abwerfen könnte, wenn ihn ein geeigneter Investor übernahm. Er hatte nicht die Absicht, seine neue berufliche Position aufzugeben, aber er würde einen fähigen Geschäftsführer einstellen und so das Beste aus beidem ziehen können: im Be rgbau bleiben und gleichzeitig Geschäftsmann sein. Der Laden stand schon über ein Jahr lang leer und verfiel langsam. Er schrie regelrecht nach jemandem, der eine Gemischtwarenhandlung eröffnete. Jack stellte sich den Laden als eine größere Ausgabe des kleinen Geschäfts von Chinathambi vor. Die Leute würden Schlange stehen, wenn sie feststellten, das s es dort ein ständig verfügbares, reichhaltiges Angebot englischer Waren gab, angefangen bei Marmelade bis hin zu Schnittmustern für Kleider. Neben dem Geschäftsführer würde er auch

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