Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
kurzen Zeit kann ich unmöglich jemand anderen fragen.«
Iris spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte. »Mum, ich wollte doch heute in der Schule helfen«, protestierte sie, allerdings nicht allzu entschieden.
»Bitte, Liebling. Oder hast du es versprochen?«
Iris sah Bella achselzuckend an. »Sieht so aus, als hättest du mich am Hals.«
Bellas Miene erhellte sich sichtlich. Offensichtlich war sie froh, dass es Iris und nicht Flora Walker war, die sie begleiten würde, denn das hätte dem Tag zweifellos einen gehörigen Dämpfer versetzt.
»Ich mache mich nur schnell fertig«, sagte Iris und ging in ihr Zimmer. Ein Gefühl des Triumphs überkam sie, allerdings verstand sie dieses Gefühl selbst nicht ganz. Wenn alles, worum Jack sie bat, ein einziger Tanz am helllichten Tage war, dann wäre ihre Schuld beglichen. Sie hätte ihr Versprechen eingelöst und könnte sich dann ganz und gar auf die Hochzeitsvorbereitungen konzentrieren. Und dennoch, dennoch …
Sie hatte Neds Antrag noch nicht einmal angenommen … jedenfalls nicht offiziell. Natürlich würde sie Ja sagen, schließlich liebte sie Ned – hatte sich bereits lange, bevor sie sich überhaupt persönlich begegnet waren, in ihn verliebt. Seine Briefe hatten ihr durch die schwersten Tage in London geholfen. Es wäre leicht für sie gewesen, nach Hause zu fliehen, aber sie wollte nicht als Versagerin dastehen. Und so hatte sie durchgehalten. In dem Wissen, dass sie darauf vertrauen konnte, schon bald wieder einen dieser wunderbaren hellblauen Umschläge in den Händen zu halten.
Er hatte ihr Zeichnungen geschickt, hatte das Leben in KGF beschrieben und sie mit jedem seiner Briefe zum Lächeln gebracht. Es war leicht, sich in Ned und seine freundliche, fürsorgliche Art zu verlieben. Aber wo war diese Atemlosigkeit, die mit der Liebe kam und von der sie schon so oft gehört hatte? Sie wollte den Chor der Engel singen hören, wenn sie Ned ansah. Er vermittelte ihr das Gefühl, eine Prinzessin zu sein; er vergötterte sie auf dieselbe Weise, wie dies Rupert und ihr Vater taten. Bei Ned fühlte sie sich sicher. Aber warum sangen die Engel nicht?
Ned hatte sie vergangenen Abend aus der Fassung gebracht. Er war nach dem Essen vorbeigekommen, hatte sie auf die Veranda hinausgebeten und verkündet, er habe eine Überraschung für sie. »Ich kann einfach nicht anders. Ich liebe eure Tochter«, hatte er ihren Eltern erklärt, dann hatte er Iris mit einem beinahe flehentlichen Blick angesehen. »Sag Ja. Mach mich zum glücklichsten Mann der Welt.«
Iris erinnerte sich daran, wie Ned in seine Tasche gegriffen hatte, erinnerte sich daran, wie sie die Luft angehalten hatte. Nein! Nicht doch! Er wollte jetzt doch nicht etwa … Doch, er wollte. All ihre Befürchtungen bestätigten sich, als er ihr die kleine dunkelblaue Samtschachtel zeigte.
»Werde meine Frau, Iris«, drängte er sie und klappte das Schächtelchen auf. Darin lag der Saphir, der ihr vergangene Woche in Bangalore aufgefallen war. Er wirkte in der Schachtel furchtbar klein.
»Im Geschäft hatte er aber noch keine Diamanten«, hatte sie in ihrer Panik gesagt.
Ned hatte einfach nur gelächelt. Ihr hatte das Herz zu bluten begonnen, als sie dieses Lächeln sah und wie viel Liebe darin lag. Warum hatte sie sich nicht in seine Arme geworfen und einen Freudenschrei ausgestoßen? Warum?
»Ich habe rechts und links davon einen Diamanten anbringen lassen … je einen für uns beide.«
»Ach, Ned.« Sie hatte das Gefühl gehabt, sie würde diese Szene in Zeitlupe erleben. Vor Anspannung hatte sie den Atem angehalten. Sie hatte die Hand ausgestreckt, um den kleinen, exquisiten Ring zu berühren, dann hatte sie sie wieder zurückgezogen und sie unsicher auf ihr schuldbewusstes Herz gelegt. »Ich bin vollkommen überwältigt«, hatte sie zutiefst verwirrt geflüstert.
Bevor sie sich’s versah, hatte Ned auch schon ihre linke Hand ergriffen und ihr den Ring auf den Finger gesteckt. »Wir werden ihn noch anpassen lassen müssen, mein Liebling.«
Sie hatte den Ring angestarrt. Die Luft, die sie angehalten hatte, war mit einem Schlag aus ihren Lungen gewichen.
Ned hatte ihre Hand mit dem Ring geküsst. »Ich liebe dich, Iris. Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht liegt, um dich glücklich zu machen.«
Sie wusste, dass er die Wahrheit sagte. Sie wusste, dass Ned treu und zuverlässig sein würde – ein wunderbarer Ehemann. Und dennoch. Von dem Moment an, als sie Jack Bryant
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