Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
attraktiv, wenn sie einmal lächeln würde.«
»Kommt«, sagte Jack entschieden. »Den Kaffee trinken wir draußen auf der Veranda, und dann sollten wir dafür sorgen, dass Bella ihren Schönheitsschlaf bekommt.«
33
Jack hatte vor, mit dem Zug nach Bangalore zu fahren. Er hatte Namathevi und Kanakammal beauftragt, Mrs. Walker einen Brief zu überbringen, in welchem er mitteilte, wann er kommen und Bella abholen würde. Außerdem wies er höflich darauf hin, dass er gerne eine Anstandsdame einladen würde, falls die Walkers der Auffassung seien, dass eine solche aufgrund von Neds Abwesenheit erforderlich sein sollte.
Er hoffte, dass Iris zwischen den Zeilen lesen und verstehen würde.
Iris schnitt im Garten vor dem Haus gerade Blumen für die Vase, als Kanakammal und ihre Schwester eintrafen. Das hochgewachsene Dienstmädchen hatte die Jüngere auf das Grundstück geschoben und war selbst draußen vor dem Tor stehen geblieben. Iris hatte den Brief entgegengenommen, dann hatte sie aufgeblickt, die Augen vor der Sonne abgeschirmt und die ältere Schwester interessiert angesehen.
Kanakammals Gesicht blieb wie immer völlig ausdruckslos. Sie nahm die Hand ihrer Schwester und ging davon, wobei sie so tat, als hätte sie die hübsche Anglo-Inderin nicht einmal gesehen.
»Mum!«
»Ich bin hier«, rief ihre Mutter aus dem Wohnzimmer, wo sie gerade Staub wischte. Sie gestattete niemandem, auch nicht dem sorgfältigsten Diener, ihre kostbaren Limoges-Figuren abzustauben, die ihr Mann ihr zum dreißigsten Hochzeitstag geschenkt hatte. »Was ist denn?«
»Es ist ein Brief gekommen. Von Mr. Bryant, glaube ich.«
Flora öffnete den Umschlag und überflog rasch dessen Inhalt.
»Was schreibt er denn?«, fragte Iris, deren Herz laut zu klopfen begonnen hatte.
»Er fragt, ob wir eine Begleitung für Bella auf ihrem Ausflug nach Bangalore für erforderlich halten.«
Iris’ Herz setzte einen Schlag aus. Sie versuchte, so beiläufig wie möglich zu klingen. »Wahrscheinlich ist das gar keine so schlechte Idee, wenn man bedenkt, wie ihr alle über ihn redet.«
»Ach, Bella ist für seinen Geschmack doch viel zu jung!«
»Nun, ich denke, wenn Ned in dieser Hinsicht keine Bedenken hat, sollten wir auch keine haben.«
Flora runzelte die Stirn. »Trotzdem, sie ist tatsächlich sehr jung … Andererseits hat Jack seine Fehler in meinen Augen mehr als wiedergutgemacht. Ich denke sogar, er sollte uns bald einmal besuchen.«
»Worauf willst du hinaus, Mum?«
»Ganz egal, wie willkommen Jack Bryant unserer Familie neuerdings ist, so könnten andere es doch für unangemessen erachten, wenn Bella nicht in Begleitung einer Anstandsdame wäre.«
»Wie du meinst«, sagte Iris ungezwungen. »Ich bringe Bella den Strauß hinauf.« Und damit verschwand sie, bevor ihre Mutter noch etwas sagen konnte.
Bella wirbelte aus ihrem Zimmer, bereit für den großen Tag. Sie sah so frisch aus wie die Blumen, die Iris in der Hand hielt. Da Bella gar nicht mehr aufgehört hatte, von dem gut aussehenden Jack Bryant zu sprechen, hatte Iris den Verdacht, dass sie bereits hoffnungslos in ihn verknallt war. Nun, sie war die Letzte, die ihr das verübeln konnte.
»Er holt mich um zehn ab. Das ist in weniger als einer halben Stunde, Iris.«
»Jetzt sieh nicht so beunruhigt drein. Du bist doch fertig, oder?«
»Ich denke schon. Findest du, ich sehe gut aus?«
»Du siehst fantastisch aus, Bell. Dein Rock und deine Bluse sind wirklich hübsch.«
»Vielen Dank. Mein Dad hat sie aus England kommen lassen.«
Iris reagierte nicht darauf. Wenn Bella unbedingt die Grenfells als ihre Eltern ansehen wollte, dann würde Ned das eben akzeptieren müssen.
»Jack hat übrigens einen Brief geschickt. Er hat gefragt, ob du eine Anstandsdame brauchst.«
»Warum denn das?«
Iris lachte. »Ich vermute, dass du dir das nicht annähernd vorstellen kannst.«
»Ich komme prima mit Jack aus. Ich freue mich schon auf unseren Ausflug.«
Darauf wette ich, dachte Iris leicht irritiert. Konnte es sein, dass dieses junge, leicht zu beeindruckende Mädchen aus Madras mit der makellos hellen Haut und den perfekten Zähnen Jack interessierte?
»Es ist nicht so, dass du beschützt werden müsstest, Bella. Es geht nur um deinen Ruf.«
Flora erschien im Flur. »Ah, Bella, hat Iris dir von Mr. Bryants Brief erzählt?«
Bella nickte ein wenig verdrossen.
»Ich bin der Meinung, es wäre klug, ihr würdet jemanden mitnehmen. Iris, Liebes, würdest du das für mich tun? In der
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