Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
abzumildern. »Vielleicht bist du deshalb so sprachbegabt.«
»Vielleicht bin ich Ihnen tatsächlich in der Mine erschienen, als Sie aufgeben wollten, Sir.« Ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos, die Worte höflich und harmlos, und dennoch war die Herausforderung, die darin unterschwellig verborgen war, unüberhörbar. »Darf ich jetzt gehen?«
Er nickte verwirrt. »Natürlich. Ist alles für das Abendessen bereit?«
»Selbstverständlich, Sir.« Sie verließ das Zimmer, das Klimpern ihrer Fußreifen begleitete sie auf ihrem Weg durch den Flur.
Jack erwartete seine Gäste auf der Veranda. Wieder war Ned mit dem Wagen der Walkers gekommen, was Jack daran erinnerte, wie nahe sein Freund dieser Familie stand. Neben ihm saß ein schlankes blondes Mädchen mit einem strahlenden Lächeln, das nicht abwartete, bis man ihm die Beifahrertür öffnete. Ned sah Jack achselzuckend an, als Bella leichtfüßig die Treppe hinauflief und sich in Jacks Arme warf. »Endlich!«, sprudelte sie hervor. »Ich habe das Gefühl, ich würde Sie schon ewig kennen.«
Jack hielt sie ein Stück von sich. »Dolores, richtig?«, sagte er.
»Was?«, rief sie. »Oh, nein, ich bin …« Dann sah sie sein Grinsen und lachte hellauf. »Sie sind ein Scheusal.«
Wenn Ned zurückhaltend war, so sprudelte seine Schwester geradezu über. Alles an ihr strahlte: ihre Stimme, ihre Haare, ihr Lächeln.
»Verzeihen Sie, Bella, ein kleiner Scherz«, sagte er, nahm ihre Hand und verbeugte sich theatralisch, um einen Handkuss anzudeuten. »Es ist mir eine große Ehre, Sie kennenzulernen.«
»Ganz meinerseits, Mr. Bryant.«
»Wenn Sie das sagen, komme ich mir vor wie mein eigener Vater. Nennen Sie mich doch einfach Jack. Guten Abend, Ned«, sagte er und legte seinen gesunden Arm um seinen strahlenden Freund. »Dann ist sie also endlich hier.«
»In der Tat. Ist sie nicht bildhübsch?«
Bella tat ihm den Gefallen und drehte wieder eine Pirouette, wobei sie sich in der Bewunderung der beiden Männer sonnte.
»Ich schlage vor, dass du sie erst einmal versteckst.«
»Oh, das habe ich auch vor«, erwiderte Ned.
»Ich dachte mir, wir fangen mit einem netten kleinen Pimms an«, sagte Jack. »Ich nehme doch an, dass Miss Bella bereits Alkohol trinken darf?«
»Darf sie!«, sagte Bella. »Ich durfte sogar Cinzano Rosso trinken. Und ich habe auch schon einen Campari probiert!«
»Ah, da kommt der Aperitif!«, bemerkte Jack, als Gangai mit einem Tablett und einem Krug Pimms herbeikam, in dem sich auch Eiswürfel, Zitronen- und Orangenscheiben, ja sogar ein Zweig Minze und eine Zimtstange befanden.
»Wie hübsch«, bemerkte Bella mit einem erfreuten Händeklatschen. »Das passt ja perfekt zu diesem großartigen Sonnenuntergang. Sie haben sicherlich den schönsten Ausblick in ganz KGF , Jack.«
»Ich bin wirklich sehr glücklich, hier wohnen zu können. Ned, habe ich dir eigentlich schon von der Immobilie erzählt, die ich kaufen werde?«
Ned verschluckte sich fast an seinem Drink. »Was? Dann ist es also wahr, was gemunkelt wird? Dass du Gold gestohlen hast?«
Jack drohte ihm scherzhaft mit dem Finger und erzählte ihm dann von dem Geld, dem Geschäft, das er erworben hatte, und dem Haus, das er zu kaufen beabsichtigte. Es war ein merkwürdiges Gefühl für ihn, zuzugeben, dass seine Eltern reich waren, aber er war an diesem Abend in geselliger Stimmung, weshalb es ihm nichts weiter ausmachte.
»Ich kann nicht glauben, dass du mir das bis jetzt verheimlicht hast!«
»Ich habe es für nicht erwähnenswert gehalten, hatte ich doch all die Jahre so gut wie keinen Kontakt zu meiner Familie.«
»Warum nicht?«
»Ach, nichts von Bedeutung. Ich denke, ich wollte einfach nur meinen eigenen Weg gehen. Mein Vater hat diese Unabhängigkeit zweifellos gebilligt. Jedenfalls ist das nichts, was für die Öffentlichkeit bestimmt ist«, sagte er und rieb sich die Hände. »Bella, wenn wir nach Bangalore fahren, werden Sie mich vielleicht sogar begleiten, wenn ich den Kaufvertrag für das Haus unterzeichne.«
Sie stieß einen entzückten Schrei aus. »Ich liebe es, anderen Leuten beim Geldausgeben behilflich zu sein!«
»Als hätte ich es nicht geahnt«, stöhnte Ned. »Das gilt bestimmt nicht nur für Häuser. Wie viele Kleider braucht eine junge Frau eigentlich, Bell?«
»Kauf ihr doch einfach noch eins«, schaltete Jack sich ein.
»Jack, sie hat bereits Dutzende …«
»Dann bestehe ich eben darauf. Sie sollte unbedingt in Bangalore einkaufen. Dort gibt es
Weitere Kostenlose Bücher